VORWORT.
Ais wir im Frühjahr 1878 nach Athen kamen, stand H. Schliemanns ruhmvolle Entdeckung
der mykenischen Fürstengräber im Vordergrund des wissenschaftlichen Interesses. Aber während
über Alter und Herkunft der kostbaren Schmucksachen, Waffen und Geräte bereits lebhaft ver-
handelt und geforscht wurde, waren begreiflicher Weise die unscheinbaren gemalten Vasen und
Vasenscherben, die sich in den Gräbern und oberhalb derselben gefunden hatten, noch wenig be-
achtet worden. Man hatte meist geglaubt, sie in der weiträumigen Rubrik der „geometrischen"
Vasen unterbringen zu können, nirgends aber ausgesprochen, dafs hier eine von allem bisher Be-
kannten völlig verschiedene Vasengattung vorlag. Und doch boten die gemalten Vasen ein be-
sonders günstiges Object für historische Untersuchungen über Herkunft, Entwicklung und Ver-
breitung der mykenischen Kunst. Denn während die Funde an Metall, Glas, Elfenbein u. s. w.
sich auf wenige und zeitlich einander ziemlich nahestehende Grabanlagen beschränkten, hatten sich
Vasenscherben ununterbrochen von der ältesten Zeit bis zur Zerstörung Mykenäes abgelagert, und
wenn für den mykenischen Goldschmuck nur ein geringfügiges Material aus andern Fundstätten
zur Vergleichung vorlag, so liefs sich für die Vasen bereits ein weiteres Absatzgebiet erkennen,
wenn auch Niemand die jetzt nachweisbare Ausdehnung desselben von Kleinasien und Aegypten bis
Sicilien und Unteritalien ahnen konnte.
Wir glaubten daher mit Ordnung und Püblication der nrykenischen Vasen, einschliefslich
der gleichartigen Stücke aus andern Fundstellen, eine nützliche Arbeit zu tun und fanden für
unsern Plan die bereitwilligste und nachhaltigste Unterstützung bei dem Leiter des „deutschen
archäologischen Instituts" in Athen Ulrich Koehler, der mit am frühesten die universalhistorische
Bedeutung der mykenischen Funde gewürdigt hatte. Durch seine Vermittlung stellte uns die
„Archäologische Gesellschaft" mit der ihr eigenen bedingungslosen Liberalität das Untersuchungs-
material zur Verfügung und förderten die Herren Stephanos und Athanasios Kumanudes,
sowie der inzwischen seinem Vaterland und der Wissenschaft zu früh entrissene Herr P. Stama-
takis, der als Regierungscommissar Schliemanns Ausgrabungen beigewohnt hatte, unsere Arbeit
in jeder ihnen zulässig scheinenden Weise.
Ais wir im Frühjahr 1878 nach Athen kamen, stand H. Schliemanns ruhmvolle Entdeckung
der mykenischen Fürstengräber im Vordergrund des wissenschaftlichen Interesses. Aber während
über Alter und Herkunft der kostbaren Schmucksachen, Waffen und Geräte bereits lebhaft ver-
handelt und geforscht wurde, waren begreiflicher Weise die unscheinbaren gemalten Vasen und
Vasenscherben, die sich in den Gräbern und oberhalb derselben gefunden hatten, noch wenig be-
achtet worden. Man hatte meist geglaubt, sie in der weiträumigen Rubrik der „geometrischen"
Vasen unterbringen zu können, nirgends aber ausgesprochen, dafs hier eine von allem bisher Be-
kannten völlig verschiedene Vasengattung vorlag. Und doch boten die gemalten Vasen ein be-
sonders günstiges Object für historische Untersuchungen über Herkunft, Entwicklung und Ver-
breitung der mykenischen Kunst. Denn während die Funde an Metall, Glas, Elfenbein u. s. w.
sich auf wenige und zeitlich einander ziemlich nahestehende Grabanlagen beschränkten, hatten sich
Vasenscherben ununterbrochen von der ältesten Zeit bis zur Zerstörung Mykenäes abgelagert, und
wenn für den mykenischen Goldschmuck nur ein geringfügiges Material aus andern Fundstätten
zur Vergleichung vorlag, so liefs sich für die Vasen bereits ein weiteres Absatzgebiet erkennen,
wenn auch Niemand die jetzt nachweisbare Ausdehnung desselben von Kleinasien und Aegypten bis
Sicilien und Unteritalien ahnen konnte.
Wir glaubten daher mit Ordnung und Püblication der nrykenischen Vasen, einschliefslich
der gleichartigen Stücke aus andern Fundstellen, eine nützliche Arbeit zu tun und fanden für
unsern Plan die bereitwilligste und nachhaltigste Unterstützung bei dem Leiter des „deutschen
archäologischen Instituts" in Athen Ulrich Koehler, der mit am frühesten die universalhistorische
Bedeutung der mykenischen Funde gewürdigt hatte. Durch seine Vermittlung stellte uns die
„Archäologische Gesellschaft" mit der ihr eigenen bedingungslosen Liberalität das Untersuchungs-
material zur Verfügung und förderten die Herren Stephanos und Athanasios Kumanudes,
sowie der inzwischen seinem Vaterland und der Wissenschaft zu früh entrissene Herr P. Stama-
takis, der als Regierungscommissar Schliemanns Ausgrabungen beigewohnt hatte, unsere Arbeit
in jeder ihnen zulässig scheinenden Weise.