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Die Gartenkunst — 14.1912

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Arnold, R.; Hoemann, Reinhold: Die künstlerische Ausbildung des Gartenarchitekten: eine Äußerung zum Vortrage des Gartenarchitekten Herrn Reinh. Hoemann, Düsseldorf; [und Erwiderung von Hoemann]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0262

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XIV, 17

DIE GARTENKUNST.

255

Abb. 4. Schloß Corvey: Sakristei und Nutzgarten.
Aufnahme von R. Arnold.

wird. Dann erst wollen wir die weitgehenden Forde-
rungen stellen, die jetzt als Utopie erscheinen.

Die erste Forderung des Herrn Hoemann ist die
einer umfassenden allgemeinen Bil-
dung. Der praktisch einzig mög-
liche Weg ist wohl der, daß die
Gärtnerlehranstalten ihre Anforde-
rungen an die Vorbildung erhöhen
resp. präzisieren.

Hoffen wir, daß die Andeu-
tungen des Herrn Hoemann in
dieser Richtung richtig verstanden
worden sind, namentlich auch von
den anwesenden Vertretern der
Regierung.

Die Forderung des Herrn Hoe-
mann betr. die Zusammenarbeit
mit anderen Künstlern bedarf einer
längeren Erörterung.

Die Forderung an und für sich
hat einen unbestritten guten Kern.

Aber die Art der Forderung ist
falsch. Sie ist derart kompliziert,
daß sie schon Fiasko gemacht hat. Abt,- 5.

Wir haben Aachen und Düsseldorf,

und auf beiden Schulen zusammen studiert — 1 Garten-
architekt. Was hilft alle Propaganda, alle Anerkennung
des Gebotenen, bei einer Erschwerung unserer an
und für sich schon langwierigen und kostspieligen Aus-
bildung, wie sie jetzt besteht! Ich habe diesen Miß-
stand schon in einem Referat auf der Hauptversamm-
lung in Görlitz hervorgehoben und gesagt: „Eine

Trennung der Materien (Kunst und Technik)
durch die Einrichtung von zwei besonderen
Schulen wird aber schon aus pekuniären und
örtlichen Gründen den Besuch beider An-
stalten ausschließen!“ An dieser wunden Stelle
möchte ich noch feststellen, daß ein gut Teil der bis-
herigen Besucher der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule
diesen Besuch mit Einschränkungen und Opfern erkauft
hat, die man wohl nicht erwartet hat, mit denen man
aber für die Zukunft noch viel weniger rechnen darf.

Aber selbst wenn sich der Besuch der genannten
Schulen bessert, so ist uns damit wenig geholfen.
Genau so, wie Herr Hoemann eine umfassende Allge-
meinbildung für alle fordert, so ist auch eine höhere
künstlerische Ausbildung insgesamt erstrebenswert.
Außer sehr vielen künstlerisch Veranlagten werden
auch die technisch Begabten nach wie vor nur eine
Fachschule besuchen. Und da das Bestreben der
Hoemannschen Richtung dahin geht, den Fachschulen
den Kunstunterricht ganz zu nehmen, so werden die
Techniker künstlerischen Aufgaben auch dann, wenn
sie nur zur Ausführung an sie herantreten, verständnis-
los gegenüberstehen und das Unheil wird sich mehren,
nicht mindern, denn der Einblick in rein künstlerisches
Gebiet bleibt ihnen versagt. Wenn diese Techniker
Kapital besitzen, so werden sie eine Firma für Garten-
anlagen gründen, und da die allerwenigsten Firmen
einen eigenen Gartenkünstler anstellen können, —
unsere Projekte reichen an Wert, Umsatz und Verdienst

Schloß Corvey: Eschenallee an der alten Klostermauer.
Aufnahme von R. Arnold.
 
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