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Die Gartenkunst — 14.1912

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Ammann, Gustav: Der Zoologische Garten: ein ungelöstes Problem
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Für die Praxis
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0199

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XIV, 12

DIE GARTENKUNST.

191

Im großen Halbkreis oder Rechteck würden sich
die Bauten anordnen. In der von Ost nach West
laufenden Achse entständen von selber nördliche und
südliche Räume, hier mehr Sonne, dort mehr Schatten
gewährend. In der Achse stände das Restaurations-
gebäude und Bäume überschatteten die davorliegen-
den Terrassen. Pflanzen würden sich in Kübeln, in
Nischen etc. zur Belebung der Architektur gut an-
bringen lassen und uns, wenn nötig, das Vegetations-
gebiet veranschaulichen.

Im Zoologischen Garten von London habe ich
einige zweckmäßige Lösungen in obigem Sinne ge-
funden, so für die Giraffen, für das Nashorn und ein
neuer Bau für die Eisbären, der allerdings noch nicht
ganz ausgeprägt erscheint. Bei dem Becken des Nil-
pferdes war ich erstaunt, wie mäch-
tig das Tier durch die architektoni-
sche Gestaltung seines Gelasses zur
Geltung kam. Wie wohl sich die
Tiere in menschlichen Behausungen
fühlen, zeigen mir die Affen, die
Ställe der Büffel und Antilopen und
die Häuser der Vögel an vielen Orten.

Wo uns zur Erfüllung des
Zweckes eben die naheliegendsten
Mittel recht waren und wo wir auf
allzu ängstliches Nachahmen der
Natur aus diesen oder jenen Grün-
den verzichten mußten, haben wir
auch meistens die ansprechendste
Form und den wahren Ausdruck
gefunden.

Das Ausschreiben für die Er-
weiterung des Zoologischen Gar-
tens in Breslau hat für die große
Gestaltung eines Zoos die ersten
Gedanken gezeitigt. Leider haben
nur wenige der Bewerber sich die
Mühe genommmen, für die einzel- Bild i.

nen Tiergattungen die charakteri-
stischen Bautypen herauszuschälen. Doch wie war es
bei unseren ersten Friedhofsbestrebungen?

Nun aber möchten wir mithelfen, auch dem Zoo-
logischen Garten wieder eine annehmbare Form zu
geben und ich bin mit Herrn Hoemann der Ansicht,
daß die Zuziehung des Gartenarchitekten zu einem
öffentlichen Wettbewerbe Ideen bringen wird, wie man
sie kaum noch erwartet hatte.

Belustigend freilich ist es, daß wir Gärtner nicht
zuerst an die formale Gestaltung des botanischen
Gartens herantreten. Denn daß es dort nicht besser
aussieht, dafür dürften Beispiele zur Genüge heran-
gezogen werden können.

Aber Muthesius sagte ganz richtig, unser Jahr-
hundert wird sich nicht zuletzt mit der Lösung von
Formproblemen zu beschäftigen haben.

Die Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst aber
möge ein wachsames Auge haben auf die Entwickelung

dieser Formen, denn meiner Meinung nach wird auch
die Wissenschaft ihre Objekte in formaler Gestaltung
wirksamer der breiten Öffentlichkeit zeigen, wie in der
naturalistisch theatralischen Aufmachung. Gegen diese
mein heutiger Protest.

Für die Praxis.

Eine praktische Verkleidung für Laubengänge usw. von

A. Berndt, Gartentechniker, i. Fa. Karl Luz Sohn, Garten-
architekt, Stuttgart. In unseren heutigen modernen Hausgärten,
in denen neben der Pflanze die Architektur eine Hauptrolle
spielt, ist es besonders der Laube und dem Laubengange Vor-
behalten, dem Ganzen das Gemütliche zu geben und den Garten
wohnlich zu machen,

Bei der Anlage von solchen Lauben ist man oft gezwungen,

Mit Matten aus Tonkinstäben verkleidete Holzlaube.

diese an eine kahle häßliche Mauer anzulehnen, die dann
zweckentsprechend verdeckt werden muß. Ein anderes Mal
will man in der Laube vor den Blicken des lieben Nachbarn
geschützt sein, oder man will die ganze Rückseite eines Lauben-
ganges dicht geschlossen haben. Eine Bretterwand erweckt
in diesen Fällen oft ein beengendes Gefühl und Schlingpflanzen
geben oft nicht ausreichend genug oder nicht sogleich den
nötigen Schutz.

In diesen Fällen hat sich ein Verfahren gnt bewährt, das
schon einige Jahre in unserem Geschäft angewendet wird. Es
ist dies eine dichte Matte aus geschlitzten Tonkinstäben, in
Art der seit einigen Jahren eingeführten bekannten Schatten-
decken.

Bild i (siehe oben) zeigt eine einfache Holzlaube, welche
am Ausgang zum Vorgarten eines Landhauses direkt an das
Wohnzimmer angebaut ist. Der Einblick von der dicht da-
neben stehenden Villa ist durch die beschriebene Verkleidung
der Wände vollständig genommen und zugleich wurde ein ge-
mütlicher Wohnraum geschaffen. Bild 2 (siehe Seite 192) zeigt
einen Teil eines längeren Laubenganges, dessen Rückseite
vollständig auf diese Weise verkleidet ist. Ebenso schön neh-
men sich Sitzplätze aus, deren einfache Rückwände mit diesen
 
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