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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 3.1926

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Fundberichte
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Alamannisch-fränkische Zeit
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Veeck, Walther: Der Reihengräberfriedhof von Holzgerlingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.43774#0168

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156

und wir hätten z. B. auf den Schädel in einer beträchtlich höheren Lage
als auf die Knochen des Beckens treffen müssen.
Die Beschäftigung mit den Reihengräberfriedhöfen drängt uns immer
mehr zu der Ansicht, daß die Alamannen, soweit sie nicht ihre Gräber aus
Stein bauten, entweder Holzsärge benutzten oder Grabeinbauten aus Holz
errichteten. Hierfür sprechen neben den Holzgerlinger Gräbern vor allem
die von Oberflacht, wo sich ja ausnahmslos bei allen Gräbern die Verwendung
von Holz zum Aufbau nach weisen ließ1). Ueber weiteres Material aus Württem-
berg habe ich in den Bl. des Schwäb. Albv. 1924 S. 173/4 „Holzsärge und
hölzerne Grabeinbauten in alamannischen Reihengräbern“ berichtet.
Waren die Gräber äußerlich kenntlich? Spuren
von Holzsäulen' oder Grabsteinen, die etwa nach Art unserer heutigen Grab-
denkmäler auf den Grabstätten gestanden hätten, konnten nirgends nach-
gewiesen werden. Waren solche vorhanden, so sind sie dem Pflug zum Opfer
gefallen.
Dagegen wurde eine Umfriedung der Gräber in 2 Bällen einwandfrei
festgestellt. An der Südwestecke des schon erwähnten Hauses deckten wir
230 auf. Es lag etwas isoliert inmitten der übrigen Gräber und war von
einem rund umlaufenden Graben umgeben, der einen Raum von 5,60 m
Durchmesser umschloß. Dieser jetzt zugeschwemmte Graben war oben
55 cm, auf der Sohle 47 cm breit, und 80 cm tief. An seiner Innenwand
wurden in Abständen von 25-—30 cm 4—5 cm starke Pfostenlöcher fest-
gestellt, die bis zu 0,90—1 m Tiefe in den Boden hinabgingen. Die Pfosten
gehörten offenbar zu einem Flechtwerkzaun, der die innere Grabenböschung
stützte, der Aushub des Grabens aber war wohl mit dazu benutzt, um über
dem Grabe einen kleinen Hügel zu wölben.
Ganz ähnlich war der Befund bei 75. An der West- und der Hälfte der
Südseite lief ein 30 cm breiter und 90 cm tiefer Graben, der rechtwinklig
das Grab umzog. Leider war der Graben auf Ost- und Nordseite zerstört.
In dem erhaltenen Südteil fanden sich noch Spuren von 5 Pfostenpaaren
von 3—4 cm Durchmesser, die in Zwischenräumen von 20-—30 cm eingerannt
waren.
Bei den anderen Gräbern ließen sich keine ähnlichen Feststellungen
machen. Aber es müssen alle Gräber äußerlich kenntlich gewesen sein. Dafür
sprechen noch andere Umstände. Als wir die ausgehobenen Grabstätten
wieder zufüllten, erhielten wir ein ansprechendes Bild von dem früheren
Aussehen unseres Friedhofs. Ein kleiner Hügel reihte sich an den andern.
Als solche kleinen Hügel sind die Gräber ehemals sichtbar gewesen, gerade
so wie es ja auch die Gräber unserer heutigen Friedhöfe sind. Die Hügel
müssen sogar manchmal recht ansehnlich gewesen sein, da. infolge der Ver-
wendung von Särgen und Grabeinbauten aus Holz ziemlich große Erdmassen
zur Aufschüttung zur Verfügung standen, die man bisweilen wie bei 230
oder 75 noch anderweitig verstärkte.
Diese Grabhügel können auch eine Erklärung geben für die Unregel-
mäßigkeit der Gräberreihen. Die Totengräber haben die neuen Grabstätten
immer wieder am Rand der alten Hügel angelegt; da diese bald größer, bald
kleiner waren, wurden die Abstände zwischen den Gräbern ungleich.
Auch die doppelte Belegung mancher Gräber ist
ein Beweis dafür, daß die Grabstätten früher sichtbar waren. Wir haben
42 Gräber mit doppelter und 4 Gräber mit dreifacher Belegung feststellen
können, so daß im ganzen in 302 Gräbern 352 Personen beigesetzt worden sind.
Bei dieser wiederholten Belegung ist folgendes zu unterscheiden. Es
fanden sich Doppelgräber wie 54/55, 56/57, 80/81, wo beide Skelette in gleicher
 
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