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Die Gartenkunst — 14.1912

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Heicke, C.: Die deutsche Naturschutzparkbewegung
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0074

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66

DIE GARTENKUNST.

XIV, 5

Aus dem Naturschutzpark der Lüneburger Heide:

die dazu bestimmt sind, die Gesamtheit oder Teile
der Natur, der Landschaft, des Erdbodens, der Tier-
welt oder der Pflanzenwelt vor jedem störenden Ein-
griffe der Menschenhand zu bewahren. Sie sollen als
Beispiele und gewissermaßen als Dokumente unseren
Nachkommen Bilder von dem einstigen Zustande ge-
wisser Gebiete der Heimat in typischer Form erhalten,
und Zufluchtsstätten für die durch die Kulturentwicke-
lung in ihrem Dasein bedrohte Tier- und Pflanzenwelt
bilden; unter gewissen Um-
ständen auch unter Einschluß
der nicht aus dem Rahmen
der natürlichen Entwickelung
herausgetretenen menschli-
chen Betätigung; denn streng-
genommen gehört ja auch der
Mensch zur Natur, und ein
Bild ihrer Entwickelung auf
bestimmter Stufe kann erst
auf Vollständigkeit Anspruch
erheben, wenn er selbst und
seine Werke darin nicht feh-
len. Nur müssen letztere eng
und innig mit der Natur ver-
knüpft sein und dürfen nicht
durch sprunghafte Entwicke-
lung und Einfügung fremd-
artiger Zutaten aus dem na-
türlichen Rahmen herausfal-
len. Um dies an einem Bei-
spiel verständlich und klar zu
machen, sei darauf hingewie-
sen, daß das Bild unserer

niederdeutschen Heideland-
schaft ohne einige charakte-
ristische Bauernhöfe mit ihren
Schafherden und Bienenstän-
den und in altüberkommener
Wirtschaftweise bestellten
Äckern nicht vollständig sein
würde.

Im allgemeinen versteht
man freilich unter Natur-
schutzpark — die Bezeich-
nung ist den bekannten gro-
ßen amerikanischenNational-
parks nachgebildet und würde
vielleicht richtiger „Natur-
schutzgebiet“ oder „Wild-
land“ , wie Rudorff vorge-
schlagen hat, lauten —, Ge-
biete, in denen die Natur in
ihrer Ursprünglichkeit unbe-
rührt und ohne Spuren
menschlicher Eingriffe erhal-
ten geblieben ist und in die-
sem Zustand dauernd erhalten
werden soll. Solcher Gebiete
hat man in Deutschland be-
reits mehrere, allerdings von bescheidenem Umfange; das
größte, das sogenannte Plagefenn in der Oberförsterei
Chorin ist ungefähr 160 ha groß.

Der Verein Naturschutzpark*) erstrebt nun an
mehreren Stellen in Deutschland und Österreich und
zwar in der norddeutschen Tiefebene, in einem unserer
Mittelgebirge und in den Alpen Schutzgebiete zu er-

*) Verein Naturschutzpark, Sitz Stuttgart, Pfizerstr. 5.

Aus dem Naturschutzpark in der Lüneburger Heide: Wacholder und Heidekraut.

Am Weselbach. (Phot. Kofahl)
 
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