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Die Gartenkunst — 14.1912

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Wieler, Arved Ludwig: Die Ausbildung der Gartenarchitekten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0316

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XIV, 20

DIE GARTENKUNST.

309

nerische Ausbildung fortfallen, da-
für soll das Abiturientenexamen
eingeführt und das Studium an die
technische Hochschule, die um
einige Lehrstühle für Gartenkunst
zu erweitern wäre, verlegt werden.

Die Gartenarchitekten sollen dem-
nach dieselbe Vorbildung genießen,
wie die Architekten. Da aber Herr
Hoemann selbst das Gefühl zu haben
scheint, daß viele berufen, aber nur
wenige auserwählt sind, so knüpft
er an den Besuch der technischen
Hochschule für den Gartenarchitek-
ten die Forderung des „Nachweises
einer ausreichenden künstlerischen
Begabung“. Für den Besuch der
technischen Hochschule ist aus-
schließlich der Besitz des Abitu-
rientenzeugnisses maßgebend, be-
sondere Bedingungen können nicht
daran geknüpft werden. Es wäre
also der Vorschlag von Herrn
Hoemann über die Ausbildung der
Gartenarchitekten dazu angetan,
dem Beruf für die Lösung künst-
lerischer Aufgaben auch ungeeignete Kräfte zuzuführen,
die heute noch durch Abwanderung in andere Gebiete
des Gartenbaues Ersprießliches leisten können.

Aber ganz abgesehen von diesem gewiß schwer-
wiegenden Moment sprechen noch andere Gesichts-
punkte dafür, die praktische Ausbildung nicht kurzer
Hand aufzugeben. Im vollen Besitz
der einschlägigen gärtnerischen Aus-
bildung glauben Herr Hoemann und
seine Gesinnungsgenossen diese
Kenntnisse gering veranschlagen zu
sollen, wahrscheinlich, weil ihnen
nicht auf Schritt und Tritt zum Be-
wußtsein kommt, welchen Schatz
sie darin besitzen. Sollte nicht
gerade die praktische Beschäftigung
mit den Pflanzen während der Lehr-
und Gehilfenzeit ganz wesentlich
dazu beigetragen haben, sie mit
denselben vertraut zu machen und
ihnen eine wertvolle Grundlage für
ihre spätere Wirksamkeit zu geben.

Ich möchte es für eine sehr schwere
Aufgabe halten, sich die ausreichen-
de Materialkenntnis neben dem
Studium an der technischen Hoch-
schule zu verschaffen, selbst wenn
hierfür ein besonderer Lehrstuhl
eingerichtet würde, da der Studie-
rende niemals in so intime Be-
ziehung zu der Pflanze treten wird,
wie es sonst durch die praktische

Partie aus dem Luxemburg-Garten. Aufn. von Garteninspektor Halbritter, Neukölln.

gärtnerische Betätigung geschieht. Mir scheint aber
auch für einen großen Teil der Gartenarchitekten
eine umfassende Ausbildung im Gartenbau unent-
behrlich zu sein; denn in kleinen und mittleren
Städten, wo man auch schöne Gärten zu haben
wünscht, wird der Nur-Gartenarchitekt selten auf

Blumenparterre im Luxemburg-Garten. Nach einer Autnahme von kgl. Hof-
gärtner Potente, Potsdam.
 
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