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Die Gartenkunst — 14.1912

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Zur Tagesgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0072

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64

DIE GARTENKUNST.

XIV, 4

ist der Wiederschein französischen Geistes (du gönie de la
France), ebenso wie die Reden von ßossuet, die Philosophie
Descartes, die Werke von Corneille und Moliere. Wenn die
Gärten Le Nötres nichts ausdrückten als den Geist ihrer Zeit,
so würde der Geschmack nicht zu ihnen zurückkehren, es
geschieht, weil sie Werte enthalten, die ewig dauern.1' Alle
Äußerungen finden sich in dem Gedanken zusammen, daß
die Formen der Gartenkunst nicht, wie es äußerlich scheinen
könnte, durch die Mode bestimmt werden, sondern aus den
Gedanken und Gefühlen ihrer Zeit heraus entstehen.

Die neuzeitlichen Bestrebungen in der deutschen Garten-
kunst lehnen sich nur scheinbar an die Werke Le Nötres an
und beruhen im wesentlichen auf andern Gedanken und Ein-
flüssen. Das Schlagwort „Nur regelmäßig“, was eine Zeitlang
zu drohen schien, ist zu unserm Heile auch schon einer besseren
Einsicht gewichen. Als Werk wahrer Kunst wird der Park
von Versailles aber Wert haben, so lange er besteht. Das
Kennenlernen dieses Werkes wird daher nicht den unwich-
tigsten Teil der Studienreise nach Paris im Juli bilden. Das
tiefere Erkennen desselben wird durch das Lesen der besagten
Studie in La Vie ä Ia Campagne sehr gefördert werden.

Beitz.

Hermann Fürst von Pückler-Muskau, Andeutungen über
Landschaftsgärtnerei. Wohlfeile Neuausgabe unter Leitung
von Th. Lange. Leipzig, Hans Friedrich 1911. Bezugspreis
gebunden M. 7,50. — Es mag ein Zufall sein, daß zu gleicher
Zeit, wo man sich anschickt, dem Altmeister deutscher Land-
schaftsgartenkunst an der Stätte seiner lefzten großen Schöp-
fung ein Denkmal zu setzen, eine Neuausgabe seiner „An-
deutungen“ herausgekommen ist. Aber auch in anderer Be-
ziehung ist es zeitgemäß, durch diese neue Auflage an den
alten Pückler erinnert zu werden; auf dem Gebiete der Garten-
kunst ist er einer der Großen und wird es für die Zukunft
bleiben, wenn auch im Kampf der Tagesmeinungen sein
Bild zeitweise etwas in den Hintergrund gerückt erscheint.

Wenn man das Buch aufschlägt, berührt es einen eigen-
artig, in der Einleitung Worte zu finden, die ebensogut heute
anstatt vor fast achtzig Jahren gesprochen sein könnten.
Pückler sagt da, daß in Deutschland noch selten eine allge-
meine verständige Verbindung des Nützlichen und des Schö-
nen angetroffen werde, worin England uns beinahe um ein
Jahrhundert vorausgeeilt sei; er ist der festen Überzeugung,
„daß in der Kunst eines würdigen und gentlemanartigen
Lebensgenusses, besonders in bezug auf Landleben sowie des
allgemeinen Komforts, verbunden mit voller Befriedigung eines
edlen Schönheitssinnes .... England uns noch lange ein un-
erreichtes Vorbild bleiben wird.“ Könnten diese um das Jahr
1820 niedergeschriebenen Worte nicht ebensogut in der Ein-
leitung eines der allerneuesten Werke über Gartenkunst, Land-
hausbau und ähnliche Fragen enthalten sein? Und haben nicht
tatsächlich Muthesius und andere mit ähnlichen Wendungen
auf die Vorbildlichkeit der englischen Wohnkultur und Garten-
kunst in den letzten Jahren hingewiesen? Und die Kritiken
eines Schultze-Naumburg über Anwendung mißverstandener
Naturmotive und unpassender sogenannter Naturbauten in den
Gärten finden wir in gleicher Schärfe auch schon in Pücklers
grundlegendem Werke.

Es kann nicht der Zweck dieser Zeilen sein, näher auf
den Inhalt des Buches einzugehen oder gar eine kritische
Würdigung von Pücklers darin niedergelegten künstlerischen
Anschauungen zu geben. Ihre Bedeutung für die Entwicke-
lung der Gartenkunst ist uns Älteren geläufig und den Jüngeren
hat Camillo Schneider ja erst vor nicht langer Zeit die Wich-
tigkeit Pücklers und seiner Schöpfungen ins Gedächtnis zurück-
gerufen. (Vergl. Gartenkunst 1908.) Wir möchten Schneiders
Mahnung hier nachdrücklich wiederholen und unterstreichen.

