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Die Gartenkunst — 14.1912

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Heicke, C.: Winke für den Blumenschmuck unserer Gärten, [3]: Dahlien
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0103

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XIV, 6

DIE GARTENKUNST.

95

Auch der wärmste Verehrer dieser Blumenart muß des-
halb zugeben, daß die meisten Sorten, mögen sie noch
so schöne Schnitt- und Vasenblumen sein, für die
Verwendung im Blumengarten und in Parkanlagen un-
geeignet sind.

Man wird das immer dann am meisten bedauern,
wenn man auf Ausstellungen die reichen Sammlungen
wunderbar gefärbter und edelgebauter Blumen sieht,
die die Züchter auf langen Tafeln in mehr oder minder
raffinierter Aufmachung vorführen, meist nur eine aus-
gesucht schöne Blume jeder Sorte, kurz abgeschnitten
mit dem Gesicht nach oben in einem Glase. So kommen
die Blumen vorzüglich zur Geltung, und man läßt sich
immer wieder verleiten, schöne Neuzüchtungen zu kaufen
in der stillen Hoffnung, es möchten doch einige darunter
sein, die einem auch im Blu-
mengarten Freude machen;
aber man wird immer wieder
enttäuscht.

Auch die mit besonderer
Erwartung begrüßten niedrig-
bleibenden und reichblühen-
den sogenannten Zwergsorten,
die in den letzten Jahren ein-
geführt wurden, haben nur teil-
weise gehalten, was sie oder
vielmehr ihre Züchter verspra-
chen. Einige von ihnen tragen
wohl die Blumen in trockenen
Jahren und an sehr sonnigen
Standorten frei über demLaube,
aber auch sie sind nicht unter
allen Umständen in dieser Be
ziehung zuverlässig.

Noch ein andererUmstand
erschwert die allgemeine Ver-
wendung der Dahlien. Sie fan-
gen sehr früh an zu treiben
und müssen so zeitig wie mög-
lich , also spätestens anfangs
Mai ausgepflanzt werden, sie verlangen sonnigen freien
Stand und verhältnismäßig viel Platz zur Entfaltung
ihrer vegetativen Organe. Man ist also genötigt, um
ihren Ansprüchen zu genügen, ihnen verhältnismäßig
gute Plätze im Blumengarten einzuräumen und hat
dann den größten Teil des Sommers hindurch nichts
als Kraut. Auch lassen sie sich nicht gut mit anderen
früher blühenden Pflanzenarten, auf der gemischten
Staudenrabatte etwa, zusammenbringen. Die Dahlien-
verwendung geht deshalb gegenüber dankbareren und
weniger anspruchsvollen Blumenarten in den Anlagen
und im Blumengarten zurück und beschränkt sich auf
die Anpflanzung auf den Rabatten des Gemüsegartens,
um sie wenigstens für den Blumenschnitt zur Hand
zu haben.

Um trotz aller dieser Mißstände auf die Dahlien
in unseren Anlagen nicht verzichten zu müssen, sind
wir darauf verfallen, sie im Topf zu kultivieren, so daß

wir sie jederzeit leicht verwendbar zur Verfügung haben
und sie erst an die endgültige Verwendungsstelle auf
Blumenbeeten und Rabatten zu verbringen brauchen,
wenn sie bis zur Blüte entwickelt sind und andere, be-
reits verblühte Pflanzenarten ersetzen müssen. Und um
nicht die auch geteilt noch ziemlich umfangreichen vor-
jährigen Knollen in großen Töpfen verwenden zu müssen,
haben wir unseren Jahresbedarf an jungen Pflanzen durch
Stecklingszucht beschafft. Dabei ergab sich dann die
erfreuliche Wahrnehmung, daß diese in Töpfen kulti-
vierten Stecklingspflanzen erheblich niedriger bleiben
wie die Pflanzen, welche aus in das freie Land ausge-
pflanzten vorjährigen Knollen erwachsen, daß sie viel
weniger Blätter und Stengel bilden und frühzeitiger
Blumen bringen, die frei über dem Laube stehen und

ihre schönen Farben und Formen zur Geltung bringen;
daß also gerade all die oben besprochenen Mängel in-
folge dieses Anzucht- und Kulturverfahrens verschwin-
den oder doch erheblich zurücktreten.

Im Laufe der Zeit wurde dann ermittelt, daß sich
nicht bei allen Sorten gleichmäßig dieser Einfluß der
Stecklings- und Topfkultur zeigt und es hat unter den
von uns verwendeten Sorten eine Auslese stattgefunden,
die durch beständige weitere Versuche erweitert wird.
Wir bevorzugen dabei naturgemäß solche Sorten, die
ohnehin schon zur Reichbliitigkeit neigen und niedrigen
Wuchs besitzen. Der Erfolg unseres Verfahrens ist
aber so in die Augen springend, daß schon viele An-
fragen nach der Bezugsquelle unserer reichblühenden
und gut gebauten Zwergdahliensorten an uns gelangt
sind.

Wir verwendeten bisher vorzugsweise die nach-
benannten Sorten:

Einjährige Dahlienstecklinge (Heicke).
 
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