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Die Gartenkunst — 14.1912

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Nose, Richard: Soest: eine alte Gartenstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0043

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XIV, 3

DIE GARTENKUNST.

35

oder Farnen oft den Gartenwegen gleichen vor den
Toren anderer Städte. Abbild. Nr. 2
|Lagepl. i]. Hier hat man ganz den Ein-
druck einer Stadt in Gärten.

Diese Erscheinung innerhalb der mit-
telalterlichen Festungswälle läßt die Ver-
mutung aufkommen, daß diese Garten-
flächen einstmals zur Blütezeit der Stadt
im Anfang des 15. Jahrhunderts wohl alle
alle bebaut gewesen sind, aber daß sie
beim Niedergang der Stadt und Verar-
mung der Bevölkerung leer und feil wur-
den. Wohlhabende Familien mögen sich
hier dann große Gärten angelegt haben,
die lange Zeit in ungeteiltem Besitz blie-
ben. Abb.Nr. i.[Lagepl.i und Abb. dazu].

Der Verlauf der Geschichte der Stadt
Soest bestätigt das auch. Als Hansastadt
war Soest im Mittelalter durch den Han-
delsverkehr mächtig aufgeblüht, wovon
heute noch die vielen Kirchen und Ka-
pellen mit ihren Kunstschätzen zeugen,
so daß die Stadt den Neid des Herzogs

von Cleve und des Erzbischofs von Cöln erweckte.
Nach wechselndem Glück ging die bekannte Soester
Fehde zwischen den vorgenannten Fürsten und dem
Rat der Stadt Soest um die Mitte des 15. Jahrhun-
derts zu ungunsten der Stadt Soest aus, ihr Gebiet
wurde dem Erzbistum Cöln einverleibt und der blü-
hende Handel erlosch. Soest blühte nicht wieder auf,
und die zerstörte Stadt blieb verödet. Später ent-
völkerte der 30jährige Krieg fast ganz die Stadt
und die einst blühende Hansastadt wurde allmählich
im Volksmunde das größte Dorf Westfalens, wie es
auch heute noch scherzweise genannt wird.

Jetzt waren große Flächen in der Stadt leer ge-
worden, die einst bebaut waren, und so konnten jene
großen Gärten innerhalb der alten Festungswälle ent-
stehen. Hierzu mag noch gekommen sein, daß die
Bevölkerung sich jetzt mehr dem Ackerbau und Gar-
tenbau zuwandte, da Handel und Gewerbe nicht
mehr blühten. Erst seit den 80er und 90er Jahren
beginnt Soest sich wieder langsam zu entwickeln,
da mehrere Schulen für den Kreis dort errichtet
sind und auch wegen seiner Lage an der Bahnlinie
Cöln — Elberfeld—Berlin. Heute hat Soest etwa
17 500 Einwohner.

Beim Durchwandern der Stadt wird der inter-
essierte Beobachter auf Schritt und Tritt herrliche
alte Städtebilder antreffen, bei denen im Inneren der
Stadt der Gartenschmuck weniger mitwirkt als in den
äußeren Stadtteilen an den Wällen. Die gebogenen
Straßen werden wirkungsvoll durch einen Kirchturm
abgeschlossen. Abb. Nr. 4. [Lagepl. 3], oder ein von
Bäumen umrahmtes Haus schließt die Straße ab.
Abb. Nr. 6 [Lagepl. 5]- Die gute Wirkung einzelner
großer Bäume hinter den Gartenmauern zeigen die
Abbildungen Nr. 8 und 9 [Lagepl. 6 und 7]. Auch
Vorgärten sieht man in sachlicher Anordnung zu

Abb. 2. Zwischen den mauerumfriedigten Gärten der Uelliks-Gasse in Soest.
 
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