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Die Gartenkunst — 14.1912

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Zur Tagesgeschichte
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0153

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XIV, 9

DIE GARTENKUNST.

145

All die zoologischen Gärten, die ich im Laufe der Jahre
im In- und Auslande sah, konnten in schönheitlicher Beziehung
nicht befriedigen, den Stellinger Park kenne ich leider nicht
aus eigener Anschauung, aber nach allem, was ich von urteils-
fähigerSeite gehört und nach den vielen Abbildungen aus diesem
Park, die ich gesehen, ist auch er kein Tierpark, der in seiner Ge-
staltungsart künstlerischen Ansprüchen, die nicht einmal hoch-
gespannt zu sein brauchen, irgendwie gerecht werden kann.

Und doch, davon bin ich fest überzeugt, müssen sich
auch für diese Aufgaben Lösungen finden lassen, die sowohl
den praktischen, wie auch den schönheitlichen Anforderungen
und zwar ohne daß man hierbei an üppige und kostspielige
Prachtentfaltung denkt, völlig Rechnung tragen.

Wenn man ernstlich nachdenkt über das Problem der
künstlerischen Gestaltungsart eines großen Tierparks, so er-
geben sich sofort die mannigfaltigsten Gestaltungsmöglichkeiten.
Diese sich für den jeweiligen Zweck ergebenden Gestaltungs-
arten der einzelnen Parkteile zu einem organischen harmoni-
schen, rhythmischen Ganzen zusammenzufassen, wäre, so dünkt
mir, die gemeinsame Aufgabe des zielbewußten Zoologen in
Verbindung mit je einem hervorragend befähigten Bau- und
Garten-Künstler. Wenn man dem Gedanken nachgeht die
beiden letztgenannten Künstler zu finden, und es lohnt sich
wohl der Mühe sie sorgfältig auszusuchen, denn die besten
sind hierzu gerade gut genug, so erscheint hierzu der sicherste
und bequemste Weg die Ausschreibung eines Wettbewerbes.
Im allgemeinen bin ich kein sehr großer Freund des Wett-
bewerbs und neige der Ansicht zu, daß man sich dieses Mittels
viel zu häufig und unnötig bedient, und so ist dies Verfahren
schon mancherorts und nicht mit Unrecht in Mißkredit ge-
kommen. Überall jedoch, wo die Auffassung über die je-
weiligen Gestaltungsmöglichkeiten noch nicht geklärt und ge-
reift ist, wo man nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten sucht
und wo wie im vorliegenden Falle diese Ausdrucksmöglich-
keiten sehr verschiedenartig sein können und sein werden,
da erscheint mir ein Wettbewerb und zwar als Ideenwettbe-
werb, doch außerordentlich zweckmäßig und förderlich. Die
Erfahrung hat dies überall bestätigt, ich erinnere nur an die
Friedhof-Gestaltung, bei welcher der Wettbewerb gemeinsam
mit anderen Umständen eine völlige Umwandlung der früheren
Anschauungen bewirkt hat.

Ich bin überzeugt, daß auch ein Wettbewerb zu einer
großzügigen Gestaltung eines Tierparks ganz neue, beachtens-
werte Ideen und Auffassungen auf diesem Gebiete zeitigen
wird, Ideen, auf die der Ausschreibende alleine schwerlich
kommen dürfte. Es steckt noch soviel gesunder Idealismus
in unserer Künstlerschaft, daß man wohi auf eine rege Be-
teiligung an der Lösung eines solchen Problems rechnen kann.
Vor allem aber würde ein solches Ausschreiben den Aus-
schreibenden, hier also Karl Hagenbeck auf solche Kräfte auf-
merksam machen, die für den vorliegenden Zweck eine be-
sondere Begabung und Befähigung zeigen. Solche Kräfte
kennen zu lernen, um sie seinem Projekte dienstbar zu machen,
ist sicherlich eine außerordentlich lohnende Aufgabe, lohnend
auch dann, wenn durch diese Methode der Beginn der Aus-
führungsarbeiten um einige Zeit hinausgeschoben würde.

Die Bedeutung eines solchen Unternehmens rechtfertigt
es wohl, diesen Gedanken einmal ruhig und vorurteilsfrei zu
prüfen. Die Durchführbarkeit erscheint mir nicht übermäßig
schwierig, zumal bei Aufstellung eines diesbezüglichen Pro-
gramms führende Verbände, wie die Deutsche Gesellschaft für
Gartenkunst und der Bund deutscher Architekten, sicherlich
bereitwilligst ihre Hilfe, sofern sie gewünscht sein sollte, zur
Verfügung stellen würden, wenigstens glaube ich dies an-
nehmen zu dürfen.

