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Die Gartenkunst — 14.1912

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Wettbewerb, betreffend die Anlage einer Ringpromenade in Hamm, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0190

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182

DIE GARTENKUNST.

XIV, 12

Hamm; stellv. Stadtverordneten-Vorsteher Fuhrmann,
Hamm, Das Preisgericht kam einstimmig zu dem in
Nr. 9 der Gartenkunst veröffentlichten Resultate.

Anmerkung der Schriftleitung.

In mehrfacher Beziehung war dieser Wettbewerb inter-
essant und lehrreich.

Es war eine jener Preisaufgaben, welche bei den Be-
werbern im allgemeinen wenig beliebt sind, weil sie das Zu-
sammenarbeiten mehrerer Spezialisten bedingen, in diesem
Falle also das eines Städtebauers, eines Gartenarchitekten,
und eines Hochbauarchitekten. Es muß zugegeben werden, daß
die Gewinnaussichten des Einzelnen dadurch geringer werden,
es ist eben notwendig, daß sich erste Kräfte dieser Spezialgebiete
zusammenfinden, und das ist nicht so leicht. Es mag manches-
mal nicht beim ersten Versuch gelingen, den richtigen Mit-
arbeiter zu finden, aber es kann gelingen und wenn es ge-
lingt, dann dient es doch der Sache selbst in hervorragender
Weise, darauf aber kommt es doch in erster Linie an.
Die Beobachtung der letzten Wettbewerbsergebnisse zeigt
auch, daß es für tüchtige Kräfte gar nicht so überaus schwer
ist, sich zu gemeinsamer Arbeit zu finden und daß in solchen
Fällen der Erfolg nicht ausbleibt. Und nicht nur für den
einzelnen Fall, sondern auch im allgemeinen ist es gut, wenn
Gartenkünstler, Baukünstler und Städtebauer Fühlung mit-
einander gewinnen. Man lernt sich verstehen, man lernt die An-
schauungsweise des andern Berufs begreifen und wertschätzen,
man gewinnt Verständnis und Achtung vor der Leistung des
Mitarbeiters und das kann nur gut sein, spricht übrigens beredt
für die gemeinsame Ausbildung der genannten Berufsarten.
Es war deutlich zu beobachten, ähnlich wie bei dem Friedhof.
Wettbewerb Pforzheim, daß dieses Zusammenarbeiten guter
Kräfte notwendig ist, um einen vollen Erfolg zu erreichen,
ln Hamm hatte auch wieder in einzelnen Fällen der Baukünstler
geglaubt, die Aufgabe ohne Gartenkünstler bewältigen zu
können, das umgekehrte war ebenso der Fall, das Endergebnis
war hier stets ein negatives.

Es war auch interessant zu beobachten, wie die Aufgabe
aufgefaßt wurde, man hielt auf der einen Seite die Aufgabe
für eine vorwiegend städtebauliche, auf der anderen Seite be-
trachtete man sie vornehmlich als eine Aufgabe des Garten-
künstlers. Beides war wohl nicht richtig, es war eben eine
gemeinsame Aufgabe für beide Kategorien und so entsprach
es wohl auch Billigkeitsgründen, wenn noch nachträglich das
Preisrichterkollegium durch Zuwahl eines zweiten Garten-
künstlers ergänzt wurde.

Freilich sollte man diesbezügliche Erwägungen für das Preis-
richterkollegium möglichst rechtzeitig treffen, damit etwaige
Änderungen noch vor der Ausschreibung vorgenommen werden
können. Nachträgliche Änderungen sowohl im Programm wie
bezüglich der Zusammensetzung des Preisrichterkollegiums er-
zeugen bei den Bewerbern stets Verstimmung, was auch im
vorliegenden Falle eintrat, insbesondere zeugt hierfür der Ein-
spruch aus Architektenkreisen gegen die nachträgliche Auf-
nahme des Herrn v. Engelhardt ins Preisrichterkollegium. Sehr
gut waren die Unterlagen, die zur Bearbeitung zur Verfügung
gestellt wurden, sie konnten direkt für das Projekt benutzt
werden, so daß den Bewerbern viel Arbeit erspart wurde.
Freilich sollte man bei dieser Methode noch einen Schritt
weiter gehen und den Bewerbern die Technik für den Grundplan
vorschreiben und in solchen Fällen müßte es die Federzeichnung
sein, die ja etwas getönt werden kann. Im vorliegenden
Falle, wo die Darstellung zur Hälfte in farbiger Aquarell-
manier, halb als Strichzeichnung (das gedruckte Innere)
erfolgte, entstanden bei der Reproduktion der Pläne infolge
der durch die zweifache Darstellungsweise mangelhaften Photo-
graphien Schwierigkeiten, die leider auch bei der Wiedergabe
der vorliegenden Pläne nicht ganz beseitigt werden konnten.
Außerdem ist eine gute Federzeichnung nicht nur die klarste,
sondern auch die schönste Darstellungsart.

