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Die Gartenkunst — 14.1912

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Zahn, Fritz: Ein neuzeitlicher Volksgarten: ein Entwurf von E. Hardt, Gartenarchitekt, Düsseldorf
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Ulrich, F.: Gedanken über Friedhofsgestaltung: Vortrag
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0246

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XIV, 16

DIE GARTENKUNST.

239

Volksgarten in Dülken: Die große Volkswiese. Von E. Hardt, Düsseldorf.

das angrenzende Gelände liegen, um es herauszu-
heben und von ihm einen besseren Überblick über
den Park zu geben, erscheint mir ebenso notwendig,
als die gute Wahl des Platzes überhaupt. Eine gute
Wahl ist dann getroffen, wenn dem Besucher eine
gute Aussicht geboten, wenn auf den Stand der Sonne
Bedacht genommen, daß diese zur Hauptbesuchszeit
am Nachmittag im Rücken der Besucher steht, ihre
Strahlen also niemand belästigen. Rein wirtschaft-
liche Fragen kommen hinzu, solche die das Gelände
selbst und die Lage seiner Räume betreffen, sowie
außerhalb gute Anfahrt und Halteplatz für Wagen,
auch ein Spiel- und Tummelplatz für die Kleinen, die
der Aufsicht noch nicht ganz entbehren können.

Prüfen wir den Entwurf auf diese genannten For-
derungen hin, so werden wir sie alle erfüllt sehen, direkt
erkennbar aus dem Grundplan und dem Bild, welches
„Blick auf die Waldschenke" betitelt ist. Das Bild:
„Blick von der Waldschenke“ zeigt uns die Erfüllung
einer guten Aussicht auf die große Volkswiese und
die Süchtelner Höhen.

Die Volkswiese will ich als die nächste For-
derung des Volksgartens nennen. Über ihren Wert
und die Möglichkeit und Durchführung ihrer Anlage
etwas hinzuzufügen, erübrigt sich. (Vergl. Jahrg. XIII
Abb. Seite 162 und XII Seite 127, 130 und 131.)
20000 qm Fläche umfaßt diese Volkswiese, sicher
groß genug für einen kleinen, wenn auch in starkem
Wachsen begriffenen Ort.

Zur Belehrung soll der Volksgarten beitragen,
Freude und Interesse wecken an der Natur. Wir er-
reichen es durch entsprechende Auswahl in der Be-
pflanzung. Die Heimat steht uns näher als die Fremde,
deshalb mögen unsere deutschen Waldgehölze und

Pflanzen vor allem hier Platz und
Pflege finden. Birken, Eichen, Eber-
eschen, Bergahorn und Buchen, die
den schon vorhandenen Beständen
sich anpassen, an geeigneten Stellen
auch österreichische Kiefern sollen
zur Anpflanzung kommen. Der Be-
lehrung und dem Anschauungsunter-
richt wird der südöstliche Teil die-
nen. Etwas Heidevegetation ist hier
vorhanden; sie wird erweitert und
ergänzt werden, die Flora der Wiese,
des Baches und der Buschlandschaft
sich anschließen. Wenn ich mir vor-
stelle, daß ähnliche Bilder hier ent-
stehen, wie in den Waldpartien des
Dahlemer botanischen Gartens, dann
kann ich mir wohl denken, daß
dieser Teil mit die größte Anzie-
hungskraft ausüben wird.

Vieles können Plan und Abbil-
dungen uns nicht zeigen, da es an
Ort und Stelle frei herausgearbeitet
werden muß, die Behandlung der
Buschparzellen, die Ergänzung ihres Bestandes, die
Führung der Wege, für die nur die Richtlinien ange-
geben werden können. Daß sie praktisch verlaufen,
dafür nur das eine Beispiel: Die Verbindung von der
Allee nach den Süchtelner Höhen im Nordosten zu der
großen Volkswiese.

Damit mag es genug sein. Nur das sei noch als
Schluß gesagt: Den Preis hat dieser Entwurf sicher
nur erhalten wegen seiner Einfachheit und Zweck-
mäßigkeit. F. Zahn.

Gedanken über Friedhofsgestaltung.

Vortrag, gehalten in der Monatsversammlung der Gruppe
Brandenburg am 13. März 1912 von F. Ulrich, Berlin.

Der Zufall hat es gewollt, daß ich über Friedhöfe,
über Tod und Grab, in einem Zeitabschnitt des Jahres
zu Ihnen sprechen muß, der so gar nichts von dem
an sich hat, was wir gemeiniglich mit diesen Gedanken
verbinden. Nicht Tod und Sterben, sondern kraftvolles
Werden — überall drängt es mit schwellenden Knospen
uns entgegen. — Was wir in Herbst und Winter zur
Erde sinken sahen, welk und verdorrt, das feiert in
diesen Tagen Auferstehung und Blatt und Blüte führen’s
neuem Wirken zu.

Gibt es wohl ein schöneres Symbol des ewig sich
erneuernden Lebens als die Pflanze? Etwas, das uns
so eindringlich predigt: es gibt weder Tod noch Sterben,
nur ewiges Werden in ewigem Wandel! — Das klingt
wie alte Binsenweisheit und ist doch an dieser Stelle unum-
gänglich, denn gerade die Pflanze und die Kunst ihrer
Verwendung sind wie nichts anderes berufen, auf dem
Friedhofe erhebende Gedanken auszulösen und Hoffnun-
gen zu wecken, die über Tod und Grab hinausweisen. —
 
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