Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Gartenkunst — 14.1912

DOI Artikel:
Hoemann, Reinhold: Erinnerungen an die Studienreise der "D. G. f. G." nach Frankreich, [5]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0362

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XIV, 23

DIE GARTENKUNST.

355

Wagen zur Besichtigung der Privat-
anlagen des Mrs. Halimbourg.

Wir fanden ein kleines fran-
zösisches Schlößchen, inmitten eines
großen, landschaftlich behandelten
Parks. Der Besitzer aber gestaltete
diesen Park, beraten von unserem
liebenswürdigen Führer, Herrn Di-
rektor Maumene in der Umgebung
des Schlößchens um und zwar
unter Anlehnung an die guten fran-
zösischen Vorbilder aus Lenötres
Zeit. So wurde mit gutem Ge-
schick auf der Giebelseite des Hau-
ses ein regelmäßiger, baumumrahm-
ter Blumengarten angelegt, der in
einer höhergelegenen, heckenum-
friedeten Terrasse endete. Gerne
muß man anerkennen, wie unsere
Bilder dies auch beweisen, daß
dieses Ziel wohl gelungen war und
wenn die Baum- und Heckenwände
im Laufe der Zeit so gewisser-
maßen etwas Patina angesetzt ha-
ben, und die unvermeidlichen Här-
ten der Jungpflanzung verschwin-
den, dann wird dieser Gartenteil wohl volle Befriedigung
gewähren.

Der Besitzer hat es auch nicht unterlassen, den
Garten wieder reich mit Vasen, Statuen und anderem
Schmuck zu zieren, oft mit gutem Glück, zuweilen
allerdings auch mit geringerem Erfolg. Die Statuen
waren teilweise zu klein. Es ist eigenartig, wie eine

Aufn. v. Garteninspektor Stähle, Hildesheim.
(Die Abbildung gehört zu dem Schrifttext in Nr. 22 S. 348.)

Figur, die im Bildhaueratelier ziemlich groß erscheint,
im Freien sofort wesentlich kleiner in die Erscheinung
tritt. So müssen im Park nach meiner Auffassung
figürliche Darstellungen mindestens etwas die natür-
liche Größe der menschlichen Normalfigur übertreffen,
tun sie das nicht, so erscheinen sie unzulänglich.
Diese Minimalgröße kann dagegen, je nach der Stellung,
im Park sehr erhebliche Steige-
rung erfahren. Die Möglichkeit,
die Maßverhältnisse von Garten-
plastiken zu studieren und zu prü-
fen, diesbezügliche Vergleiche an-
zustellen etc. war auf unserer
Studienreise in hohem Maße ge-
geben und ist wohl auch recht
ausgenutzt worden. Bei Weiter-
gang durch den Park gelangten
wir noch zu einem alten, reizvol-
len, rosenumsponnenen Gartenhäus-
chen, welches in seinen schönen
Verhältnissen trotz seiner Einfach-
heit sehr gefiel.

Der Besitzer ist im Begriffe,
dem Park noch weitere architek-
tonisch behandelte Teile anzu-
gliedern und diese neu auszu-
gestalten. Es war interessant, zu
beobachten, wie einige diesbezüg-
licheFragen unter den Teilnehmern
an der Fahrt manches Mal recht
verschiedenartige Antworten aus-
lösten, während bei der Kritik

Landhaus und Garten von Mrs. Halimbourg, Boursonne.
Aufnahme von Gartendirektor Berthold, Wiesbaden.

Quellenfassung im Walde von Chantilly.
 
Annotationen