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Die Gartenkunst — 14.1912

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Rothe, Richard: Harpalium rigidum
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Mitteilungen aus der Tagespresse
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Zur Tagesgeschichte
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Personalnachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0339

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332

DIE GARTENKUNST.

XIV, 21

geführt hat, nachdem sie im weiteren während des
ganzen Sommers ihren unerschöpflichen Blütenreichtum
in den lebhaftesten Farben erglänzen ließ, beut sie uns
an der Schwelle des Herbstes als Charakteristikum
gern das satte Gelb und Orange dar. Es sind Nuancen,
deren Leuchtkraft ein eigenartiger erwärmender Strahl
innewohnt, welcher in diesen klaren kühleren Tagen
dem menschlichen Auge doppelt wohltut. Es sind die
goldigen Töne der schönsten Helianthus-, Helenium-
Rudbeckia- und Solidago-Arten, die sich oft und leicht
mit dem Lila und Violett der Herbstastern, dem Weiß
des Chrysanthemum uliginosum und dem tiefen Blau
der Aconitum autumnale und Wilsoni zu herrlichen
Akkorden vereinigen lassen. Hochwachsende stattliche
Erscheinungen sind es, welche ihre Blütenfülle auf
schlanken biegsamen Stengeln gleich farbigen Wogen
im leichten Winde bewegen. Zu ihnen gehört die
schönste aller ausdauernden Sonnenblumen, Harpalium
rigidum, mit seinen langstrahligen Gartenformen Ligeri
und Miß Mellish. Sie gehören zu den besten Stauden,
die sich für das Inslebenrufen jener „Blumenwälder“
im Garten, von denen Karl Foerster in seinem Werke
„Winterhärte Blütenstauden“ mit seltener Sachkunde
und hoher Begeisterung zu uns spricht, hervorragend
eignet. Die Gartenformen des Harpalium rigidum sind
hinreichend bekannt. Durch Abtrennung der zahlreichen
Wurzelläufer sind sie leicht zu vermehren. In gut ge-
düngter, nicht zu schwerer Erde, am sonnigen Stand-
ort aufs üppigste wuchernd, bilden diese äußerst de-
korativen Schmuck- und Schnittstauden in der Hand
des kundigen Fachmannes ein wertvolles Pflanzen-
material. Ganz besonders aber möchte ich heute die
Vertreter der modernen Richtung in der Gartenkunst
auf die vielfachen Verwendungsmöglichkeiten derselben
aufmerksam machen. Immer mehr gehört es zu den
Gepflogenheiten der begüterten Klassen die Hoch-
sommermonate fern von ihrem Heim auf Reisen zu
verleben. Mit Beendigung der Saison sind sie zurück-
gekehrt für die Wunder ihrer Gärten doppelt empfäng-
lich. Eine Bepflanzung für reichen frühherbstlichen
Flor wird also heute schon vielfach zu einer wichtigen
Sonderaufgabe. Für ihre Lösung leisten die neueren
edel geformten Harpalium rigidum Varietäten geeigneten
Ortes sehr oft vortreffliche Dienste.

Richard Rothe,
Northeast Harbor, Maine.

Mitteilungen aus der Tagespresse.

Der Frankfurter Zeitung entnehmen wir nachstehenden
Bericht über den Schweizer Naturschutzpark:

Bei der schweizerischen Nalurforscherversammlung, die
in diesen Tagen in Altdorf stattgefunden hat, machte Dr. Paul
Sarasin interessante Mittieilungen über den jetzigen Stand des
Nationalparks im Unterengadin. Die Reservation ist jetzt für
99 Jahre gesichert. Durch einen Pachtvertrag hat die Ge-
meinde Zernez die weiten Gebiete von Val Cluoza, Tanter-
mozza, Praspöl, Munt la Schera, Fuorn und Stavelchod für
einen jährlichen Zins von 18200 Fr. abgetreten. Die , finan-

