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Die Gartenkunst — 14.1912

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Encke, Fritz: Das gärtnerische Ausstellungswesen: Vortrag
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0238

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XIV, 15

DIE GARTENKUNST.

231

dem Raumgestalter, dem Architekten, in engere Fühlung
getreten.

Diese Fortschritte im Ausstellungswesen verdanken
wir zunächst der kräftigen und gesunden Entwickelung
des gesamten Gartenbaues. Ferner dem größeren
Drang nach Spezialisierung, welcher bessere Qualitäts-
leistung erzeugt. Ebenso ist die Fachpresse seit langem
bemüht, die Mängel des Ausstellungswesens zu be-
sprechen und Verbesserungsvorschläge zu machen.
Endlich haben die Arrangeure großer Ausstellungen,
zu welchen auch der Gartenbau herangezogen war,
diesem manch gute Lehre über die Anordnung seiner
eigenen Ausstellungen gegeben. Trotzdem bleibt noch
genug zu tun übrig.

Dies gilt zumal von den langfristigen Ausstellungen,
welche, wie erwähnt, meist im Zusammenhänge mit
Ausstellungen nicht zum Gartenbau gehörender Gebiete
vereinigt sind. Die jüngsten Jahre haben dies zur Ge-
nüge erkennen lassen. In einzelnen Fällen war die Ge-
samtanordnung für die Darstellung der gartenbaulichen
Erzeugnisse nicht günstig. In anderen sah man aus-
gestellte Gärten, welche zum Teil in der Raumschaffung
und Aufteilung nicht allen Anforderungen genügten,
dabei aber brauchbare Pflanzenverwendung zeigten.
Umgekehrt waren da andere, deren Raumgestaltung
künstlerisch hochstehend und deren architektonischer
wie bildnerischer Inhalt gut und wertvoll war, während
die pflanzliche Ausstattung nicht befriedigte. Sie be-
stand zum Teil aus Gattungen und Arten, welche
dauernd an ihrer Verwendungsstätte in dem Ausstel-
lungsgarten nie hätten gedeihen und ihren Zweck er-
füllen können. Auch fand oft unfertiges Material Ver-
wendung, welches die durch die Pflanzen im Garten
zu erzielenden Reize noch nicht bieten konnte. Oft
fehlten für manche Ausstellungsgegenstände die Flächen
und Räume, wo die einzelnen Pflanzenarten zu wirkungs-
voller Geltung gelangen konnten. Andererseits war im
Plane der Umstand nicht bedacht, daß viele Pflanzen-
gattungen nur zu einer gewissen, oft kurzen Zeit
sehenswert sind, trotzdem sie lange vor ihrer Glanzzeit
gepflanzt sein müssen. Die so bepflanzten Flächen
störten in der Zeit der langsamen Entwickelung der
darauf stehenden Pflanzen das Gesamtbild der Aus-
stellung, ein Umstand, welcher den Ausstellern dieser
Gewächse ebenso schadete, wie dem Gesamteindruck
der Ausstellung. Die Ursache war neben mangelhafter
Kenntnis der Eigenart dieser Pflanzen das Bestreben,
den im Entwürfe der Ausstellung enthaltenen Pflanzen-
schmuck in jedem Falle aus Ausstellungsgegenständen
herstellen zu wollen. Wenn diese Gartenbauausteilungen
auch den Zweck erfüllten, einen billigen und im Ganzen
ansprechenden Rahmen für das gesamte Ausstellungs-
unternehmen abzugeben, so kann doch behauptet werden,
daß sie nicht ausreichten, um in ihrem Gesamtbild,
wie in den einzelnen Vorführungen darzutun, was die
deutsche Gartenkunst und der deutsche Gartenbau
heute vermögen.

Wollen wir dies einmal wirklich in umfassender

Weise zeigen, so müssen wir eine große deutsche
Gartenbauausstellung machen, deren Träger
die deutschen Gartenkünstler und die deutschen
Gartenbauer mit all ihren Einzelbetrieben sind.

Kann ein solches Unternehmen zustande kommen,
und wie ist es auszuführen?

Der heutige erste deutsche Gärtnertag beweist
mir, daß es möglich ist, die deutsche Gärtnerwelt für
gemeinsame Ziele zu interessieren. Die Verbände der
Baumschulenbesitzer, der Handelsgärtner, der Pomo-
logen, der Gartenarchitekten, der Blumengeschäfte, der
Samenzüchter, der Gemüsezüchter usw. stellen den
veranstaltenden Ausschuß. Sie umfassen im wesent-
lichen die Gesamtheit der Gartenbauproduzenten und
der Gartengestalter. Sie werden in der Lage sein, ge-
meinsam mit der Stadt, in welcher diese Ausstellung
stattfindet, sowie mit nicht zum Fach gehörigen Inter-
essenten, Freunden und Gönnern, einen Garantiefonds
aufzubringen, so gut, wie jedes andere Ausstellungs-
unternehmen, wie das der Gartenbau bei früheren Aus-
stellungen von geringerem Umfange des öfteren bewiesen
hat. Auch der Staat wird sich nicht gleichgültig ver-
halten können einem Unternehmen gegenüber, welches
die Leistungen eines nicht unbedeutenden Gewerbes
in seiner Gesamtheit zur Darstellung bringt.

Der Ort der Ausstellung ist von langer Hand zu
suchen; denn es gibt mancherlei Verhältnisse, welche
das Zustandekommen einer großen, langfristigen Aus-
stellung begünstigen. Da, wo eine Stadt größere zu-
sammenhängende Parkgebiete einzurichten beabsichtigt,
in deren Umgebung, wie das ja naturgemäß ist, ver-
schiedenartige Siedelungen zu gleicher Zeit und in
kurzer Frist entstehen, da wäre z. B. ein richtiger
Platz für die Ausstellung. Oder da, wo in einer Stadt
ein Stadion oder ein Ausstellungspark in Aussicht ge-
nommen oder eine große Friedhofsanlage geplant ist,
kann im Zusammenhänge mit dort zu errichtenden
Wohnhäusern verschiedener Art oder doch auf Flächen,
welche zu Wohnzwecken parzelliert werden sollen,
unsere Ausstellung stattfinden. Denn vieles, was die
Ausstellung schafft und bietet, kann für dauernde Ver-
wendung benutzt werden und die Ausstellung kann
umgekehrt von mancher Einrichtung Gebrauch machen,
die später ohnehin an dieser Stelle geschaffen werden
müßte. In erster Hinsicht handelt es sich um Gebäude,
Wege und Grünanlagen verschiedener Art; in letzterer
besonders um Erdarbeiten, Straßenanlagen, Kanal- und
Wasserleitungen, Beleuchtungsanlagen und dergleichen.
Da es gelten wird, neben der Vorführung gärtnerischer
Erzeugnisse, welche zum Vergleiche gruppenweise
nebeneinander gestellt werden, die Pflanze in ihrer
Verwendung im Garten zu zeigen, werden viele Gärten
zu schaffen sein. Bei diesen sollen der künstlerische
Gesamtentwurf und das Detail des Gartens Gegenstand
der Ausstellung sein. Daß dies am besten geschieht
in Verbindung mit Gebäuden, ist einleuchtend. Des-
halb die Beziehung zur dauernden Wohnungskolonie,
aber auch unter Umständen eine Verbindung mit der
 
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