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Die Gartenkunst — 14.1912

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Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienreise der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst nach Frankreich, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0290

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XIV, 18

DIE GARTENKUNST.

283

Abb. 6. Schlößchen Bagatelle: Seitengebäude.

Aufnahme von Garteninspektor Berthold, Wiesbaden.

Sie entstanden nach den Entwürfen lind unter dem
Einfluß des Landschaftsmalers H. Robert, es sind
Felspartien, die in ihrer Art als gelungen zu bezeichnen
sind, sie sind auch heute malerisch umwachsen und
tragen die Patina des Alters, trotzdem befriedigen sie,
wenigstens meinem Gefühl nach, nur unvollkommen, sie
erweckten trotz ihrer Vorzüge doch immer den Eindruck
der künstlichen Mache. Übrigens war der Park reich
an solchen Künsteleien, Reste einer sentimentalen Zeit,
die glücklich hinter uns liegt; eine chinesische Brücke,
ein indischerTempel, ein ägyptischer Obelisk, ein
Pharaonen-Grab, künstliche Ruinen und
ähnliche, wenig geschmackvolle Garten-
bauten waren überall im Park verteilt, aber
liebevoll breitet Mutter Natur ihren decken-
den Pflanzenmantel über diese Entglei-
sungen des menschlichen Geschmacks und
paßt sie allmählich wieder ein in die Ge-
samterscheinung des Gartens, welche hier
als eine gute und gelungene bezeichnet
Werden muß.

Ich würde die Gartenanlagen Baga-
telles unvollständig schildern, würde ich
noch seiner Rosengärten vergessen. Ein
kleiner mauerumfriedigter Rosengarten
(Abb. 8) in Form eines langgezogenen
Rechtecks, die schmalen Rechtecksseiten
durch schlichte Gebäude in guten Formen
abgeschlossen, war von einer durchaus be-
friedigenden guten Raumwirkung. Das
große rechteckige Mittelfeld war durch
einen Weg, welcher mit Rosenbögen über-
spannt war, in zwei Teile geteilt. Der
Bogengang war von guter Wirkung, mir

sagen solch lose aufgestellte Einzelbögen
für die Rose weit besser zu als der ge-
schlossene Laubgang. Bei den Einzel-
bögen sind die Rosen stets günstig zu
sehen, bei dem geschlossenen Laubgang
blühen sie meist für die Vögel des Him-
mels aber nicht für die Menschen, welche
im Laubgang lustwandeln.

Auf den Langrabatten waren Stauden
angepflanzt in etwas wahllos durchein-
ander gestreuter Art; ich kann dieser
Methode keinen Geschmack abgewinnen,
da ist doch die englische Stauden-
rabatte etwas weit Vollkommneres. Die
eine der Umfassungsmauern war hoch,
sie war mit feinem Spalierwerk über-
zogen und daran rankten Rosen und
Waldreben in buntem Durcheinander,
es muß von sehr lustiger, froh stim-
mender Wirkung sein, dies farbenfrohe
Blütendurcheinander zur Florzeit; wie
wir da waren, hatte die herrschende
Gluthitze den ersten Rosenflor schon ver-
nichtet.

Außer diesem petit jardin war noch ein großer,
reich bepflanzter Rosengarten da, wo niedrige Rosen,
Hochstammrosen, Trauerrosen, Pyramiden, Guirlanden-
rosen in üppigem Durcheinander gezeigt wurden (Abb. 9)
Die Art dieser Anordnung unterschied sich in nichts
von der auch bei uns herrschenden Pflanzungsart in
Rosengärten, sie war nicht besser und nicht schlechter,
aber noch weitab von dem wünschenswerten Ideal
eines vollkommen schönen Rosengartens. Wie schwer
ist’s doch, gute Rosengärten zu bauen!

(Fortsetzung folgt.)

Abb. 7. Park von Bagatelle: Seerosenteich mit Grotte.
Aufnahme von Gartenarchitekt Bertram, Dresden.
 
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