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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Editor]; Württembergischer Altertumsverein [Editor]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Editor]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Editor]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 3.1926

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Fundberichte
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Alamannisch-fränkische Zeit
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Veeck, Walther: Der Reihengräberfriedhof von Holzgerlingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.43774#0167

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155

freie Plätze. Alle Gräber waren von West nach Ost gerichtet, bis auf io,
welche von Nordwest nach Siidost angelegt waren. Die übliche Erklärung
für diese Abweichung, daß die betreffenden Toten zu einer Jahreszeit be-
graben worden seien, da die Sonne mehr im Südosten aufgegangen sei, be-
friedigt nicht, da die Zahl der Nordwest—-Südost gerichteten Gräber dann
größer gewesen sein müßte. Eine andere Deutung vermögen wir jedoch
vorerst nicht zu geben.
|Nur Grab 224 war ein Steinplattengrab, sämtliche anderen waren ohne
Verwendung von Steinen angelegt. Das Ausmaß der Gräber war ganz ver-
schieden, die Länge schwankte zwischen 1,10 m und 2,50 m, die Breite
zwischen 50 cm und 1,20 m, ihre Tiefe zwischen 25 cm und 2,20 m. Sie waren
in der Regel senkrecht rechteckig in den Lößboden geschachtet, bisweilen
verjüngten sie sich zur Sohle.
Holzsärge und hölzerne Grabeinbauten. Bei
42 Gräbern konnte noch die Verwendung von Holz zu Grabeinbauten oder
die von Holzsärgen nachgewiesen werden. Holzproben, welche Herrn Prof.
Eichler vom Naturalienkabinett vorgelegt wurden, konnten nur in einzelnen
Bällen noch bestimmt werden. Im allgemeinen scheint Eiche benutzt worden
zu sein. In einem Grab —■ 63 —- konnte Eichler noch Schilfrohr feststellen,
auf dem der Tote geruht hat.
Es scheint, daß Holzsärge und Grabkammern aus Holz bei allen Be-
stattungen Verwendung gefunden haben, auch dort, wo sich keine Holz-
spuren mehr nachweisen ließen. Oefters fanden sich in vollkommen un-
berührten Gräbern, in denen das Skelett in ursprünglicher Lage freigelegt
wurde, einzelne Skeletteile, wie etwa Becken-, Arm- oder Schenkelknochen,
fast senkrecht in die Höhe stehend. Das kann nur so erklärt werden, daß
der Leichnam sich in einem Hohlraum, einem Holzsarg, einer Grabkammer
aus Holz zersetzt hat. Später ist dann das Holz des Grabes verfault und
zunächst an einer Stelle eingebrochen und die hier einstürzenden Erdmassen
haben einzelne Knochen in die oben geschilderte Lage gedrückt.
Besonders beweisend für diese Ansicht ist der Befund des Gr. 250.
Das Grab war doppelt belegt. Die obere Bestattung ruhte ursprünglich auf
der aus Holz errichteten Grabkammer der unteren. Später ist die Decke
dieser unteren Grabkammer eingebrochen und das Skelett oben mit seinen
Beigaben und dem eindringenden Erdreich teilweise in den Hohlraum der
unteren herabgestürzt. So erklärt es sich, daß sich die Skelettreste der oberen
Bestattung zerstreut in etwa 1—2 m Tiefe fanden, daß ferner die Beigaben,
vor allem Sax und Spatha, fast senkrecht mit der Spitze abwärts im Grabe
lagen. Es war hier nicht etwa so, daß der Totengräber bei der zweiten Be-
legung eine ältere Bestattung schon vorfand, diese ausräumte und dann beim
Wiedereinfüllen des Grabes die Skeletteile der älteren Bestattung über der
jüngeren wieder ins Grab legte, wie wir das verschiedentlich an anderen
Stellen feststellen konnten.
Eine weitere Stütze für die Annahme von Holzeinbauten lieferten
auch die Kindergräber. Sie waren teilweise abweichend von der bei Er-
wachsenen üblichen Bauart angelegt. Die Kinder waren manchmal sitzend
mit ausgestreckten Beinen dem Erdboden übergeben. Schädel und Skelett-
teile des Oberkörpers fanden sich zu einem Häufchen zusammengesunken
in der Beckengegend. Auch dieser Befund spricht für das Vorhandensein
einer aus Holz gebauten Grabkammer. Denn hätte man die Kinder nicht
in einem Hohlraum beigesetzt, so hätte die Auffüllerde des Grabes auch nach
der Zersetzung der Leiche die Skeletteile des Oberkörpers halten müssen,
 
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