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Die Gartenkunst — 14.1912

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Heicke, C.: Parkpolitik und Gartenbau in Posen, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0035

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XIV, 2

DIE GARTENKUNST.

27

der Auguste-Viktoriastraße enthielt. Betrat man die
Ausstellung von hier aus, so gelangte man nach Durch-
schreiten des eigentlichen Eingangsgebäudes in den
Ehrenhof, der mit einem schönen Brunnen und einfach
gehaltenen Gartenanlagen, Lorbeerbäumen und dgl.
geschmückt und allseitig von Ausstellungsbauten um-
schlossen war. Dem Eingänge gegenüber fiel der Blick
durch die Öffnungen einer Pergola über ein weites
Blumenparterre, dessen saftig grüner Rasenteppich
wirkungsvoll durch das Rot breiter Geranienbeete einge-
säumt war. Es war dies eine, wie auch die beigegebenen
Bilder erkennen lassen, in jeder Beziehung gelungene
eindrucksvolle Lösung. Ihre gute Wirkung beruhte vor-
nehmlich in der geschmackvollen Verwendung gärtneri-
schen Schmuckes und sie zeigte, was mit ganz ein-
fachen Mitteln bei geschickter Ausnutzung der Ver-
hältnisse sich erreichen läßt.

Der die linke Seite des Ehrenhofes begrenzende
Bau enthielt die Ausstellung der Selbstverwaltungskörper.
Man sah da an einer reichen Folge von Beispielen, was
die Stadtverwaltungen des Ansstellungsgebietes im
Städtebau und in der Schaffung von Park- und Gartenan-
lagen während der letzten Jahre geleistet oder für die
nächste Zukunft vorbereitet haben. Unter der Fülle der
Darbietungen fesselten namentlich die Entwürfe des
Wettbewerbs für die Erweiterung des Zoologischen
Gartens nebst den Plänen für die geplante Ausstel-
lungs- und Festhalle in Breslau, in der die Aus-
stellung 1913 abgehalten werden soll. Der Schöpfer
dieses Projektes, Stadtbaurat Berg, hat es verstan-
den, seinen eigenartigen Gedanken für die Herstellung
dieser Halle in einer langen Reihe von Darstellungen
fesselnden und überzeugenden Ausdruck zu verleihen.

Beim weiteren Durch-
schreiten der Ausstellung,
deren viele Einzelheiten wir
hier übergehen müssen, ge-
langte man auch zu einer klei-
nen Dorfanlage, die das Ge-
biet des für den Osten bedeu-
tungsvollen ländlichen Sied-
lungswesens berührte. Die An-
lage war von der Deutschen
Kleinsiedelungs - Genossen-
schaft Ostrowo vorgeführt,die
sich insbesondere die Ansiede-
lung deutsch-russischer Rück-
wanderer in der Ostmark zur
Aufgabe gestellt hat. Um eine
Art Dorfanger mit Laufbrun-
nen, Turn- und Tummelplatz
waren gefällige Häuschen, Ar-
beiterwohnungen, Krug, Dorf-
kirche usw. in solider Aus-
führung und vollständiger Aus-
stattung gruppiert. Jedes Haus
war von einem Gärtchen um
geben, und das Ganze wirkte,

wie es so, von einer Anzahl Akazienbäume belebt und
eingerahmt, dalag, höchst stimmungsvoll.

Weitere Teile der Ausstellung, unter ihnen auch
eine kleine Kunstausstellung und das von der Breslauer
Firma Andres u. Co. erbaute, in seiner äußeren Form
gefällige und im Innern praktisch und zweckmäßig
eingerichtete Palmenhaus für die Stadt Posen, das den
Kern einer nach und nach zu erbauenden Gruppe von
Pflanzen-Schauhäusern bilden soll, befanden sich in
dem als dritter Abschnitt in das Ausstellungsgebiet ein-
bezogenen botanischen Garten.

Dieser, ursprünglich eine Baumschule des Verschö-
nerungsvereins, war 1903 in den Besitz der Stadt über-
gegangen und in einem Umfange von ca. 7 ha zu einer An-
lage umgewandelt worden, die neben ihrem Zwecke als Er-
holungsstätte vorzugsweise der Förderung des Verständ-
nisses und Interesses für Gartenbau und Gartenkunst
dienen sollte, die bis dahin unter der Posener Bürger-
schaft wenig Würdigung gefunden hatten. Zu diesem
Zwecke sind reichhaltige Sortimente der verschiedensten
Pflanzengattungen, Nadelhölzer, viele Stauden, Wild-
rosen, Moorpflanzen und anderes angepflanzt worden.
Ein Teil des Geländes ist in regelmäßiger Form ge-
halten, mit dekorativen Nadelhölzern, Rosen und Blumen-
beeten ausgestattet. Hier hat auch die inzwischen
nach außerhalb verlegte städtische Gärtnerei für die
Anzucht des bei der Ausschmückung der öffentlichen
Anlagen verwendeten Pflanzenmaterials bestanden; an
ihre Stelle tritt nun unter Ausnutzung der vorhandenen
Gewächshäuser die oben schon erwähnten Schauhäuser-
anlage.

Die Hinzunahme des botanischen Gartens zur
Ausstellung war, abgesehen von der dadurch gegebe-

Dorfanlage der Deutschen Kleinsiedelungsgenossenschaft Ostrowo auf der Ostdeutschen
Ausstellung in Posen 1911. Aufnahme von Heicke, Frankfurt a. M.
 
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