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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 3.1926

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Fundberichte
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Alamannisch-fränkische Zeit
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Veeck, Walther: Der Reihengräberfriedhof von Holzgerlingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.43774#0166

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154

Der Reihengräberfriedhof von Holzgerlingen.
Mit Abb. 74—80 und Taf. I, XXIII—XXXI, XXXIV.
Von. Walther Veeck.
Es war bisher ein schmerzlicher Mangel für unsere Forschung, daß
keiner der vielen württembergischen Reihengräberfriedhöfe vollkommen
wissenschaftlich untersucht worden ist. Und doch ist für eine eingehende
Bearbeitung des großen und wertvollen frühmittelalterlichen Materials,
das in den württembergischen Museen, besonders in der Stuttgarter staat-
lichen Altertümersammlung1) vorhanden ist, die restlose Aufdeckung eines
oder besser noch mehrerer alamannischer Friedhöfe eine unbedingte Voraus-
setzung. Das Württembergische Eandesamt für Denkmalpflege hat in den
letzten Jahren ganz besonders auch dieser Frage seine Aufmerksamkeit zu-
gewandt. Von der Untersuchung eines der schon bekannten alamannischen
Friedhöfe sahen wir ab, weil wir an einem bisher unbekannten und, soweit
ersichtlich, unberührten Grabfeld ein zuverlässigeres Bild zu bekommen hofften.
Als nun im Frühjahr 1925 in Holzgerlingen bei einem Hausbau
ein bis jetzt nicht bekannter Reihengräberfriedhof angeschnitten wurde,
entschloß sich das Dandesamt zur Ausgrabung desselben, weil die Bedingungen
für eine völlige Aufdeckung der ganzen Anlage gegeben schienen, wenn man
von den beim Neubau zerstörten Gräbern absieht.
tage und Gestalt des Grabfelds. Am Nordwestausgang
des Orts zwischen der alten Böblinger - und der erst vor wenig Jahren
erbauten Hülbenstraße liegt an einem sanft geneigten, sonnigen Süd-
hang unser Friedhof. Auf der Flurkarte (NW 12, 3) führt das Gewann den
Namen „H ü 1 b e n“. Die Einwohner nennen es auch „am Betteiber g“,
„hinter dem Pfarrgarten“ oder „am K r e u z“, weil sich hier
ehedem zwei jetzt aufgelassene Wege kreuzten.
Von Funden an dieser Stelle war in Holzgerlingen bisher nichts bekannt
geworden, und doch haftet im Volk die Erinnerung an diese alte Begräbnis-
stätte. Es ist unheimlich am Bettelberg. Geister treiben hier ihr Wesen,
ein Gespenst mit dem Kopf unter dem Arm geht um, so erzählen jetzt noch
alte Leute.
Wir begannen im März und April 1925 mit der Grabung und führten
sie dann im September, November und Dezember weiter. Ihren Abschluß
fand sie im Februar 1926. Aufgedeckt wurden 302 Gräber. Damit war der
Friedhof erschöpft.
Gegraben wurde auf den Parzellen 4751—4757- Die Grenzen des Fried-
hofs wurden überall erreicht. Der Plan des Grabfelds zeigt die Gestalt eines
länglichen Ovals mit ungleichen, unregelmäßigen Rändern. Spuren einer
Umfriedung konnten nirgends festgestellt werden; es wurden weder Reste
einer Trockenmauer noch Spuren eines Holzzauns nachgewiesen. Die etwas
wirre Anordnung der Gräber an den Rändern spricht auch dagegen, daß eine
solche vorhanden war (siehe Plan Taf. XXXIV).
Die Gräber lagen in unregelmäßigen Reihen, bald sprang das
eine, bald das andere aus der Reihe heraus. Auch die Abstände zwischen
ihnen waren verschieden groß. Des öfteren fanden sich in dem Friedhof
’) Im Jahre 1883 erschien darüber der Katalog von L. Mayer. Mit 20 Abbildungen
Stuttgart. J. B. Metzler’sclier Verlag.
 
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