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Die Gartenkunst — 14.1912

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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0227

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220

DIE GARTENKUNST.

XIV, 14

ner Pflanzenformen jedem Gartenkünstler und Baumschulisten
Stoff zum Studium in vollendeter Weise bot. Goeschke ge-
hörte sicher mit zu den bedeutendsten der lebenden Dendro-
logen und wenn aus Proskau eine große Menge guter Gar-
tenkünstler hervorgegangen sind, so ist dies ihm nicht zum
geringsten zu verdanken. Er verstand es nicht nur in aus-
gezeichneter Weise, seine Schüler für die Systematik zu
interessieren und ihnen ein reiches dendrologisches Wissen
beizubringen, sondern vor allem hatte er immer wieder mit
feinem Verständnis auf dieVerwendungsmöglichkeiten der Bäume
und Sträucher hingewiesen und seine Hörer mit dem Leben
der Pflanzen vertraut gemacht.

Er unterstützte auf diese Art
den gartenkünstlerischen Unter-
richt und betonte dabei immer
wieder die Notwendigkeit der zur
Ausübung der Kunst erforder-
lichen Praxis.

Und war er auf dem Gebiete
der Dendrologie so ganz zu Hause,
so nicht minder in der Kultur der
Gewächshauspflanzen, in der Trei-
berei, im Gemüsebau. Alle diese
Disziplinen vertrat er in seinen
Vorlesungen. Mit weiterer beson-
derer Vorliebe beschäftigte er sich
mit den Stauden und hier wieder
sowohl mit ihrer Kultur als mit
ihrer Verwendbarkeit. Seine Bü-
cher über „die ein- und zweijäh-
rigen Gartenpflanzen“, über schön-
blühende Staudengewächse, seine
Abhandlungen über Gladiolen —

Stauden — Astern — Irisarten
legen Zeugnis von seinem Wissen
auf diesem Gebiet ab.

Von literarischen Arbeiten
dendrologischer Natur sind seine
„Listea usländischer Gehölze“ und
seine „Erfahrungen über das Ver-
halten ausländischer Bäume im
rauhen oberschlesischen Klima“

(1903) und seine Abhandlungen
über „Amerikanische Eichen“ zu
nennen.

Seinen literarischen Ruf hatte
er aber bereits 1868 durch sein
Buch „DieSpargelzucht nach Louis
LheraultschenPrinzipien“(Cöthen,

Paul Schettler 1868) und dann in
weiterer Bearbeitung „Die rationelle Spargelzucht“ (Berlin und
Leipzig, Hugo Voigt) begründet. Dies war geradezu ein epoche-
machendes Werkchen, welches in ungeahnter Weise die land-
wirtschaftliche Spargel-Großkultur anregte. In ähnlicher Weise
wirkte eine Übersetzung der kleinen, aber vorzüglichen fran-
zösischen Schrift von Ferdinand Gloede in Les Sablous „Les
bonnes fraises“. Wer kennt dann nicht Goeschkes Neubear-
beitung dieses Büchleins, welches im Jahre 1874 als „Das
Buch der Erdbeeren“ (Hugo Voigt, Berlin) erschien und so-
dann in 2. vermehrter Auflage von Paul Parey verlegt wurde.
Die Erdbeerzüchtungen in der väterlichen Gärtnerei zu Cöthen
„Deutscher Kronprinz“, , Deutsche Kronprinzeß“, „König
Albert von Sachsen“, „Graf Moltke“ u. a. m. sind darauf
zurückzuführen.

Einzig in seiner Art steht auch das mit Hilfe des Herrn
Landwirtschaftsministers von Goeschke herausgegebene Werk
„Die Haselnuß, ihr Anbau und ihre Kultur“, da. — Fünf
Auflagen erlebte seine prämiierte Schrift „Der Hausgarten
auf dem Lande“; weiter erschienen von ihm ein Buch über

„Obstbau“, „das Beerenobst, dessen Kultur und Verwendung“,
„Katechismus der Zimmergärtnerei“ u. a. m. Man sieht, eine
vielseitige und fruchtbringende Tätigkeit hat der Entschlafene
ausgeübt. Besonders tätig war er aber auch auf dem Gebiet
des Vereinswesens. Er war lange Jahre Vorsitzender des
Oberschlesischen Gartenbauvereins und vor allem Mitgründer
des Provinzialverbandes schlesischer Gartenbauvereine, dessen
Schriftführeramt er bis zu seinem Heimgang länger als 25
Jahre treu verwaltet hat. ln Anerkennung seiner hervor-
ragenden Verdienste wurden dem rührigen Manne die mannig-
faltigsten Ehrungen seitens der bedeutendsten Fachverbände

und Vereine zu teil; besonders
verehrten ihn seine ehemaligen
Schüler, in deren Verband er
Ehrenmitglied war. Seinen Schü-
lern galt nun einmal sein gan-
zes Streben und daher kam es,
daß alle Herzen, die der Jungen
und der Alten, ihm treu entgegen-
schlugen und mit besonderer Ver-
ehrung an ihm hingen. Nicht nur
ein Lehrer und Führer war er
ihnen, sondern unendlich Vielen
ein väterlicherFreund, Allen aber
ein Berater, an den man sich in
Freud und Leid wenden durfte
und der half, wenn immer er
konnte. Sein Name ist mit der
Lehranstalt. Proskau eng verbun-
den und wenn der Name Proskau
einen so guten Klang hat, ihm
ist’s nicht zum wenigsten mit zu
danken. Daß er auch an höchster
Stelle gewürdigt wurde, bewies
seine ihm Jahre 1898 erfolgte Er-
nennung zum Königl. Gartenbau-
direktor und die Verleihung des
Titels „Ökonomierat“ bei seiner
Pensionierung.

In all unseren schlesischen
fachlichen Vereinigungen wird die
Person Goeschkes besonders ver-
mißt werden; vermißt wird er
heute schon in den Ausschüssen,
die die Ausstellung 19x3 in Bres-
lau vorbereiten und deren eif-
rigstes Mitglied er war. Wir je-
doch, die wir ihm nahe standen,
können es noch nicht fassen, daß
er nicht mehr unter uns weilt.
Sein Andenken wird aber von uns gepflegt — sein Name unter
uns nimmer vergessen werden! Erbe-Breslau.

Bromme, M., städt. Gartendirektor in Erfurt, wurde als
städt. Gartendirektor nach Frankfurt a. Main berufen.

Müller, Hubert, Baumschulen-Besitzer in Langsur bei Trier,
ist zum Vorsitzenden der internationalen Berufsgärtner-Ver-
einigung gewählt worden.

Schwerdtfeger, Karl, Obergärtner und Betriebsleiter der
Krupp von Bohlen und Haibach sehen Gärtnerei II in Hügel
an der Ruhr beging am 25. Juni sein fünfundzwanzigjähriges
Dienstjubiläum.

Veitsh, James Harry, Besitzer der weltbekannten Gärtnerei-
firma Veitsh & Söhne in London (den Teilnehmern an der
Englandreise der D. G. f. G. wohl noch in bester Erinnerung),
ist vom König von England wegen seiner Verdienste um den
Gartenbau zum Peer ernannt worden.

Für die Redaktion verantwortlich: Gartenarchitekt R. Hoemann, Düsseldorf-Grafenberg. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
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