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Die Gartenkunst — 14.1912

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Arnold, R.: Schloß Corvey
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0260

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XIV, 17

DIE GARTENKUNST.

253

Schloß Corvey.

Von R. Arnold, Frankfurt a. M.

Uralter Kulturboden ist es, auf dem sich unweit
des westfälischen Kreisstädtchens Höxter das Schloß
Corvey erhebt.

Karl dem Großen verdankt es seine Entstehung,
der hier in der fruchtbaren Weserebene Mönchen aus
Corbie in Frankreich Land an-
wies, um ein Kloster zu grün-
den. Unter Ludwig dem From-
men und den späteren Kaisern
gelangte es zur höchsten Blüte
und genoß als Klosterschule und
Stätte der Kunst und Wissen-
schaft einen Weltruf.

Im Jahre 1623 von Tillys
Soldateska bis auf die Grund-
mauern zerstört, wurde es von
den Äbten bald wieder aufge-
baut, zwar nicht in alter Herr-
lichkeit, aber doch mit auser-
lesenem Geschmack und in ge-
waltigen Ausmessungen. Als Ma-
terial ist roter Wesersandstein
mit großen Putzflächen verwen-
det. Sandsteinplatten, die das
nahe Solling - Gebirge liefert,
decken auch das Dach. Diese
warmroten mit grüner Pflanzenpatina überzogenen Plat-
ten sind typisch für die dortige Gegend und beson-
ders reizvoll an dem Pförtnerhaus verarbeitet (Abb. 7).

Im Jahre 1803 wurde Corvey, das inzwischen
Bistum geworden war, säkularisiert, jetzt ist es Eigen-
tum des Herzogs von Ratibor und Fürsten von Corvey.

Leider ist
das Schloß unbe-
wohnt und des-
halb nur not-
dürftig unterhal-
ten. Und wenn
schon die Archi-
tektur gelitten
hat, so ist das
Hinschwinden
der Gärten nicht
verwunderlich.

Hier und da fin-
det man Bruch-
stücke prächti-
ger Sandsteinor-
namente und bei
Erdarbeiten kam
vor einigen Jah-
ren eine wohler-

haltene Brunnenschale zutage. Aber auch die ganze
Raumaufteilung und die reizvoll ausgestalteten Ein-
gänge beweisen, daß hier früher blühende Gärten die
Bauten umgaben.

Es hat einen eigenen Reiz, sich in dieser Wildnis
zu ergehen und zu beobachten,
wie die Natur in zähem Kampf
von dem Menschenwerk wieder
Besitz zu ergreifen sucht. Sie
schafft dabei Bilder von großer,
malerischer Kraft, sie zeigt die
Pflanze in ihrer ganzen Lebens-
lust und uns so die pflanzlichen
Mittel, die geeignet sind, solch
massigen, weitläufigen Baulich-
keiten die Wagschale zu halten.

Da recken sich überm reichen
Portal die Akazien mit bizarrem
Geäst und freundlich - hellem
Grün (Abb. 1). Der behäbige
Turm ist ganz von Vitis über-
sponnen und erregt im Herbst
in seinem feuerroten Gewände
allseitige Bewunderung (Abb. 2).
Buchen säumen eine große Per-
spektive zur blauen Weserebene;
nur ein alter Tulpenbaum tritt etwas hervor und läßt
sein interessantes Blattwerk als Silhouette sehen (Abb. 3).
An der Sakristei (Abb. 4) und am Küsterhaus klettert
üppig der Efeu und baumartiger Hollunder bildet eine
dichte, duftende Wildnis. Hinter der alten Klostermauer
steht auf grünem, von Schafen geweideten Rasenteppich

eine 170 Jahre
alte Eschenallee
in ungebroche-
ner Kraft. Rie-
sigeStämmetra-
gen das weitaus-
ladende Geäst
(Abb. S). Hart
an der Kloster-
mauer erhebt
sich ein Wahr-
zeichen Corveys,
ein Kreuz, von
drei uralten Lin-
den umstanden,
der Sage nach
die letzten jener
,Dreizehnlinden1,
unter denen Cor-
veybesungen ist.

Abb. 1. Schloß Corvey: Das Hauptportal. Aufn. von R. Arnold.
 
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