Sehr anzuerkennen ist, wie rasch nach Eingang der Pläne
das Preisrichteramt zusammentrat und seinen Spruch fällte.
So mancher Bewerber kommt aus der Spannung und Auf-
regung nicht hinaus, wenn er Wochen, und manchesmal
Monate auf das Urteil der Preisrichter warten muß. Es
ist bei diesem Wettbewerb als recht erfreuliches Ergebnis zu
verzeichnen, daß der x. Preis mit so großer Einstimmigkeit
zuerkannt und zur Ausführung empfohlen werden konnte. Es
ist wohl zu hoffen und anzunehmen, daß man dem Rate der
Preisrichter folgt und den Entwurf durch seine Verfasser und
im Sinne der Verfasser zur Ausführung bringt und mit der gänzlich
zu verwerfenden Methode bricht, aus den prämiierten und an-
gekauften Plänen ein Mixtum compositum zusammenzubrauen.
Noch nie hat meines Wissens diese letztere Methode ein be-
friedigendes Endresultat gegeben. Auch der erste Entwurf
hat vielleicht einige Mängel, z. B. den, wie ein kleiner tief-
liegender Bach zur Speisung des regelmäßigen Beckens vor dem
Amtsgericht benutzt und dann wieder abgeführt wird, doch be-
reitet es wohl keine Schwierigkeiten, solche Mängel zu beseitigen.

Der zweite Entwurf, der für seine schlichte gärtnerische
Lösung so gelobt wird,wohl auch mit Recht, würde zur Ausführung
erst recht des Verfassers bedürfen. Ein solcher Plan, wie der
zweitprämiierte, wird von Künstlerhand ausgeführt eine sehr
befriedigende Lösung geben, während der Stümper nach dem-
selben Plane sogar mit gleichen Bepflanzungsangaben nur ein
elendes Machwerk entstehen lassen wird. Die streng regel-
mäßige Anlage ist bei guten Angaben des Verfassers durch
einen guten Techniker auszuführen. Die malerisch landschaft-
liche erfordert aber die stete, intensive Mitarbeit eines künstlerisch
veranlagten örtlichen Leiters, nicht nur eines guten Technikers.

Den Bemerkungen des Preisgerichts, bezüglich der
anderen Arbeiten, habe ich kaum etwas zuzufügen, meine per-
sönliche Auffassung deckt sich fast völlig mit der des Preis-
gerichts (im Gegensatz zu dem Pforzheimer Ergebnis).

Wie ich nachträglich erfahre, sind noch zwei weitere
Entwürfe angekauft worden, sicherlich sehr angenehm für die
Verfasser der angekauften Arbeiten. Die Gründe für dies nach-
trägliche Vorgehen vermag ich zunächst nicht zu erkennen. Nach-
träglich wird seitens des Stadtbauamtes Hamm hierzu berichtet:

Der Magistrat der Stadt Hamm hat die zu dem Wett-
bewerb Ringanlage eingegangenen Entwürfe mit dem Kenn-
wort: „Frühlingswehen“, Verfasser Gartenarchitekt Willy
Boeck (Firma Josef Buerbaum) und Architekt Hans Fässy,
beide in Düsseldorf, und „Um Hamm“, Verfasser Architekten
Großkopf & Kunz in Essen-Ruhr, in freier Vereinbarung mit
den Verfassern angekauft. Maßgebend für den Ankauf
der Entwürfe waren insbesondere die in diesen enthaltenen
wertvollen Architekturlösungen für die in Aussicht genomme-
nen öffentlichen Gebäude.

Wenn man das Endergebnis von einem anderen Gesichts-
punkt betrachtet, so fällt einem ohne weiteres auf, wie be-
deutend die Bewerber den anderen überlegen waren, die die
Örtlichkeit genau und eingehend kannten oder doch studieren
konnten. Das ist eine sehr natürliche Sache, aber es ist ein
Unrecht, wenn die nicht so ortskundigen Bewerber dem Ortskun-
digen hieraus einen Vorwurf machen, wie es tatsächlich geschah.

Dieses könnte man noch aus diesem Ergebnis folgern,
nämlich, daß es bei solchen Aufgaben, von mehr lokaler Be-
deutung richtiger wäre, den Wettbewerb zu beschränken
auf 1—3 Provinzen wenn man nicht gar den engeren Wett-
bewerb vorzieht. Im vorliegenden Falle wäre man bei beiden
Methoden zu einem gleichen, vielleicht sogar besseren Ergebnis
gekommen und man hätte viele unnötige Arbeit und Kraft-
vergeudung gespart.

Und noch eins fällt nicht nur hierbei, sondern im allge-
meinen auf, die besten Preise werden wie hier, so überhaupt von
dem selbständig arbeitenden Gartenarchitekten geholt, während
vor 10 oder 20 Jahren fast ausnahmslos Beamte die Preisträger
waren. Ich glaube, man erkennt hieraus die rasche, erfolgreiche
Entwicklung, welche der Stand der selbständigen Gartenarchitek-
tengenommen hat und hoffentlich noch weiter nehmen wird.
 
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