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Die Gartenkunst — 14.1912

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Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienreise der "D. G. f. G." nach Frankreich, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0336

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XIV, 21

DIE GARTENKUNST.

329

Rosen, welche die Kaiserin Josefine in ihrem berühmten
Garten zu Malmaison pflanzte, kurzum nichts ist über-
sehen und vergessen. Wir finden auch das alles wohl
geordnet und gut gepflegt. Der Rosenliebhaber kommt
ganz auf seine Kosten, ebensosehr der Botaniker, sogar
der Historiker, auch der Kultivateur und der Wissen-
schaftler, der Rosenkrankheiten erforschen und Rosen-
feinde studieren will, aber der Gartenkünstler wird nur
teilweise, nicht vollkommen befriedigt, und das ist
schade, denn der vollkommen schöne Rosengarten
wäre doch erst die Krone all dieser Bestrebungen auf
dem Gebiete der Rosenzucht.

Wie zeigt man all die Einzelschönheiten dieser
edlen Pflanze, so daß nicht nur die Einzelschönheit
als solche wirkt, sondern daß sich all diese Einzel-
heiten zu einer Einheit, einem schönen, gegliederten
Ganzen zusammenfügen?

Es ist schwer, fast unlösbar, und doch sollte man
versuchen dies schöne Rätsel zu lösen. Wenn nun
aber auch der Rosengarten l’Hay nach dieser Richtung
hin noch nicht vollkommen befriedigt, so gibt er doch
mancherlei Anregung. Wir traten in den Garten ein
durch einen breiten Laubengang von guten Verhält-
nissen (siehe Bild). Wenn allerdings unten am Boden
bis zur Handhöhe die Säulen nochmals durch wag-
rechte Querverbindungen zusammengehalten wären, so
würde die Raumwirkung noch besser sein. Auch noch
einen Fehler haben diese geschlossenen Laubgänge,
ihre Blüten blühen, wie Miß Jekyll sagt, für die Vögel
des Himmels und nicht für die Menschen, die unter
den Rosen lustwandeln, man muß eigentlich Gelegen-
heit haben von oben, auf dies Blütenmeer hinab-

Laubgang aus dem Rosengarten ,,De l’Hay“.

(Gute Holzkonstruktion.) Aufnahme von kgl. Hofgärtner Potente.

zuschauen, wie solches bei Ter-
rassenanlagen ja möglich ist.

Besser ist es, wenn man die
Laubengänge so baut mit Treil-
lagewerk, daß man möglichst viele
Seitenflächen mit den Kletterrosen
überspinnen kann, wir sahen in
l’Hay einige derartige Typen, die
wohl brauchbar waren. Wir sahen
allerdings auch andere Typen, die
nicht nachahmenswert sind, z. B.
die Bögen aus Treillagewerk, die
einen Kreisbogenweg begleiteten,
aber nicht den Weg überspannten,
sondern sich in der Längsrichtung
aufbauten, das wirkt ungünstig,
auch dann noch, wenn das üppige
Rankwerk der Rose das jetzt noch
etwas hart wirkende Lattengefüge
übersponnen hat. Und doch ist
Laubengang, Pergola, Treillagewerk
notwendig, um der Rose, insbeson-
dere der Schlingrose gerecht zu
werden, nur muß das alles zweck-
entsprechend und in künstlerisch
einwandfreierForm gestellt werden.

Tragegerüst für Rosenbögen im Rosengarten „De 1’ Hay“. Die Konstruktion erscheint
in der Wirkung zu schwächlich.
 
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