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Die Gartenkunst — 14.1912

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Kania, Hans: Schlösser und Gärten von Sanssouci: Vortrag
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0214

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DIE GARTENKUNST.

XIV, 14

200

Abb. 2. Denkmal Friedrichs des Großen und Neptunsgrotte in Sanssouci.
Originalaufnahme von M. Hochgeladen in Potsdam.

weit wir über die Pläne des Königs unterrichtet sind,
können wir die Hauptanlage des Sanssouci-Gartens, die
sechs in der Mitte eingebogenen Terrassen, das Bassin
davor, sowie die gesamte Parterreanlage ihm selber
zuschreiben, bei den übrigen Partien seine Mitwirkung an-
nehmen. Das Entree des Parkes dagegen mit seinen geo-
metrischen Bosketts erinnert lebhaft an den Teil von
Versailles zu beiden Seiten des Tapis vert. Hier ist
Knobelsdorffs Hand zu bemerken, wohl auch bei der
Hauptachse des Gartens, der großen Hauptallee, die uns
die von ihm geschaffenen Wege des Berliner Tiergartens
ins Gedächtnis ruft.

Recht eigentlich die Domäne des großen Bau-
meisters ist der Eintritt in den Park von Osten her
1747), da grüßen uns die Torpfosten mit ihren vier
gekuppelten korinthischen Säulen und, ur-
sprünglich hinter einer Boskettanlage ver-
steckt, die barocke Muschelgrotte (1751).

Sie tritt jetzt stärker in den Gesichtskreis
durch die Lichtung dieser Partie, hat
aber auch früher auf den einsamen Wan-
derer, der sich ihr hinter einem Wäldchen
plötzlich gegenüber sah, sicherlich sehr
stark gewirkt. Den alten Charakter noch
am meisten bewahrt hat der Garten vor
der Bildergalerie, den im Umkreis regel-
recht geschnittene Laubengänge umziehen.

Eine holländische Erinnerung Friedrichs
war es wohl, ihn mit Korallenschnüren und
Glasperlen auslegen zu lassen, die aber in
unserer Zeit verschwunden sind. Nur die
Terrassenmauer weist Spuren ehemaliger
kräftiger Buntheit auf. Die Galerie (1756)
selbst zeigt im Äußeren typisch-einfache
Formen eines Rokokoschlosses, enthält

jedoch im Innern einen mächtigen, flach
überwölbten, säulengetragenen Saal, der
die gesamte Länge des Gebäudes ein-
nimmt, und nach Osten zu ein reizendes
Rokokokabinett. Dieser Anlage entsprach
später im Westen des Schlosses das im
Stile der Bildergalerie errichtete Palais der
Neuen Kammern (1771—74). Vor ihm lag
ein einfaches Parterre von Obstbaumquar-
tieren, das in der Zeit Friedrich Wil-
helms IV. einer englischen Anlage weichen
mußte. Die Kammern, als Gästehaus ge-
dacht, entsprechen im Innern der Anlage
Sanssoucis, nach Westen zu liegen schlichte
Adjutantenzimmer, in entgegengesetzter
Richtung mehrere kostbare Säle in einem
eigentümlich schweren, späten Rokoko.
Hier dominieren des Königs Lieblings-
farben, rosso antico und Lichtblau. —
Vor dem Terrassenaufbau in der Mitte des
Gartens befand sich ursprünglich ein klei-
neres Wasserbecken als heute, in ihm eine
Gruppe der Thetis aus vergoldetem Blei.
Die olympischen Götter, die Himmelsgewalten, und die
vier Elemente umgaben es. Durch das später erforder-
liche große Bassin ist dieser harmonisch abgestimmte
Kreis gesprengt und über Gebühr vergrößert worden,
auch die großen Marmorbänke sind eine Zutat neuerer
Zeit. Hinter dem Schlosse öffnete sich ein Prospekt
auf den Höneberg, der auf Anregung P'riedrichs hin
bepflanzt wurde und einen künstlerischen Schmuck
durch Ruinen erhielt. Die sentimentale Stimmung der-
artiger Bauten stand dem König nicht fern, eine Er-
innerung der ihm aus Piranesi bekannten römischen
Überreste spielte mit hinein. Der Rest eines Amphi-
theaters an einem Wasserbecken, Tempeltrümmer hoben
diese Stätte über eine bloße Theaterkulisse hinaus.
Das Reservoir für die Fontänen in der Mitte entbehrte
 
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