Wenn es auf diese Weise gelänge, eine wenn auch nicht
direkt brauchbare, so doch entwickelungsfähige, künstlerisch
befriedigende Lösung für dies schwierige Problem zu finden,
wenn es vor allem gelänge die richtigen Künstler zu finden,
welchen die Lösung dieser Aufgaben anvertraut werden kann,
dann wäre dies Resultat so wertvoll und so befriedigend und

lohnend, daß es mit der für den Wettbewerb auszuwerfenden
Summe und mit dem vielleicht entstehenden Zeitverlust sicher-
lich nicht zu teuer erkauft ist. R. Hoemann.

Erste deutsche Qartenbau-Woche vom 7. bis 13. Juli in

Bonn. Der deutsche Gartenbau hat in seinen verschiedenen
Spezialgebieten große Erfolge in den letzten Jahren zu ver-
zeichnen. Mit diesem kulturellen Fortschritt hat jedoch die
wirtschaftliche Bedeutung und Würdigung des deutschen Garten-
baues nicht gleichen Schritt gehalten. Wenn auch größere
Vereine und Verbände sich die Aufgabe gestellt haben, die
einzelnen wirtschaftlichen und kulturellen Gebiete der Gärtnerei
wirksam zu heben und zu vertreten, so fehlte vor allem in
großen wirtschaftlichen Fragen die Einmütigkeit des gesamten
deutschen Gartenbaues. Diese Zersplitterung der Kräfte hatte
zur Folge, daß der deutsche Gartenbau im wirtschaftspoliti-
schen Leben nicht die Stellung einnimmt, die ihm auf Grund
seiner Entwickelung mit vollem Recht zukommt.

Eine über das ganze Reichsgebiet sich erstreckende
Organisation, die alle großen Sondergebiete des Gartenbaus
umfaßt, dürfte vor allem dazu berufen sein, die wirtschaft-
lichen Interessen der Gärtnerei nachdrücklich und erfolgreich
zu vertreten.

Vier der größten Berufsorganisationen, der Verband der
Handelsgärtner Deutschlands, die Deutsche Gesellschaft für
Gartenkunst, der Deutsche Pomologen-Verein und der Bund
deutscher Baumschulenbesitzer haben sich verbunden, um
diesen Einigungsgedanken greifbare Gestalt zu verleihen. Aber
auch eine Reihe weiterer Verbände und Vereine haben sich
zu dieser gemeinsamen Arbeit zustimmend erklärt.

Im Juli dieses Jahres wird in Bonn die Erste deutscheGar-
tenbau-Woche stattfinden, in der eine Reihe von Verbänden
und Vereinen zu gleicher Zeit tagen werden. Die Krönung
dieser Veranstaltung wird eine große gemeinsame Versamm-
lung und Kundgebung, der Erste deutsche Gärtnertag, bilden.
Die wichtigsten Aufgaben des deutschen Gartenbaues auf
wirtschaftlichem und kulturellem Gebiet sollen an diesem Tage
zur Besprechung gelangen.

Die Gartenbau-Woche beginnt am 7. Juli und endigt am
13. Juli d. J., während am 1 j. Juli der Erste deutsche Gärtner-
tag abgehalten wird.

Für die vorbereitenden Arbeiten und für die während
der Gartenbau-Woche stattfindenden Veranstaltungen hat sich
ein Ortsausschuß gebildet, dessen Vorsitz Freiherr von Sole-
macher, Königl. Kammerherr in Bonn übernommen hat.

Alle Anfragen, Anmeldung der Teilnehmer, Wohnungs-
nachweis sind an den Vorsitzenden des Arbeitsausschusses,
Herrn Garteninspek tor Günther zu Bonn, Rathaus-
gasse 16 zu richten.

Für alle Fragen, die die Presse angehen, ist ein besonderer
Preßausschuß und als dessen Vorsitzender Herr Obstbau-
inspektor Wagner in Bonn gewählt worden.

Wettbewerb Ringanlage Hamm i. W. Das Preisgericht
für den Wettbewerb der Hammer Ringanlage hat getagt und
die ausgeworfenen Preise verteilt. Es ergab sich hierbei eine
völlige Übereinstimmung der Preisrichter. Das Ergebnis ist
im Inseratenteile veröffentlicht. Die Gartenkunst wird dem-
nächst die preisgekrönten Arbeiten zur Kenntnis ihrer Leser
bringen. R. H.

Wettbewerb. Die Stadt Mahlsdorf b. Berlin schreibt
einen öffentlichen Wettbewerb unter den in Deutschland an-
sässigen, reichsdeutschen Architekten und Gartenkünstlern zur
Erlangung von Entwürfen zu einem Friedhof und einer Fried-
hofskapelle aus. Als Preise sind rund 2500 Mk. ausgeworfen.
Die näheren Einzelheiten sind im Inseratenteile ausführlich
zur Kenntnis gebracht. R. H.

Der Naturschutzpark im Alpengebiet. Über den vom Verein
Naturschutzpark (Sitz Stuttgart) geplanten Alpenschutzpark
ist zu berichten, daß der Verein gemäß Beschluß der General-
 
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