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Die Gartenkunst — 14.1912

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Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienreise der "D. G. f. G." nach Frankreich, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0348

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XIV, 22

DIE GARTENKUNST.

341

Aus dem Alpengarten des Herrn Vilmorin. Autnahme von kgl. Hofgärtner

Potente, Potsdam.

für uns deshalb, weil sie eben nur in dem milderen
französischen Klima gedeihen. Aber mehr noch als
all dies erfreute ich mich als Gartenarchitekt daran,
daß in dieser Baumschule auch das bewährte, gute,
alltäglich gebrauchte Pflanzenmaterial in seltener Größe
und Vollendung vorhanden war. Wenn mir die Be-
stände der Crouxschen Baumschule bei Ausführung
einer großen Garten- oder Parkanlage zur Verfügung
stehen, so will ich einen Garten oder Park schaffen,
der im zweiten Jahre nach der Pflanzung aussehen soll,
als wenn er im zwanzigsten Jahre
stände. Diese Methode, von den
Pflanzen, welche auch in höherem
Alter mit Erfolg verpflanzbar sind,
größere Bestände heranzuziehen
und zur Verfügung zu halten, wird
in Deutschland viel zu wenig Ge-
brauch gemacht und doch sollte
ich glauben, daß sowohl dem Baum-
schulenbesitzer, als dem Garten-
gestalter, als auch vor allem dem
Gartenbesitzer damit gedient wäre.

Allerdings müssen diese Baum-
schulen in der Nähe der Großstädte
hegen, damit der Transport leich-
ter durchführbar, auch der Besuch
der Gartenbesitzer bequem ist.

Besonders schön und groß
sahen wir gut gezogenes Form-
Obst, dann prachtvolle Nadelhölzer
in bedeutender Größe, vor allem
Cedern und Edeltannen, FJiodo-

dendron in riesigen Prachtexem-
plaren, im Alter von 20—40 Jahren;
Laubholzbäume, z. B. Kastanien
von etwa 50 cm und mehr Stamm-
umfang, kurzum ein Material, mit
welchem man einen Garten auch
für einen grauhaarigen Auftrag-
geber so pflanzen kann, daß er
sofort in Genuß des Gartens tritt
und nicht erst Jahre lang warten muß.

Noch eins fiel mir in dieser
Baumschule sehr angenehm auf,
das war ein ziemlich ausgedehntes,'
parkartig gehaltenes Arboretrum,
in welchem viele Gehölzarten in
ausgewachsenem Zustande zu sehen
waren. Ich halte es für eine Ehren-
pflicht einer bedeutenden Baum-
schule, derartige Anlagen einzu-
richten, sie sind nützlich und lehr-
reich für den Baumschulenbesitzer,
indem sie ihm auch die Altersform
seiner Jungpflanzen vor Augen füh-
ren, sie sind nützlich und beleh-
rend auch für den Gartengestalter
und Gartenbesitzer. Einige der
größten unserer deutschen Baumschulen haben ja die
gleichen oder ähnlichen Einrichtungen, aber sie sind
doch noch nicht so allgemein wie es nützlich und
wünschenswert ist.

Ich habe oft tüchtige Baumschulspezialisten kennen
gelernt, welche ihre Gehölze im Baumschulalter sehr
wohl kannten, welche aber völlig versagten, wenn sie
dieselben Pflanzen in der ausgewachsenen Altersform
sahen. Der Gartenarchitekt muß beide Formen genau
und zuverlässig kennen. Derartige Arboretren an den

Aus den Anzuchtgärten des Herrn Vilmorin. Aufnahme von R. Hoemann, Düsseldorf.
 
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