ziellen Mittel sind dank der Hilfe der Eidgenossenschaft ge-
sichert. Der schweizerische Naturschutzbund zählt jetzt 18000
Mitglieder, und er wird nun in der Lage sein, für den Unter-
halt des Nationalparks zu sorgen. Der Kanton Graubünden
hat für das gesamte Gebiet des Parkes ein Jagd- und Weide-
verbot erlassen, und es ist jetzt nur noch notwendig, sich
gegen die Wilderer zu schützen, was bei der Nähe der Tiroler
Grenze vielleicht nicht ganz leicht sein wird. Das Tierleben
hat sich schon jetzt ganz erfreulich entwickelt; es befinden
sich bereits gegen 300 Gemsen in der Reservation, dazu
Murmeltiere, Hirsche, Rehe, Adler und Schneehühner in
großer Zahl. Am Piz d’Esen hat man einen Steinbockschädel
gefunden, ein Beweis, daß der Steinbock früher in diesem
Gebiete vorhanden gewesen ist; man wird nicht lange zögern,
den Naturpark wieder mit diesen seltenen Tieren zu bevölkern.
Sehr reich und mannigfaltig entwickelt sich die alpine Flora
in den wilden Trümmertälern Valetta, Val Sassa und Val del
Diavel, auf den Felsengraden und an den Hängen des Piz
Quatervals und Piz Murter. Riesenpolster des gelben Mohns
und des breitblättrigen schneeweiß blühenden Hornkrauts ent-
quellen dem Gestein, in den Felsspalten blinken die blühenden
Kissen der Androsace helvetica; an windgefegten Stellen sind
die dichten Rasen der Polstersegge (Carex firma) zu absonder-
lichen Gestalten ausgeblasen, und etwa 40 weitere Fels- und
Geröllpflanzen reizen den Botaniker. Der Abstieg ins Spöltal
hinab, nach Praspöl oder Punt Perif, der mit der Zeit gang-
barer gemacht werden soll, zeigt uns auf den gewaltigen
Dolomitschutthalden in allen Stadien die Phasen des Kampfes
zwischen Schutt und Vegetation. Sesleria-Treppen, Carex
firma-Halden, Dryas-Formation bis zum geschlossenen Rasen.
Auffallend häufig war dieses Jahr hier das Phänomen des
„roten Schnees“ entwickelt Es wird nun noch dafür gesorgt
werden müssen, daß die Botaniker nicht über den National-
park herfallen. Einen Bären hat man bis jetzt im Val Cluoza
noch nicht entdeckt; aber dieses Gebiet stellt doch das letzte
Zufluchtsrevier des Bären in der Schweiz dar, und wenn die
Bären sich irgendwo in den Schweizeralpen wohl fühlen
können, so wäre es hier. Man wird wohl an ihre Ansiedlung
denken. Wenigstens ist auf dem Werbeplakat des schweize-
rischen Naturschutzbundes ein mächtiger Bär abgebildet, der
bedächtig über Legföhren dahinschreitet. Nun ist aber zu
erwarten, daß der schweizerische Nationalpark bald stark von
Touristen besucht wird — die großen Fremdenorte Schuls
und Tarasch liegen ja in der Nähe — und da könnte es den
Bären etwas ungemütlich werden, es könnte auch zu manchem
unangenehmen Renkontre zwischen ihnen und den Besuchern
kommen.

Zur Tagesgeschichte.

Orchideen-Ausstellung. Die Orchideen-Sektion der Deut-
schen Gartenbau-Gesellschaft wird in den Tagen vom Freitag
den 8. bis einschließlich Sonntag, den 10. Oktober dieses
Jahres im Herrenhause eine Orchideen-Ausstellung veran-
stalten.

Personalnachrichten.

Tonndorf und Durrschabel, Garteningenieure, eröffneten
unter gleicher Firma in Breslau-Carlowitz ein gartentechnisches
Bureau.

Georg Wanner, Stolp i. Pommern, ist zum Städtischen
Garteninspektor ernannt worden.

Wilms, Otto, Gartenarchitekt, Gelsenkirchen, übernahm
die Baumschule von Rosbergen & Co., Mehrhoog-Wesel (als
Filialstelle seines Hauptgeschäftes).

Für die Redaktion verantwortlich: Gartenarchitekt R. Hoemann, Düsseldorf-Grafenberg. Selbstverlag der Deutschen Gesellschaft für Gartenkunst.

Druck der Königl. Universitätsdruckerei H. Stürtz A. G., Würzburg.
 
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