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Die Gartenkunst — 14.1912

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Heick, Gustav: Die Vegetation des letztvergangenen Dezembers
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0031

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XIV, 2

DIE GARTENKUNST.

23

die noch im Dezember aus kaum
Farbe zeigenden Knospen frisch er-^
blüht waren, daß dies an den wider-
standsfähigen geschah, ist wohl er-
klärlich. Aber auch an Chrysanthe-
mum maximum gab es Blüten, die
sich erst im Dezember aus Knospen
entfalteten. Und ganze Beete voller
Reseden konnte man sehen, som-
merfrisch aber duftlos; die Malven
hatten neue Triebe und Blüten ge-
bracht, die noch im Weihnachts-
monat erfreuen konnten; einzelne
Goldlackblüten gab es zu schauen,
und eine Menge formen- und farben-
schöner Ringelblumen, die jetzt das
Auge mehr erfreuten, als sie es im
Sommer tun konnten. Ich hätte
gewiß noch blauen Stauden-Ritter-
sporn bekommen, wenn ich die kno-
spenreichen Triebe nicht schon vor-
her abgeschnitten hätte. Und wer
weiß, was in den Gärten noch alles
an Gartenblumen blüht. Aber auch
der Asparagus Sprengeri fühlt sich
noch wohl im Freien.

Und wie sieht es draußen aus ?

Der Naturfreund und Gartenkünstler wird eine
besonders farbenbunte Herbstfärbung, hervorgerufen
durch die eindringliche Wirkung der glühenden Son-
nenstrahlen, erwartet haben. Aber die leuchtend-
sten Farben fehlten ganz , oder >
waren schnell dem herbstlichen
Braun unterlegen. Die blutroten
Flecken und Klexe, die sonst so auf-
fällig aus dem satten Grün an Evo-
nymus europeus hervorleuchten und
diesen Waldstrauch vor vielen aus-
zeichnen, waren diesmal nicht zu
sehen. Die Rotbuche, die sonst im
herbstlichen Sonnenschein geradezu
in Rot flammt, konnte sich nur zu
einem Braunrot aufschwingen: die
Sonnenstrahlen hatten das die roten
Farbentöne erzeugende Phytorhodin
zu sehr angegriffen und dieses nicht
zur rechten Entwickelung gelangen
lassen. Auch manches Gelb gelangte
nicht zu solcher Leuchtkraft, wie es
nach normalen Sommern hervortritt.

Ich kenne eine Ahornallee die sonst
im Herbst, wenn auch nur für kurze
Zeit, zumal wenn das milde herbst-
liche Sonnenlicht durch die Laub-
kronen flutet, zu einem Feenpalast,
zu einer goldenen Märchenhalle wird.

Wie rasch war in diesem Herbst die
matte Gelbfärbung vorüber. Auch

Abb. 2. Das Wasserbecken.

Material: Zementbeton mit Sandsteinverkleidung. Pflanzung: Schwertlilien, Canna, Funkien,
Paeonien. Vasen mit Hortensien. Laubengänge weinberankt.

die Brombeeren hatten mit ihrer Herbstmalerei, die
sonst mit zu dem schönsten gehört, was die herbst-
liche Natur hervorbringen kann, mit der Verschwendung
an leuchtendem Gelb, an Rot das wie Blut über die

Abb. 3. Der Landungssteg und Sitzplatz am Wasser.

Material wie bei Bild 2. Holzwerk weiß lackiert. Rückwand und Truhe mit Ornamenten.
(Truhe dient zum Aufbewahren von Ruder- und Bootsmaterial.) Blumenkästen mit Pelargonien.
 
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