Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 14.1912

DOI Artikel:
Wieler, Arved Ludwig: Die Ausbildung der Gartenarchitekten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0318

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XIV, 20

DIE GARTENKUNST.

311

mir nach allem aussichtslos, das Herrn Hoemann vor-
schwebende Ideal im Sturme zu verwirklichen; wenn
es überhaupt zu verwirklichen ist, so geht das nur
ganz allmählich und zwar so, daß man zunächst auf
der technischen Hochschule festen Fuß zu fassen sucht,
indem man die ergänzende Ausbildung auf sie verlegt.

Im vorigen Jahre konnte ich in diesem Blatte
darauf hinweisen, daß die Technische Hochschule
Aachen sich bereit erklärt hätte, sich im Rahmen ihrer
Studienpläne der Gartenarchitekten anzunehmen. Dieser
Vorschlag hatte die Zustimmung der Regierung gefunden.
Es scheint mir nun der einzig mögliche Weg zu sein,
wenn die Gartenarchitekten ihr weitgestecktes Ziel
erreichen wollen, daß sie diese Bildungsgelegenheit
aufsuchen, wie es
bereits einige
jüngere Garten-
architekten getan
haben. Sollten
die Erfahrungen
lehren, daß die
Einrichtung wei-
terer Lehrstühle
für ein zweck-
mäßiges Studium
der Gartenarchi-
tekten erforder-
lich ist, so ist vor-
aussichtlich dies
beigutenBesuche
zu erreichen.

Auch lassen sich
von hier aus
vielleicht leichter
Mittel und Wege
finden, die Vor-
bildung zu modi-
fizieren, als wenn
die Gartenarchi-
tekten ohne Be-
ziehung zu einer
technischen Hochschule und dem Ministerium sind. Damit
aber das Interesse dieser Faktoren nicht einschläft, ist ein
reger Besuch der Hochschule erforderlich, denn er erst
läßt erkennen, daß tatsächlich ein Bedürfnis vorliegt.
Leider ist der Besuch bisher nur schwach gewesen, aber
Aachen kann sich mit der Gartenkunstklasse in Düssel-
dorf trösten, wo der Besuch auch nicht stärker war. Ich
kann Herrn Hoemann jedoch nicht beipflichten in bezug
auf die Ursachen, auf die er den schwachen Besuch
der technischen Hochschule zurückführt. Der Mangel
eines Lehrstuhls für Gartenkunst kann nicht der Grund
sein. Dies Fach wird allerdings von Herrn Hoemann
als wesentlich für die Fortbildung erachtet, aber nicht
von der Mehrzahl der Gartenarchitekten, wie aus den
Forderungen*) hervorgeht, welche die ehemaligen Wild-
park-Dahlemer in ihrer Versammlung vom 5- Dezember

*) Wieler, Studium für Gartenarchitekten an der Tech-
nischen Hochschule zu Aachen 1911. XIII. Jahrg. S. 140. Anm.

1909 erhoben haben. Sie haben das Hauptgewicht
auf eine allgemeine künstlerische Ausbildung gelegt,
die ihnen die technische Hochschule auch heute schon
bietet. Ich sehe den Grund für den schwachen Besuch
der technischen Hochschule in dem schwachen Geld-
beutel der in Betracht kommenden Persönlichkeiten
und in dem Wunsche, möglichst bald eine Stellung
zu erlangen. Ist es bisher ohne Weiterbildung ge-
gangen, wird es wohl auch noch weiter so gehen. Der
Widerspruch zwischen Theorie und Praxis! Man
möchte fürchten, daß sich der Besuch nur dann wesent-
lich heben wird, wenn das ergänzende Studium gleich-
sam zwangsweise eingeführt wurde. Man könnte z. B.
daran denken, daß die Regierung sich herbeiließe, für

die Gartenarchi-
tekten den Titel
„Gartenmeister“
in „Gartenbau-
meister“ umzu-
wandeln und für
seine Erlangung
den zeitweisen
Besuch der Tech-
nischen Hoch-
schule in Aachen
vorschriebe.
Durch den Stu-
dienplan für Gar-
tenarchitekten an
der Technischen
Hochschule zu
Aachen ist das In-
teresse für sie bei
der Regierung,
wenigstens des
Ministeriums für
Kultus undUnter-
richt, geweckt
worden, schläft es
wieder ein infolge
unzureichenden
Besuches, so liegen die Verhältnisse für die Garten-
architekten aussichtsloser denn je. Scheitert der Ver-
such mit der Aachener Technischen Hochschule, so
wird die Regierung schwerlich den Versuch an einer
anderen Hochschule, obendrein mit erweitertem Pro-
gramm, wiederholen. Mag Berlin mit Rücksicht auf
seine Kunstschätze für die Gartenarchitekten vorzuziehen
sein, so bietet andererseits die kleinere Hochschule Aachen
für das Studium der Gartenarchitekten große Vorzüge,
indem die Studierenden mit den Professoren in viel
engere Fühlung kommen und dadurch einen unschätz-
baren Gewinn für ihre Ausbildung haben. Glaubte
man aber, daß das Fehlen eines Lehrstuhls für Garten-
kunst ein schwerwiegender Mangel wäre, so lag es
für diejenigen Kreise, welche im Prinzip das Studium
an der technischen Hochschule wünschten, nahe, sich
dieserhalb mit der Aachener Hochschule in Verbindung
zu setzen.-

Statuen im Luxemburg-Garten vor einer spalisierten Gebäudewand
(schlechte Aufstellung).
 
Annotationen