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Die Gartenkunst — 14.1912

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Ideen-Wettbewerb zur Erlangung von gartenkünstlerischen Entwürfen für einen Ausstellungspark mit einer Allgemeinen Gartenbau-Ausstellung auf dem Gelände der Ausstellung- und Festhalle zu Frankfurt am Main, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0277

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270

DIE GARTENKUNST.

XIV, 18

Diese sieben Entwürfe wurden am 18. August
einer erneuten Prüfung unterzogen und es wurde dabei
festgestellt, daß der Entwurf Nr. 3 gegen die übrigen
Entwürfe aus mehrfachen Gründen zurückgestellt werden
mußte. Über die verbleibenden 6 Entwürfe, die nun-
mehr für die Preiszuerkennung bzw. für den Ankauf
in Betracht kommen, bemerkt das Preisgericht folgendes:

Nr. 6. Kennwort „Kuga“.

Die Idee einer allgemeinen Gartenbau-Ausstellung
ist in guter Weise verwirklicht. Der Entwurf zeigt
eine anerkennenswerte Großzügigkeit in der Aufteilung
des Geländes für die verschiedenen Ausstellungszwecke.
Es ist eine gute Übersichtlichkeit erzielt und eine glatte,
bequeme Verkehrsentwickelung gesichert.

Senkrecht zur Westfront der Festhalle ist eine
Plauptachse entwickelt. Bemängelt wurde die Beibe-
haltung des Cafes an der bisherigen Stelle. Die zweite
Achse baut auf dem gewünschten Haupteingang auf;
den Achsenabschluß bildet ein Ausstellungsgebäude.

Sehr gut ist die Lage des Kunstausstellungsgebäudes
am Haupteingang in Verbindung mit der großen Fest-
halle (dauernd zu erhalten). Die Möglichkeit, mannig-
faltige, verchiedengestaltete Einzelgärten einrichten zu
können, ist ein weiterer Vorzug des Entwurfs, auch ist
es leicht möglich, auf dem hierzu bestimmten Gelände-
teil andere Ausstellungen zweckmäßig und gut aufzu-
bauen. Die leichte und nicht übermäßig kostspielige
Durchführbarkeit des Entwurfs muß ebenfalls als ein
Vorzug bezeichnet werden.

Der Erläuterungsbericht enthält wertvolle und er-
wünschte Anregungen in bezug auf das durchzuführende
Programm einer Gartenbau- und Kunstausstellung.
Der Verfasser hat zwar die vorgeschriebene Abgrenzung
des Grundstücks nicht eingehalten, doch ist die Durch-
führbarkeit seiner Ideen auch bei Innehaltung der vor-
geschriebenen Grenzen möglich.

Nr. 9. „Übersichtlich“.

Verfasser hat besonders Gewicht gelegt auf die
Schaffung einer Anlage von dauerndem Werte; die
Disposition ist klar und großzügig. Eine Haupt-
achse baut sich senkrecht zur Westfront der Festhalle
auf, rechtwinklig hierzu ist sehr geschickt eine Quer-
achse angegliedert. Die Lage des Kunstausstellungs-
Gebäudes ist zu bemängeln, weil ein derartiges Gebäude
von den Straßen bequem zugänglich sein muß. Die
Lage des Spielplatzes von Nord nach Süd (Längsrichtung)
ist richtig, auch liegt er an der günstigsten Stelle, ist
jedoch etwas zu schmal.

Die Lage des Cafes ist zweckmäßig und schön.
Die nach Osten gelegene Terrassenanlage erscheint
der Belichtung wegen als die praktisch allein richtige.
Der Entwurf bedingt für spätere Ausstellungen aller-
dings durch die festgelegte, stark dominierende Dauer-
anlage eine starke Bindung an die einmal gewählte
Gestaltungsart. Sehr gut und klar ist die Behandlung
des Zuganges an der Westseite der Festhalle.

Nr. 15. „Moenus“.

Der Entwurf baut ebenfalls in der Längsrichtung
der Festhalle eine große Hauptachse auf. Direkt an
der Halle ist dabei eine Schmuckanlage vorgesehen.
Sehr gut ist hier der Abschluß des Geländes nach
Süden und gegen die Bahnanlage durch Ausstellungs-
bauten, welche einerseits gut decken und andererseits
bequeme Zuführung (Nebengleise) haben. Die vor-
geschriebenen Einzelgärten zeigen gute Anordnung und
geschickten Ausbau. Ein vorgesehener Vergnügungspark
liegt an günstiger Stelle, kann abgetrennt werden und
ist gesondert zugänglich. Als fehlerhaft erscheint eine
zu große Häufung von Nebenachsen. Für eine dauernde
Anlage ist dieser Entwurf weniger geeignet.

Nr. 23. „Soziale Probleme“.

Dieser Entwurf enthält interessante und wertvolle
Ideen zur Durchführung einer Gartenbau-Ausstellung
in Verbindung mit einer Wohnkunst-Ausstellung, als
ergänzende, Schätzungswerte Bereicherung eines Aus-
stellungsprogramms. Einfache und klare Disposition
der Hauptsache, richtige Lage des Spielplatzes zur
Himmelsrichtung sind weitere Vorzüge dieses Entwurfs.

Als Nachteil erscheint die Unmöglichkeit, diese
Spielwiese infolge ihrer zentralen Lage vom Aus-
stellungsbetrieb auszuschalten. Nicht ganz einwandfrei
ist die Entwickelung der vorgesehenen Gebäudegruppen
(z. Teil Arbeiterhäuser) unmittelbar am Haupteingang
in nächster Nähe der Monumental-Gebäude (Festhalle).

Nr. 28. „Forum“.

Der Entwurf zeigt einen großzügig geplanten und
mit künstlerischem Takt durchgeführten Ausstellungs-
park, dessen praktische Durchführbarkeit im Sinne
der Programmforderung jedoch auf erhebliche Schwierig-
keiten stößt.

Nr. 31. „Kunst und Leben“.

Die Idee einer Gartenbau- und Kunst-Ausstellung
ist wiederum gut zum Ausdruck gebracht. Lobenswert
erscheint auch die Behandlung des Hauptzuganges zu
den Hauptgebäuden (Festhalle, Westfront) und die
einheitliche Behandlung der dort vorgesehenen Terrassen.
Der Entwurf zeigt die vielseitige Möglichkeit zur An-
lage reizvoller Einzelgärten in Verbindung mit Gebäuden.
Auch hier ist eine Hauptachse in der Richtung des
Haupteinganges durchgebildet und zwar in besonders
geschickter künstlerisch einwandfreier Weise; sehr gut
ist auch der westliche Abschluß des auf diese Haupt-
achse aufgebauten Parkteils mit Gebäuden und Fontäne-
anlage. Der Spielplatz dagegen ist bei der gewählten
kreisrunden Form viel zu klein, ein Vorzug ist jedoch
seine Tieflage, welche gute Übersichtlichkeit gewähr-
leistet.

Hiernach beschloß das Preisgericht mit 5 gegen 2
Stimmen, den ersten Preis (2500 Mk.) dem Entwurf
Nr. 6, Motto „Kuga“, zu erteilen. Der zweite Preis
(1500 Mk.) wurde mit allen gegen eine Stimme dem
Entwurf Nr. 9, Motto „Übersichtlich“ zuerkannt. Je
 
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