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Die Gartenkunst — 14.1912

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König, Hermann: Non scholae, sed vitae discimus: ein Beitrag zur Ausbildung des Gartenarchitekten
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0344

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XIV, 22

DIE GARTENKUNST.

337

Nun ich meine, man sollte es bei einer so wich-
tigen Sache mit einer „mehr oder weniger aus-
reichenden“ Ausbildung nicht bewenden lassen. Ich
persönlich bin jedenfalls der Ansicht, daß sie weniger
ausreichend sein und die Praxis in keinem Falle
ersetzen wird. Sollte man der späteren Generation
nicht doch etwas zuviel zumuten, wenn man verlangt,
daß sich die zukünftigen Gartenkünstler ihre praktischen
Kenntnisse, welche wir uns in jahrelanger praktischer
Tätigkeit aneigneten, während des Besuchs der Gärtner-

Formeln gibt, aber nicht sehen und hören lehrt, dürfte
uns am wenigsten not tun, denn weder der künstlerische
noch geistige Adel wird mit dem Abiturium und der
Hochschule erreicht und heute Hochschulen für Garten-
architekten fordern, heißt ein ganz unnötiges Prestissimo
in dem Fortschritt unserer Kunst erzwingen zu wollen.
Wir sollten uns überhaupt vor wissenschaftlichen und
ästhetischen Dandytum hüten und Jene, welche den
Garten philosophisch nehmen, ihn sezieren, mit spitzen
Fingern auseinander zerren und schließlich darüber ein

Abb. 7. Gartenhaus. Entwurf und Ausführung von Otto Froebels Erben, Zürich.

lehranstalt so nebenher „ernassauern“ sollen. Das Aus-
scheiden der praktischen Lehr- und Gehilfenzeit ist
ohne Zweifel der wundeste Punkt in dem Hoemann-
schen Programm. Ich kenne jedenfalls eine ganze An-
zahl Gartenarchitekten, und es ist wohl kein Zufall,
daß es hauptsächlich selbständige Kollegen sind, die
die Meinung vertreten, daß schon heute unsere jungen
Fachleute eher über ein zu „wenig“ als ein zu
„viel“ an Praxis verfügen, wo hingegen an theoreti-
sierenden und philosophierenden Fachleuten kein Mangel
ist. Die Ausdehnung des Studiums, das nur feste

Buch schreiben, vielleicht unter der schöngemalten Auf-
schrift: „Akten des pp. Garten im XX. Jahrhundert“
und dasselbe nach mancherlei Irrfahrten schließlich
dem Museum überweisen; jene also leisten dem Fort-
schritt und der künstlerischen Entwickelung sicher keinen
Dienst. An einer guten Literatur haben wir noch nichts
zu viel und jede Neuerscheinung, welche wirklich posi-
tives Material mit Beispielen aus der Praxis bringt,
wird stets freudig begrüßt werden und auch eine dank-
bare Presse finden.

Doch welche Vorteile verspricht sich Herr Hoe-
 
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