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Gesellschaft für Vor- und Frühgeschichte in Württemberg und Hohenzollern [Hrsg.]; Württembergischer Altertumsverein [Hrsg.]; Württembergischer Anthropologischer Verein [Hrsg.]; Württembergischer Geschichts- und Altertumsverein [Hrsg.]
Fundberichte aus Schwaben — N.F. 3.1926

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Fundberichte
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Alamannisch-fränkische Zeit
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Veeck, Walther: Der Reihengräberfriedhof von Holzgerlingen
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https://doi.org/10.11588/diglit.43774#0169

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157

Tiefe ungestört nebeneinander lagen. Diese Bestattungen sind unbedingt
gleichzeitig. Eine andere Art von zweifacher Benutzung ist häufiger. Bei
dieser lagen die Skelette in verschiedener Tiefe, aber ungestört übereinander.
Hier kann kein zu großer Zeitraum zwischen der ersten und zweiten Belegung
bestanden haben. Jedenfalls war der Sarg der unteren, älteren Bestattung
noch erhalten, als man das Grab zum zweiten Mal belegte. Dagegen muß
ein größerer Zwischenraum zwischen der ersten und zweiten Benutzung
der Gräber gelegen haben, bei denen wir in der Auffüllerde die Skelettreste
der älteren Bestattung feststellten, während die jüngere unberührt auf der
Sohle des Grabes ruhte.
Diese doppelt benutzten Gräber verteilten sich über den ganzen Friedhof.
Sie fielen durch die Dürftigkeit der Beigaben auf. Im allgemeinen konnte
man feststellen, daß die reicher ausgestatteten Gräber nur einmal benutzt
waren. Ausnahmen kamen allerdings vor, z. B. die Gräber 192, 195 und 250.
Ueberschneidungen beobachteten wir bei 8 und 9, 153 und 154,
159 und 160, 174 und 175, 208 und 209, 217 und 218, 297, 298 und 299. Die
Art der Beigaben gestattet jedoch keine Rückschlüsse über das zeitliche
Verhältnis der jeweiligen Bestattungen zueinander.
Brandspuren stellten wir in 16, 25, 61, 6g, 107, 276, 293 fest.
Es war immer eine Brandplatte über den Bestattungen, wohl die Reste eines
Opferfeuers. Leichenbrand wurde dagegen nirgends gefunden.
Männer-, Frauen- und Kindergräber. Der Erhal-
tungszustand der Skelette war sehr schlecht. Bei sehr vielen konnte das
Geschlecht der bestatteten Person aus dem Skelett nicht bestimmt werden,
sondern nur aus der Art der Beigaben. Doch auch diese versagten öfters,
so daß 161 Bestattungen unbestimmbar blieben. Gesichert sind 88 Männer-
gräber, 78 Frauengräber, ■ 25 Kindergräber.
Die Gräber der verschiedenen Geschlechter lagen durcheinander, aber
doch so, daß immer einige Männer-, einige Frauen- sowie Kindergräber zu
einer Gruppe vereinigt sind.
Die Erwachsenen waren in der Regel in gestreckter Rückenlage
beigesetzt, den Kopf im Westen, den Blick also gegen die aufgehende Sonne,
die Arme ausgestreckt beiderseits des Oberkörpers. Einige Male, in 34 und
127, wurden Tote mit angezogenen Oberschenkeln beobachtet. In 122 lag
das Skelett auf der linken Seite mit angezogenen Knien. In 129 hatte der
Tote die Hände über dem Unterleib gefaltet. In 124 war ein ausgesprochener
Hocker liegend der Erde übergeben. In Grab 204 war eine alte Person sitzend
beigesetzt. Doch darf aus diesen Fällen nicht zu viel über die ursprünglich
beabsichtigte Lage geschlossen werden, denn es ist immerhin möglich, daß
diese Abweichungen von der Regel z. T. wenigstens durch spätere natürliche
Einwirkungen mit Erdniederbruch in den Hohlraum der Grabkammern
und Särge verursacht worden sind.
Ueber die Kindergräber siehe oben S. 155. Die in Holzgerlingen
gemachten Beobachtungen sind nicht neu. Aehnliches stellte schon Holder
in Göppingen2), Burger in Langenau3), ich selbst in Dürrenmettstetten
fest4). Der in Holzgerlingen bei Kindern geübte Bestattungsbrauch ist also
nicht vereinzelt. Nach neueren Mitteilungen soll er auch im Ditzinger Reihen-
gräberfriedhof beobachtet worden sein. Auch der kleine Holzschemel, welcher
in dem Oberflachter Kindergrab 16 gefunden wurde, ist wohl mit der Sitte,
Kinder sitzend beizusetzen, in Verbindung zu bringen 5).
Grabausstattung: Im allgemeinen enthielten die Gräber
Beigaben, die einen reichere, die anderen geringere. Nach P. Reinecke 6)
hat altem germanischem Recht gemäß der Tote Anspruch, daß für sein Be-
 
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