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Die Gartenkunst — 14.1912

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Heicke, C.: Gartenkunst und Gesundheitspflege
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0045

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XIV, 3

DIE GARTENKUNST.

37

Abb. 4. Blick aus der Paulistraße nach der Kirche (Soest).

gänge für die Besucher — man denke nur
an die wundervolle Allee mit den Bauten
der fremden Staaten! Und was an Fläche
sonst übrig war, wurde bei dem herr-
lichen Sommerwetter so vollkommen von
dem Gedränge der Besucher am Tage so-
wohl, wie an den schönen Abenden einge-
nommen, daß für weiteren gärtnerischen
Schmuck, Blumenbeete usw. kein Raum
übrig blieb.

Aber in anderer Beziehung hätte der
Gartenbau weniger stiefmütterlich behan-
delt sein müssen. Es kommt ihm in der
Gesundheitspflege eine große Wichtigkeit
zu. Man braucht nur im Zusammenhänge
mit den Bestrebungen auf dem Gebiete
der Wohnungsreform daran zu denken,
daß das eigene Heim gerade um deswillen
seinen besonderen Reiz und seine hohe
Bedeutung hat, weil der fast überall damit
verbundene Garten die Wohnverhältnisse
an und für sich gesundheitlich verbessert
und den Bewohnern Gelegenheit zu gesunder Beschäfti-
gung im Freien und zu geistig anregender Berührung
mit der Natur verschafft. Deshalb hätten auf der Hygiene-
Ausstellung unbedingt Beispiele von geschmackvoll und
zweckmäßig angelegten Hausgärten u. dgl. vorgeführt

werden müssen, und ihr Fehlen bildete eine Lücke in
der sonst so weitgehenden Vollständigkeit.

Selbst plan- und bildmäßige Darstellungen solcher
Gärten waren nicht vorhanden; ich habe wenigtens
nichts Derartiges gefunden. Und doch gehörten sie
ebenso dazu, wie die zahlreichen Grundrisse von Land-
haussiedelungen, Einzelwohnhäusern usw. Die Hygiene
will ja heute nicht erst heilen, wenn Erkrankungen da
sind, sondern sie erblickt ihre Hauptaufgabe im Vor-
beugen, und da ist der Garten am Hause als Aufent-
halts- und Betätigungsgebiet für die Großstadtmenschen
ein sehr wichtiges Mittel, dessen Bedeutung sonst nir-
gends mehr unterschätzt wird.

Hier hätte man also in Dresden Gartenbau und
Gartenkunst in engster Beziehung zur Hygiene zeigen
müssen und auch zeigen können; denn soviel uns be-
kannt ist, war man in den Fachkreisen geneigt, sich an
der Ausstellung zu beteiligen, ist aber durch die hohe
Platzmiete abgeschreckt worden. Man wird gewiß die
Berechtigung einer angemessenen Platzmiete auf solchen
Ausstellungen nicht in Abrede stellen können; aber
verlangt werden muß, daß die Platzmiete nicht sche-
matisch berechnet, sondern nach den verschiedenartigen
Verhältnissen abgestuft wird. Wenn die auch in Dresden
reichlich in allen Branchen vertretene „Ausstellungsindu-
strie“— man weiß ja, was darunter alles verstanden wird,
— hohe Platzmiete bezahlen mußte, so war das ange-
bracht; denn viele dieser „Aussteller“ ziehen mit ihren
Artikeln von Ausstellung zu Ausstellung, verdienen
durch deren Verkauf viel Geld und haben keine be-
sonderen Unkosten.

Wenn aber ein Garten vorgeführt werden soll, so
sind die Kosten für den Aussteller ganz erhebliche;
denn er muß ihn mit allerbestem Material ausstatten;
dieses und die Herstellung und Unterhaltung des Gartens
kosten erhebliches Geld und am Schlüsse ist in der
 
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