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Die Gartenkunst — 14.1912

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Wettbewerb, betreffend die Anlage einer Ringpromenade in Hamm, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0194

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186

DIE GARTENKUNST.

XIV, 12

Strecke Westentor-Südstraße.

Um eine würdige Einleitung der Anlagen selbst
zu erzielen, ist die Straße zunächst in Form einer
Mittelallee geradlinig geführt worden. Sie führt auf
ein von Spitzpappeln umgebenes Springbrunnenbecken,
das einige Stufen tiefer als die Straße — von dieser
durch eine Brüstung getrennt — liegt. Nebenbei wird
zur günstigen Aufschließung des Baugeländes der Vor-
schlag gemacht, eine zweite Zufahrtstraße zur Ring-
anlage im Zuge des Mühlgrabens, der doch nur schlechten
Baugrund aufweisen dürfte, anzulegen. An den Spring-
brunnen schließt sich in gleicher Höhe ein reich be-
pflanzter Blumengarten, an beiden Seiten durch Hecken-
wände mit Sitznischen geschützt. In Höhe der jetzigen
Niederung liegt weiter ein Spielplatz. Er ist an drei
Seiten eingezäunt und von der Sedanstraße aus durch
Rampen zu erreichen. Zwischen den Rampen erweitert
sich die Sedanstraße zu einer Plattform, von der aus
man einen schönen Blick auf die Anlagen zum Westen-
tor hin genießt.

Die „kleine Ahse" fließt auf der ganzen Strecke,
einen Teil des alten Bettes einnehmend, am Fuße der
Straßenböschung entlang, so daß sie sowohl von der
Straße aus wie auch besonders von den tiefliegenden
Anlagen aus voll zur Geltung kommt.

Bei der Sedanstraße ist auf städtischem Gelände
das Museum vorgesehen und mit den tiefliegenden
Anlagen durch eine teichartige Erweiterung der „kleinen
Ahse" in Beziehung gebracht. — Ebensogut könnte
man sich das Museum vielleicht auch an der Goethe-
straße auf dem städtischen Grundstück hinter der Reichs-
bank denken. Zwischen Goethestraße und Südstraße
empfiehlt es sich, der Anlage nicht den Charakter
einer Zierrasenfläche, sondern einer Volkswiese zu geben.
Die Fahrstraße ist auf der ganzen Strecke gemäß dem
Programm im allgemeinen in das linke Ufergelände
eingeschnitten und liegt, wie gesagt, in Höhe der ge-
kreuzten Straßen. Am Südentor schwenkt die Straße
vom linken Ufer auf das rechte ab.

Strecke Südentor -Verbindungsgraben-
abzweigung.

Das städtische Gelände der früheren Wilmsschen
Fabrik und des Nachbarhauses ist zu spätem Errich-
tung eines neuen Rathauses vorgesehen. Hier hat das
Rathaus auch die ihm am Marktplatz fehlende Erwei-
terungsmöglichkeit für lange Zeiten. Durch die äußere
Gestaltung des Rathauses mit angegliedertem Wohn-
haus für den Oberbürgermeister einerseits und zu den An-
lagen überleitende Säulengänge mit Musikpavillon ander-
seits ist erstrebt worden, einen würdigen Rathausplatz mit
geschlossener Raumwirkung zu erzielen. An den bebauten
Seiten zieren ihn überbaute Laubengänge, an der dem
Rathaus gegenüberliegenden Ecke der Ratsbrunnen.

Die an der nördlichen Seite der Anlage vorge-
schriebene Baufluchtlinie ist von der Straßenflucht so-
weit wie eben angängig entfernt gedacht, damit die
breiten südlichen Vorgärten gewissermaßen eine Er-

weiterung der eigentlichen Anlage bilden. Letztere
ist zur Abwechselung in strengen architektonischen
Formen gehalten: zwei lange, sich an die Säulengänge
anschließende Alleen in Straßenhöhe schließen eine
tiefliegende Rasenfläche ein, inmitten fließt die „kleine
Ahse“ in offenem Kanal durch.

In der Achse dieser Anlage liegt bei der jetzigen
Abzweigung des Verbindungsgrabens in hervorragender
Lage das neue Landratsamt durch mehrere Rosenbeete
und ein regelmäßiges Wasserbecken besonders betont.
Es war im übrigen verlockend, diese Stelle gewisser-
maßen zu einem „akademischen Viertel“ auszuge-
stalten : außer dem Landratsamt liegt hier noch das
neue Amtsgericht in möglichster Nähe des Oberlandes-
gerichts und ferner die im Programm vorgesehene
neue höhere Schule. Für den Landrat, den aufsicht-
führenden Amtsrichter und den Direktor sind im An-
schluß an die Dienstgebäude Wohngebäude inmitten
der Anlagen vorgesehen. Vor dem Amtsgericht und dem
Landratsamt sind auch günstige Plätze für ein später zu
errichtendes Kaiserdenkmal oder dergleichen gegeben.

Zu einem ganz hervorragendem Punkt der Anlagen
könnte das „akademische Viertel“ gemacht werden,
wenn auf dem Eckgrundstück am Ostenwall ein vor-
nehmes Gartenrestaurant mit terrassenförmiger Ausge-
gestaltung des Gartens gemäß dem Höhenunterschiede
zwischen Wallund Ring errichtet würde („Ringterrasse“).
Neue Straßen bzw. Fußwege verbinden das „akademische
Viertel“ mit Brückenstraße, Heßlerstraße und Ostenwall.

Strecke Verbindungsgraben-Abzweigung-
Ostentor.

Hier ist nach dem Programm keine Bebauung vor-
gesehen. Die Fahrstraße liegt westlich im Zuge des
Stadtgrabens bzw. der Ostenbleiche, die tiefliegenden
Anlagen bestehen aus einfachen Rasenflächen mit Fuß-
weg im Zuge des Verbindungsgrabens.

Strecke Ostentor-Lippe.

Auch hier folgt die Straße der „Ostenbleiche“,
die Anlagen liegen westlich davon und gehen zur Höhe
des Kleinen Exerzierplatzes heran. Von letzterem aus
führt eine Treppe, vom Nordenwall aus eine Ver-
bindungsstraße zur Ringstraße. Der städtische Rasen-
platz zwischen Ostentor und Kleinem Exerzierplatz ist
zu der Anlage zugezogen worden: im Anschluß an den
Kleinen Exerzierplatz, der auch als Spielplatz benutzt
wird, ist eine Rutschbahn vorgesehen, während der
übrige Teil des Grundstücks mit einem Teil der Stadt-
grabenböschung als Schulgarten ausgebildet ist. Durch
eine Laube und Pergolen wird der Schulgarten wegen
seiner besonderen Lage am Ostentor besonders ge-
schmückt. Im übrigen soll der auf dem Grundstück
vorhandene Baumbestand nach Möglichkeit erhalten
bleiben. Als Nebenvorschlag hierzu ist statt des Schul-
gartens eine Brunnenanlage vorgesehen.

Lippestrecke bis Nordenwall.

Von dem nordöstlichen Punkte der Ringanlage
aus, an dem ein Springbrunnen errichtet werden soll
 
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