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Die Gartenkunst — 14.1912

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Hoemann, Reinhold: Frostschäden des vergangenen Winters
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0258

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XIV, 16

DIE GARTENKUNST.

251

so mildes Wetter herrschte, daß manche Pflanzen bis
dahin im Wachstum blieben und im Saft standen, oder
ob das schnelle Auftauen der Schädling war oder ob,
was wahrscheinlich ist, dies alles zusammenwirkte, das
festzustellen ist Aufgabe der Wissenschaft, ich will und
kann hier nur Tatsachen und Beobachtungen feststellen.

In meiner Baumschule hatte ich ein schönes Quar-
tier etwa I—1V2 m hoher Kirschlorbeer und zwar
Prunus laurocerasus & Prunus Schipkaensis. Hier werden
diese Pflanzenarten stets in großen Mengen gebraucht
und wesentliche Frostbeschädigungen wurden hier am
Niederrhein in den letzten 10—20 Jahren nicht beob-
achtet. Die sämtlichen Pflanzen wurden blattlos, bei
den meisten erfroren alle vorjährigen Triebe, das
ganze Quartier wurde unverkäuflich. Prunus Schip-
kaensis soll ja ganz winterhart sein, gerade er litt hier
am allermeisten, alle Zweige erfroren und wir mußten
die Pflanzen bis kurz über die Wurzel zurückschneiden.
Es ist dies eine eigenartige Beobachtung, die der bis-
her herrschenden Meinung über die Winterhärte des
Prunus Schipkaensis direkt widerspricht; ich werde
diese Art in der Folge nicht mehr heranziehen. Übrigens
muß gesagt werden, daß alte Pflanzen, die besser aus-
reiften und nicht so sehr im Triebe waren, nicht so
sehr litten, stellenweise beobachtete ich alte Pflanzen,
die überhaupt nicht litten. Prunus lusitanica litt sehr
stark, ähnlich wie Prunus Schipkaensis.

In den Vorgärten der hiesigen Landhausstraßen
wird der Epheu sehr viel zum Bekleiden der Eisengitter
gebraucht und er bildet da bald dichte undurchdring-
liche Hecken, die der Winterkälte bisher stets wider-
standen. In diesem Jahre war’s anders. Der Epheu
hat außerordentlich gelitten, das Laub wurde allent-
halben braun und häßlich und erst jetzt hat das junge
diesjährige Laub die Schäden beseitigt.

Noch sei von immergrünen Sachen das Rhododen-
dron erwähnt. Rhododendron ponticum und Catawbiense
haben ihren guten Ruf tadellos bewährt. Bei Rhodo-
dendron Jaksoni und Cunninghami white erfroren hier
zumeist die Blütenknospen, die Pflanzen haben da-
gegen nicht gelitten. Die bekannten winterharten Hy-
briden bewährten sich viel besser als ich erwartete,
die Blüten waren aber wesentlich kleiner als sonst,
vielleicht hängt dieser letztere Umstand aber auch mit
dem trockenen Vorjahre zusammen.

Die Azaleen hatten ziemlichen Schaden durch den
Frost und zwar mollis und mollis sinensis mehr wie
pontica. Bei den neu eingeführten japanischen Sorten
Yodoganna und Hinodegiri, die ich im Vorjahre so
lobend erwähnte, erfroren die Blütenknospen, die Pflan-
zen selbst haben dagegen anscheinend nicht gelitten.
Dasselbe ist der Fall bei Rhododendron praecox,
während die schöne Rhodora canadensis, die kanadi-
sche Felsenrose, welche ich als empfindlich ansah,
tadellos durch den Winter kam und in voller Schön-
heit erblühte.

Interessant war das Verhalten der Zedern, sie be-
stätigten aber die bisherigen Erfahrungen. Stark litten

Cedrus Deodara, sie verloren hier fast sämtliche Nadeln,
haben sich heute aber gut erholt, auch Cedrus Libani
litt ziemlich stark, während Cedrus atlantica und be-
sonders Cedrus atl. glauca ohne jeden Nachteil die
harte Kälte überstanden. Wellingtonia gigantea hat
hier sehr gelitten, wenn der nächste Winter milde
ist, dürften diese Pflanzen sich wieder erholen, wenn
eine ähnliche Frostperiode eintritt, ist wohl mit
ihrem vollständigen Eingehen zu rechnen. Wenn die
Pflanzen älter und zu Bäumen herangewachsen sind,
überstehen sie die Winter besser, wohl deshalb, weil
sie dann besser ausreifen, aber es gelingt nicht zuver-
lässig, diese großen Bäume heranzuziehen, es ist sehr
schade um diese schöne Konifere.

Im übrigen haben die als hart bekannten Nadel-
hölzer gar nicht oder nur wenig gelitten.

Viel bedeutender sind die Frostschäden bei den
laubabwerfenden Ziergehölzen.

Stark gelitten hat z. B. Deutzia crenata, ein Zier-
strauch, der allgemein als winterhart bezeichnet wird,
während die zierliche Dentzia gracilis gar keine Schäden
zeigte. Ribes sanguineum hat ebenfalls sehr stark
gelitten, während Ribes Gordonianum gut aushielt,
ebenso wie Ribes aureum und alpinum. Spiraea myr-
tifolia mit ihrem graziös, zierlichen Laub erfror bis
auf den Stumpf, kommt jetzt aber wieder gut mit
reichlichen Schößlingen. Die Cotoneasterarten, welche
ich bisher zu den winterharten Gehölzen rechnete,
haben ziemlich in allen Arten stark durch den Frost
gelitten, oft sind viele Zweige erfroren, die Pflanzen
sehen zumeist jetzt noch jämmerlich aus, wenn sie
nicht durch starken Rückschnitt zum Austrieb ge-
zwungen wurden. Man wolle sich diese Empfindlich-
keit wohl merken, sie läßt z. B. den Wert mancher
Arten wie z. B. C. vulgaris oder Simonsi, die vielfach
als Heckenpflanzen empfohlen werden, sehr herabsinken.
Am wenigsten litt Cotoneaster horizontalis. Übrigens
hat unsere Heckenpflanze par excellence, Ligustrum
ovalif. ebenfalls sehr gelitten. Ihr Laub haben diese
Pflanzen überall verloren, aber vielfach ist auch das
Zweigwerk erfroren und die Pflanzen, welche im Ein-
schlag lagen und nicht besonders gut geschützt wurden,
haben auffallend stark gelitten, sind oft bis auf den
Stumpf erfroren. Überhaupt ist es eine auffallende
Erscheinung, daß Pflanzen im Einschlag weit frost-
empfindlicher sind als festgewurzelte. So litten Pla-
tanen und, wie ich in diesem Jahre beobachtete, sogar
Pyramidenpappeln im Einschlag sehr empfindlich, wäh-
rend sie dort, wo sie festgewurzelt überwinterten,
keinerlei Frostschäden zeigten. Ligustrum Ibota er-
fror hier bis auf den Stumpf. Ligustrum Regelianum
litt meist weniger. Der rotborstige Himbeerstrauch
Rubus phoeniculasius erfror bis auf den Wurzelstock,
treibt aber so üppig und frisch wieder aus, daß diese
Verjüngung der Pflanze eher zum Vorteil als zum
Nachteil gereicht.

Die gleiche Beobachtung machte man bei anderen
Pflanzen. Da stand z. B. im Ratinger Park der seltene
 
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