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Die Gartenkunst — 14.1912

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Heicke, C.: Winke für den Blumenschmuck unserer Gärten, [2]: Primeln
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0070

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62

DIE GARTENKUNST.

XIV, 4

Karminrosa der aus den ostasiatischen Gebirgen stam-
menden, nicht ganz leicht zu behandelnden Primula
rosea grandiflora. Die gleichfalls in Ostasien heimische
Primula Sieboldi ist mit zahlreichen großblumigen For-
men vertreten, die wieder durch besondere Zart-
heit ihrer weißen, rosa und schieferblauen Blüten sich
auszeichnen, und die Gesellschaft der Aurikeln beteiligt

sich, wenn auch mit vornehmer Zurückhaltung, an dem
allgemeinen Farbenwettstreit.

Das dauert durch den ganzen April hindurch bis
in den Mai hinein, und den Beschluß bildet die eigen-
artige Primula japonica mit ihrer Folge immer neuer
aus dem abgeblühten Blütenstande hervorsprießender
Quirle. Wer dann noch sich der leichten Mühe unter-
zieht, Aussaaten der edlen Primula obconica zu ver-
schiedenen Zeiten vorzunehmen, der kann diese Art,
die ja eigentlich eine Gewächshauspflanze ist, den

ganzen Sommer hindurch an schattigen Stellen des
Blumengartens in schönster Entwickelung haben und
so den Primelflor bis in den Herbst hinein verlängern.

Viele Primeln, namentlich die heimischen Acaulis-
und Elatior-Sorten sind außerordentlich anspruchslos
und dauern da, wo sie einmal festgewurzelt sind, jahr-
zehntelang aus, ohne irgendwelcher Pflege zu bedürfen.

Will man sie in reinen Farben erhalten
— und nur ihre reinen klaren Farben
sind schön —, so müssen sie durch
Teilung nach der Blüte vermehrt wer-
den, da Samenaussaat unreine Farben
ergibt. Insbesondere die schöne Vier-
länder-Primel läßt sich rein und echt
nur durch Teilung fortpflanzen, eben-
so wie die hübsche dunkelblaue Pri-
mula acaulis coerulea und andere.

Gewisse Schwierigkeiten in der An-
zucht und Kultur macht die schöne
Primula rosea grandiflora, die zwar
vollständig winterhart, aber gegen die
Sonne während der heißen Jahreszeit
sehr empfindlich ist und einen gewis-
sen Feuchtigkeitsgrad des Standortes
verlangt. Wo die volle Sonne sie auch
nur einige Stunden des Tages im Hoch-
sommer trifft, geht sie unfehlbar zu-
rück. Man sollte versuchen, sie auf
feuchten Parkwiesen zwischen dem Gras
einzubürgern. Auch zur Bepflanzung
des Randes von Wasserläufen und Tei-
chen eignet sich diese schöne Primel
sehr gut. Sie läßt sich leicht durch
Samen vermehren, dessen Aussaat
naturgemäß unmittelbarnachderReife-
zeit, also im Juni erfolgt. Um indessen
die jungen Pflänzchen vor den Ein-
wirkungen von Hitze und Trockenheit
möglichst zu schützen, verschiebt man
die Aussaat zweckmäßig bis zum Fe-
bruar-März des folgenden Jahres. Bis
dahin ist freilich die Keimfähigkeit des
Samens etwas zurückgegangen, aber
das spielt bei dem reichen Samen-
ertrag, den schon wenige Pflanzen lie-
fern, keine Rolle, und die aus dieser
Aussaat gewonnenen Pflanzen holen
die früher ausgesäten bis zur Verwen-
dungszeit im Frühjahr des darauffolgenden Jahres voll-
kommen in der Entwickelung ein. Man säet in Schalen
in ein Gemisch von sandiger Mistbeet- und Haideerde
und bedeckt den Samen nicht mit Erde, sondern mit
Moos oder einer Glasscheibe. Nach der Keimung ge-
wöhnt man die Pflänzchen vorsichtig an Luft und Licht,
und verstopft sie in Handkästen, die bei 6—io° mög-
lichst schattig bis Ende Mai gehalten werden. Dann
kommen die Pflanzen auf halbschattige Beete ins Freie
oder unter die Schattenhalle.
 
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