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Die Gartenkunst — 14.1912

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Hartnauer, R.: Der Frauen-Rosenhof in der Flora zu Cöln
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0068

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60

DIE GARTENKUNST.

XIV, 4

Professor Olbrich: Der Frauen-Rosenhof in Cöln. Aufnahme von R. Hartnauer.

und ich könnte mir das rote Blumenfeld aus Vertretern
der hier sehr geeigneten Levavasseur-Klasse sehr an-
mutig vorstellen, aber die formale Gliederung des
Gartens: drei Streifen und an den Mauern schmale
Randstreifen wirkt doch auf die Dauer eintönig. Schon
die Bezeichnung Rosenhof ließe viel eher eine andere Lö-
sung im Sinne eines Klosterhofes mit einem Laufbrunnen
in der Mitte, oder einer der Örtlichkeit entsprechenden
Skulptur, etwa einer Madonna im Rosenhag, zu.

Bei der Behandlung des Raumes als Hof wäre
auch die Frage technisch besser gelöst worden, denn
die Rosenanpflanzung hätte gänzlich unterbleiben können
bis auf die Bekleidung der Wandflächen; der Künstler
hätte es in der Hand, durch Verwendung von in ge-
deihlicher Lage gut vorkultivierten Topfgewächsen:
Rosenbüschen und Hochstämmen, Lilien, Glocken-
blumen und anderen Pflanzen stets ein anmutiges
Gartenbild hervorzuzaubern.

Der Frauenrosenhof ist daher ein interessantes
Beispiel für den Gartenarchitekten.

Olbrich ist zwar in seinem Rosenhof, abgesehen
von den eingangs erwähnten Dispositionsfehlern und
der Unkenntnis des lebendigen Materials bezw. dessen

Ansprüchen an den Standort, seinem Ideal nahe ge-
kommen; er hat es aber nie erreicht und hätte es auch
wahrscheinlich später nie erreichen können, weil er ein
zu hervorragender Baukünstler war, um im gleichen
Maße Gartenkünstler sein zu können. (?! Die Schriftl.)

Das Studium des lebendigen Materials erfordert
eben längere Zeit und ein tiefergehendes Eindringen
in die Elemente der Naturwissenschaften, ein Mitleben
mit der Pflanze.

Der Baukünstler fügt Stein auf Stein zum fest-
geformten Kunstwerk, der Gartenkünstler muß sich
darauf beschränken durch die Festlegung architekto-
nischer Hauptpunkte und die individuelle Behandlung
eines jeden Bausteines —, mit dem wir einmal die
Einzelpflanze vergleichen wollen —, seinem Werk die
Hauptwesenszüge zu verleihen und muß das übrige
der Zeit und der lebendigen Naturkraft überlassen, die
er wohl im einzelnen Falle mal unterbinden darf, mit
der er jedoch in jedem Falle, sei’s in der Kunstform
sei’s in der Naturform, rechnen und im Einklang
bleiben muß.

Der Architekt hat sich des Gartens bemächtigen
wollen, als die Gartenkunst zur Schablone war, es ist
 
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