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BOEOTIEN.
(Tafel XIX. XX.)
1. Orchomenos.
Zu Ende des Jahres 1880 hat Schliemann in Orchomenos gegraben und sowol das sog.
Schatzhaus des Minyas ausgeräumt, als einige Schachte und Gräben an verschiedenen Punkten der alten
Stadt ausgehoben. Im Frühjahre 1882 habe ich (F.) die Stätte besucht. Ton bei der Ausgrabung gefun-
denen und aufgehobenen Scherben kam mir weder in Athen, noch Orchomenos etwas zu Gesichte, mit
Ausnahme eines einzigen im Cultusministerium zu Athen aufbewahrten Stückes (Taf. XIX, 135). Im
Uebrigen bin ich auf meine Beobachtungen an der Stelle der Ausgrabungen selbst, sowie auf die Notizen
angewiesen, die Schliemann, Orchomenos, Leipzig 1881, S. 39ff. über Yasenscherben giebt.
Die Erdmassen in und bei dem sog. Schatzhause wurden auffallend frei von Scherben gefunden.
Dagegen sind die Schuttanhäufungen an der Nordseite des Burghügels, wo Schliemann mehrere Schachte
und einen gröfseren Einschnitt gegraben hat, von Scherben voll. Die bei weitem gröl'ste Anzahl der-
selben ist jedoch von einer gemeinen groben localen Technik, häufig innen schwarz und aufsen rot
gebrannt, meist jedoch gleichmäfsig rötlich; der grobe Thon entbehrt der feineren Glättung oder eines
Ueberzuges. Die Formen, soweit sie sich erkennen lassen, haben einen sehr altertümlichen Charakter,
wie die bei Schliemann S. 40—43 abgebildeten Fragmente zeigen können. — Yon feineren Gefäfsen fanden
sich nur sehr wenige Scherben, doch diese von Gattungen des Mykenischen Kreises. Namentlich sah ich
Scherben aus schwarzem Thone, auch Becherfüfse wie No. 2 unserer Formentafel mit geriefeltem Stamm,
genau wie in Mykenae. Das Fragment bei Schliemann S. 44, Fig. 9, das genau mit der schwarzen Vase
aus dem 6. Myken. Grabe (s. Myk. Thong., 1879, Taf. X, 50) stimmt, gehört w ahrscheinlich hierher. Ferner
constatirte ich Fragmente der rotfhonigen Mattmalerei; auch geriefelte Becherfüfse wie jene schwarzen,
doch aus dem roten Thone der letzteren Gattung. Yon Fragmenten mit Firnifsmalerei konnte icli nur
wenige auffinden und zwar nur solche des gewöhnlichen dritten Stiles. Schliemann hat nach S. 40
Fragmente dieser Art, sowie mit Firnifsfarbe bemalte Kühe (deren ich keine sali) nur bis zur Tiefe von
6 Fufs gefunden, eine Bemerkung von sehr zweifelhafter Bedeutung, da die Schuttanhäufungen meist
relativ spät entstanden zu sein scheinen und keine regelmäfsigen Ablagerungen darstellen.
Man darf aus diesem Tatbestand, so unvollkommen er sich bis jetzt erkennen läfst, doch bereits
schliefsen, dafs die feineren Gattungen der „Mykenischen" Yasen nur spärlich nach Orchomenos gelangt
sind, dafs nur die ältesten Arten daselbst etwas häufiger vorkamen und man sich im Ganzen mit
rohen Gefäfsen altertümlich primitiver Form und localer Verfertigung behalf.
135. Gefunden in einem südlich vom Kloster gezogenen Graben „unter einem Pithos". In Athen
im Cultusministerium (1882). Stück eines Napfes. Firnifsmalerei des dritten Stiles; braune Firnifsfarbe.
Gemalte Stauden schmücken das Fragment. Vgl. Taf. XXVI, 203.
2. Livadia.
134. und 134a- Trichter. In der Samml. der Archäol. Ges. zu Athen. Ueber die Auffindung war
nichts Näheres zu erfahren. Am Henkelansatz zwei Brennlöcher. Firnifsmalerei 3. Stils. An der einen
Hälfte der Vase scheint ein Versuch gemacht, den glatten gelben Thon mit einer dünnen weifsen Schicht
zu überziehen, auf welche dann die Firnifsfarbe gesetzt wurde. — Zum Ornament vgl. Taf. XXXI, 295.