Manches, was Pückler schuf und dachte, mag im Wandel
der Zeiten sich überlebt haben! Das ändert nichts an der Tat-
sache, daß seine Schöpfungen als Beispiele künstlerischer
Landschafts- und Gartengestaltung in Deutschland heute noch

nicht wieder übertroffen sind. Und wer Gartenkunst üben
oder über Gartenkunst sprechen und schreiben will, der kann
und darf an Pückler und seinen Werken nicht achtlos Vorbei-
gehen , wie es z. B. A. Griesebach getan hat, der in seinem
Werke „Der Garten, eine Geschichte seiner künstlerischen
Gestaltung“ für Pückler kaum drei Zeilen übrig gehabt hat.
Es mag freilich manchem bei anders gearteten Anschauungen
unbequem und nicht leicht sein, sich mit ihm abzufinden; aber
übersehen und totschweigen läßt Pückler sich nicht!

Es kann Jedem, der ernsthaft bestrebt ist, sich eine von
wechselnden Tagesmeinungen unbeeinflußte Anschauung über
Gartenkunst zu bilden, nicht dringend genug empfohlen werden,
des Fürsten Pückler „Andeutungen über Landschaftsgärtnen i“
ebenso oft zur Hand zu nehmen, wie die bekannten guten
Schriften der neuesten Zeit. Das Studium der letzteren wird
seinen Blick schärfen für die Verfehlungen und Irrgänge, die der
Gartenkunst so wenig wie jeder anderen erspart geblieben
sind, während Pücklers lichtvolle und fesselnde Ausführungen
das dauernd Wertvolle erkennen lassen und vor Einseitigkeit
und Verengung des Gesichtsfeldes bewahren. Heicke.

Personalnachrichten.

Brahe, Fr., Gartenarchitekt, Königl. Preuß. Gartenbau-In-
spektor, Mannheim , wurde durch den König der Belgier in
Anerkennung der verdienstvollen Mitwirkung am Gelingen der
Brüsseler Weltausstellung mit dem Ritterkreuz des Kronen-
ordens ausgezeichnet.

Hempkes, Karl, übernahm am 28. 12. n die Leitung der
Abteilung „Landschaftsgärtnerei“ der Firma L. Späth, Baum-
schulenweg bei Berlin.

Schall, H., Königl. bayr. Hofgärteninspektor in München,
wurde zum Königl. bayr. Hofgärtenoberinspektor ernannt.

Schröder, Wilhelm, städtischer Gartendirektor in Mainz,
wurde vom Großherzog von Luxemburg durch Verleihung
des Ritterkreuzes II. Klasse mit der Krone des Militär- und
Zivildienstordens „Adolfs von Nassau“ ausgezeichnet.

Späth, Hellmuth Ludwig, Sohn des Kgl. Landesökonomie-
rats F L. Späth, den Teilnehmern an unserer Englandreise
als Führer wohl noch in bester Erinnerung, ist nach an der
Berliner Universität bestandenem Doktor-Examen in die Baum-
schule von L. Späth als Prokurist eingetreten. Damit tritt die
sechste Generation in das 1720 von Christoph Späth begründete
Unternehmen ein.

Stapel, Hermann, städtischer Garteninspektor in Darm-
stadt, wurde zum Kgl. Gartendirektor ernannt.

Ulbrich, A., S'adtgärtner in Oppeln, wurde zum städti-
schen Garteninspektor ernannt.

Zur Tagesgeschichte.

Königl. Lehranstalt für Obst- und Gartenbau in Proskau.

Am Sonnabend den 13. Januar d. Jrs. wurden in Proskau
unter dem Vorsitze des Oberregierungsrats Grafen von Stosch
aus Oppeln die Staatsprüfungen abgehalten. Es bestanden die
Prüfung die Kandidaten: städtischer Gartentechniker Kopplow
aus Düsseldorf als staatlich diplomierter Gartenmeister, städti-
scher Gartentechniker und Betriebsleiter Sallmann aus Breslau
als staatlich diplomierter Gartenmeister und Gartenbaulehrer.

Ausstellung von Park- und Gartenstadtplänen in Cöln.
Die Verwaltung der Stadt Cöln veranstaltet von Mitte Februar
bis Ende März im Hause Kaiser-Wilhelm - Ring 33 eine Aus-
stellung von Park- sowie Gartenstadtplänen und -Modellen.
Eine große Anzahl deutscher Städte, Baugenossenschaften
Gartenstadt-Gesellschaften etc. haben ein reichhaltiges in- und
ausländisches Planmaterial zur Verfügung gestellt.

Für die Redaktion verantwortlich: Gartenarchitekt R. Hoemann, Düsseldorf-Grafenberg. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
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