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Die Gartenkunst — 14.1912

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Schulz, Otto: Gartenhäuser und Gartenmöbel
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0095

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XIV, 6

DIE GARTENKUNST.

87

beiden hier abge-
bildeten Schulz-
schen Lauben
(Figg. 2 und 9)
nicht mit jenen
alten,grün gestri-
chenen, vollstän-
dig vom wilden
Wein umrankten
Gartenhäusern
zu vergleichen
sind, so haben
diese doch ohne
Zweifel, zumal
wenn erst die
strengen Kontu-
ren von blühen-
den Ranken um-
flochten sind,
etwas freundlich
Einladendes, ha-
ben ohne alle ro-
mantische Senti-
mentalität etwas
Bezauberndes.

Konstruktiv sind
die Arbeiten
denkbar einfach,
leicht zu bauen
und zu unterhal-
ten. Ein Gefüge
von Latten gibt
die Formen, es
ist verzichtet auf
alle Klügeleien,
frei von jeder ge-
suchten Orgina-
lität, mit den
Fenstern glei-
chenden Öffnungen in dem Spaliergefüge nehmen sie
den Eindruck des Eingesperrten, ohne jedoch die räum-
liche Geschlossenheit aufzuheben: sie stehen vor uns
wie von der Notwendigkeit geboren, und darum der
Rhythmus in den Linien, darum das Folgerichtige im
Aufbau, in der Konstruktion, darum das Wesenszeichen,
das da sagt: Wir wollen nicht mehr scheinen, als wir
sind; wir sind, wofür wir bestimmt wurden: Holzarchi-
tektur für das Freiland, für den Garten.

Das Eingangstor mit den grün umrankten Bogen
(Fig. i) gibt mit einfachen Mitteln einen festlichen
Eindruck und erfüllt, wie das Übrige alle Ansprüche
auf Solidität und rationelle Behandlung.

Stühle, Bänke und Tische sind leicht und bequem,
wie Zimmermöbel, haben aber des ungeachtet eine
kräftige Haltung, eine bestimmte Selbstsicherheit; wo-
durch sie im Freien nicht zufällig auf ihrem Platz er-
scheinen. Diese Gartenmöbel, sie wirken nicht wie
lose Zutat, sie sind ein Glied in der Totalanordnung.

Fig. 3. Gartenmöbel. Architekt Otto Schulz, Göteborg.

Die künstlerische Wirkung beruht einzig und allein
auf der Verbindung gradliniger Stützen und Stäbe,
auf der rhythmischen Anordnung aller Konstruktions-
und Zierformen und auf der nicht uninteressanten Ver-
bindung von den Holz- und Eisenteilen; die schwarze-
lackierten Sockel und Stege bilden pikante Gegensätze
zu den weiß gestrichenen Pfosten und Brettern, und
erfüllen gleichzeitig einen sichtlichen, nicht zu unter'
schätzenden, praktischen Zweck. Die sichtbaren Kon-
struktionselemente , womit diese im Lattenstil ausge-
führten Möbel zusammengesetzt erscheinen, sind es,
wodurch hier eine so starke Wirkung erreicht wird;
auf der klaren Konstruktion und auf der sachlichen
Durchbildung aller Teile beruht auch die praktische
Gebrauchsfähigkeit, die bequeme Zweckmäßigkeit
dieser Möbel.

Überall, in der Gartenkunst wie in allen Künsten,
bemerken wir eine Bewegung, die einerseits mit der
Kunst- und Kulturlosigkeit, die mit den neuem Ver-
 
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