BOEOTIEN.
(Tafel XIX. XX.)
1. Orchomenos.
Zu Ende des Jahres 1880 hat Schliemann in Orchomenos gegraben und sowol das sog.
Schatzhaus des Minyas ausgeräumt, als einige Schachte und Gräben an verschiedenen Punkten der alten
Stadt ausgehoben. Im Frühjahre 1882 habe ich (F.) die Stätte besucht. Ton bei der Ausgrabung gefun-
denen und aufgehobenen Scherben kam mir weder in Athen, noch Orchomenos etwas zu Gesichte, mit
Ausnahme eines einzigen im Cultusministerium zu Athen aufbewahrten Stückes (Taf. XIX, 135). Im
Uebrigen bin ich auf meine Beobachtungen an der Stelle der Ausgrabungen selbst, sowie auf die Notizen
angewiesen, die Schliemann, Orchomenos, Leipzig 1881, S. 39ff. über Yasenscherben giebt.
Die Erdmassen in und bei dem sog. Schatzhause wurden auffallend frei von Scherben gefunden.
Dagegen sind die Schuttanhäufungen an der Nordseite des Burghügels, wo Schliemann mehrere Schachte
und einen gröfseren Einschnitt gegraben hat, von Scherben voll. Die bei weitem gröl'ste Anzahl der-
selben ist jedoch von einer gemeinen groben localen Technik, häufig innen schwarz und aufsen rot
gebrannt, meist jedoch gleichmäfsig rötlich; der grobe Thon entbehrt der feineren Glättung oder eines
Ueberzuges. Die Formen, soweit sie sich erkennen lassen, haben einen sehr altertümlichen Charakter,
wie die bei Schliemann S. 40—43 abgebildeten Fragmente zeigen können. — Yon feineren Gefäfsen fanden
sich nur sehr wenige Scherben, doch diese von Gattungen des Mykenischen Kreises. Namentlich sah ich
Scherben aus schwarzem Thone, auch Becherfüfse wie No. 2 unserer Formentafel mit geriefeltem Stamm,
genau wie in Mykenae. Das Fragment bei Schliemann S. 44, Fig. 9, das genau mit der schwarzen Vase
aus dem 6. Myken. Grabe (s. Myk. Thong., 1879, Taf. X, 50) stimmt, gehört w ahrscheinlich hierher. Ferner
constatirte ich Fragmente der rotfhonigen Mattmalerei; auch geriefelte Becherfüfse wie jene schwarzen,
doch aus dem roten Thone der letzteren Gattung. Yon Fragmenten mit Firnifsmalerei konnte icli nur
wenige auffinden und zwar nur solche des gewöhnlichen dritten Stiles. Schliemann hat nach S. 40
Fragmente dieser Art, sowie mit Firnifsfarbe bemalte Kühe (deren ich keine sali) nur bis zur Tiefe von
6 Fufs gefunden, eine Bemerkung von sehr zweifelhafter Bedeutung, da die Schuttanhäufungen meist
relativ spät entstanden zu sein scheinen und keine regelmäfsigen Ablagerungen darstellen.
Man darf aus diesem Tatbestand, so unvollkommen er sich bis jetzt erkennen läfst, doch bereits
schliefsen, dafs die feineren Gattungen der „Mykenischen" Yasen nur spärlich nach Orchomenos gelangt
sind, dafs nur die ältesten Arten daselbst etwas häufiger vorkamen und man sich im Ganzen mit
rohen Gefäfsen altertümlich primitiver Form und localer Verfertigung behalf.
135. Gefunden in einem südlich vom Kloster gezogenen Graben „unter einem Pithos". In Athen
im Cultusministerium (1882). Stück eines Napfes. Firnifsmalerei des dritten Stiles; braune Firnifsfarbe.
Gemalte Stauden schmücken das Fragment. Vgl. Taf. XXVI, 203.
2. Livadia.
134. und 134a- Trichter. In der Samml. der Archäol. Ges. zu Athen. Ueber die Auffindung war
nichts Näheres zu erfahren. Am Henkelansatz zwei Brennlöcher. Firnifsmalerei 3. Stils. An der einen
Hälfte der Vase scheint ein Versuch gemacht, den glatten gelben Thon mit einer dünnen weifsen Schicht
zu überziehen, auf welche dann die Firnifsfarbe gesetzt wurde. — Zum Ornament vgl. Taf. XXXI, 295.