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Die Gartenkunst — 14.1912

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Heicke, C.: Die deutsche Naturschutzparkbewegung
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0076

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68

DIE GARTENKUNST.

XIV, 5

Blick in die Landauerstraße von der Ecke der Ahrweilerstraße. Architekt: Paul Jatzow.

Es mag auch nicht unerwähnt bleiben, daß die
Bestrebungen des Vereins Naturschutzpark, so sehr sie,
wie das schnelle Anwachsen der Mitgliederzahl und das
Zufließen erheblicher Geldmittel erkennen läßt, von der
freudigen Zustimmung weiter Kreise getragen werden,
doch in gewissem Sinne Gegner gefunden haben, die
ihnen gegenüber wenigstens eine Reihe von Vorbe-
halten erheben. Wenn in seinen Aufrufen und Werbevor-
trägen von der Einführung fremdländischer Lebewesen,
z. B. des südamerikanischen Sumpfbibers als Ersatz für
den heimischen Biber, die Rede gewesen ist, so kann
zugegeben werden, daß Einwendungen gegen derartige
Maßnahmen ihre Berechtigung haben. Prof. Dr. Kumm
hat auf der Vertreterversammlung des Bundes Heimat-
schutz in Danzig im Jahre 1910 nicht mit Unrecht be-
tont, daß nach der biologischen Forschung die einzelnen
Tier- und Pflanzenarten sich in verschiedenen Gebieten
und Verhältnissen ungleichartig entwickeln und in ört-
liche Rassen und Standortsformen spalten, und daß
es gewissermaßen auf eine Vortäuschung, also in
streng wissenschaftlichem Sinne auf eine Fälschung
hinauslaufen würde, wenn man Lokalformen, die unter

anderen Lebensverhältnissen entstanden sind, in einem
Naturschutzpark einbürgern wollte. Er hat solche
und ähnliche Maßnahmen verworfen, weil das, was da-
bei herauskomme, nicht Natur, sondern Unnatur sei.
Ich meine, daß man sich über derartige Einzelheiten
der Programmdurchführung verständigen kann. Auch
braucht man nicht den Stab über das Naturschutzpark-
unternehmen zu brechen, weil bei der Propaganda auf
die Belebung des Fremdenverkehrs und den sich daraus
ergebenden Verdienst für Gegenden, in denen die in
Aussicht genommenen Naturschutzgebiete liegen, hinge-
wiesen ist, während gerade die Fernhaltung des Massen-
verkehrs den Erfolg der beabsichtigten Maßnahmen ge-
währleisteten. Wie uns bekannt ist, bestand für den
schönsten Teil des nunmehr gesicherten Schutzgebietes
in der Lüneburger Heide die dringende Gefahr, daß
seine Schönheit durch die Errichtung von Sanatorien
oder ähnlichen geschäftlichen Unternehmungen ausge-
schlachtet und damit vernichtet werden sollte, und es
ist nur dem schnellen und tatkräftigen Handeln des
Vereins „Naturschutzpark“ zu danken, daß dem noch
rechtzeitig vorgebeugt werden konnte. Daß man nun
 
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