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Die Gartenkunst — 14.1912

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Kiehl, W.: Noch einmal Oelander und Granatbaum
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Ehrlich, Walter: Die Ausbildung des Gartenarchitekten
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Zur Naturschutzparkbewegung
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https://doi.org/10.11588/diglit.20815#0388

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382

DIE GARTENKUNST.

XIV, 24

Noch einmal Oleander und Qranatbaum.

Nie vergessen habe ich diese beiden schönen Dekorations-
pflanzen, ja sie sind mir geradezu unentbehrlich in der Aus-
stattung der Gärten, für deren Bepflanzung ich zu sorgen habe.

Diese meine Vorliebe, hauptsächlich für den Oleander,
stammt wohl schon aus meiner Jugend- und Schulzeit, und
insbesondere aus den Tagen, die ich in meinem großelterlichen
Hause im alten Danzig verbracht habe. Das in der dortigen
Langgasse gelegene Haus, das wegen seiner mit reicher Bild-
hauerarbeit geschmückten Fassade mit zu den schönsten
Danziger Häusern gehört, hat auf dem langgestreckten Seiten-
bau ein mit einem schmiedeeisernen Geländer versehenes
flaches Dach, das von dem Wohnzimmer durch ein paar
Stufen zu erreichen ist; auf diesem Dach standen im Sommer
einige alte Oleander. Im Winter erhielten sie einen sehr
bevorzugten Platz, ein Zeichen, wie hoch die Oleander ge-
schätzt wurden; sie wurden „auf die Belle-Etage“ in denSaal
gebracht. Dieser Saal, der die ganze Breite des Vorder-
hauses einnimmt, war sehr geeignet für den Winteraufent-
halt, da er nur selten, meist nur zu Gesellschaften und dergl.
geheizt wurde. Hier also mag ich den Oleander kennen und
lieben gelernt haben. Nicht weniger gern habe ich die Gra-
nate. Dagegen ist mir der steife Lorbeer eine sehr unsym-
pathische Pflanze, die ich nur selten verwende, mag der Garten
noch so „geometrisch, vornehm und modern“ sein.

Ein in vollster Blütenpracht stehender Oleander ist durch
den Lorbeer überhaupt nicht zu ersetzen, und der Oleander
kann überall dort stehen, wo der Lorbeer verwendet wird.

Es war bisher nur schwer, schöne große Exemplare zu
erhalten, am leichtesten noch in kleinen Städten und auf dem
Lande, wie hier in der Nähe von Saaleck in Naumburg, Bad
Kosen und Bad Sulza. Dort bildeten sie im Verein mit Gra-
naten im heißen Sommer 1911 einen bezaubernden Schmuck
der Gärten und Straßen.

Es wäre mit Freuden zu begrüßen, wenn diese beiden
alten schönen Pflanzen wieder recht oft in den sogenannten
„geometrischen, vornehmen und modernen“ Gärten verwendet
würden, denn besonders diesen Gärten geben mit Blüten be-
deckte große Kübelpflanzen einen eigenartigen Reiz.

Kiehl, Saaleck.

Die Ausbildung des Gartenarchitekten.

Es ist noch nicht lange her, daß die Bezeichnung „Garten-
architekt“ in unserem Berufe allgemein aufgenommen worden
ist. Die Ursache hierfür ist wohl u. a. darin zu suchen, daß
noch vor 12 Jahren an der Wildparker Gärtnerlehranstalt kein
Architekt dozierte. Wer sich aber dem Publikum als „Garten-
architekt“ vorstellt, von dem wird erwartet, daß er nicht nur
den Garten selbst, sondern auch die Lauben, Brunnen, Balu-
straden etc. entwerfen kann.

Nachdem wir nun also den Schritt vom „Landschafts-
gärtner" zum „Gartenarchitekten“ getan haben, wird Architektur-
ausbildung unerläßlich. Denn es kann nur als ein vorüber-
gehender Notbehelf betrachtet werden, wenn bei Gartenanlagen
Hochbauarchitekten zum Entwürfe der Gartenarchitekturen
zugezogen werden. Das zweifache Denken und Fühlen,der
beiden Entwerfer muß in der ausgeführten Anlage stören.
Die Gärten des 17. und 18. Jahrhunderts wirken auch deshalb
so harmonisch, weil Garten, Schloß und alle anderen Archi-
tekturen stets von ein und demselben Manne entworfen sind.
Die umfangreichen Fähigkeiten, welche die Gartenarchitekten
vor 200 Jahren besaßen, allmählich wieder zu erlangen, muß
das Ideal unseres Berufes sein. Einen Schritt weiter auf
diesem langen Wege kann augenblicklich die Düsseldorfer
Kunstgewerbeschule bringen, denn der berühmte Professor
Kreis, welcher dort doziert, hat nicht allein für Monumental-
bauten, sondern auch gerade für Gartenarchitekturen, die ja
etwas anderes sind, als z. B. Straßenfassaden, besondere
Neigung. Neben dem Hauptstudium bietet die Kunstgewerbe-

schule vielfache Gelegenheit, sich im Zeichnen und Malen zu
üben. Denn wer mit dem Stift entwerfen will, muß sich im
Zeichnen üben.

Auch die Titelfrage ist wieder angeregt worden. Uber
Titelsucht ist oft geulkt worden. Die „Fliegenden Blätter“
erzählten einmal: „Wer keinen Orden bekommen kann, lacht
über die Orden, wer auf einen Orden hofft, lächelt, wer einen
bekommen hat, schmunzelt“. Wie die Orden, so die Titel.
Unbestreitbar ist, daß Titel in vielen Lebenslagen nützlich sind,
überhaupt in einem Berufe, dessen Daseinsberechtigung noch
nicht allgemein anerkannt wird. Auf den Wunsch nach An-
erkennung ist es wohl auch zurückzuführen, daß die Worte
„Kunst“, „Künstler“, sogar „anerkannte Künstler“ und „Meister-
atelier“ in unserem Berufe öfter beansprucht werden, als von
Architekten, Malern und Bildhauern zusammengenommen.
Nach 100 Jahren werden Kunsthistoriker darüber zu Gerichte
sitzen, ob zu unserer Zeit in unserem Berufe Kunst geleistet
worden ist. Walter Ehrlich, dipl. Gartenmeister.

Zur Naturschutzparkbewegung.

Dem Hannoverschen Tageblatt entnehmen wir folgende
beachtenswerte Mitteilung:

Der Naturschutzpark in der Lüneburger Haide.

Vor einiger Zeit teilte das „Hannoversche Tageblatt“
mit, daß von den Grundbesitzern des Gebietes, das für den
Naturschutzpark in der Lüneburger Haide in Aussicht ge-
nommen ist, eine kräftige Gegenbewegung gegen die Arbeit
des Vereins „Naturschutzpark“ eingesetzt hat, die ihren Aus-
druck vorläufig in einer Eingabe an die Minister des Innern
und der Landwirtschaft fanden.

In dieser Eingabe wird gebeten, dem Verein „Natur-
schutzpark“ keinen über das jetzt bereits erteilte Enteignungs-
recht hinausgehenden Einfluß auf den Grundbesitz einzuräumen.
Hauptsächlich wird dies damit begründet, daß es wohl nicht
angängig sei, Familien von der Scholle zu vertreiben, auf der
sie seit Jahrhunderten sitzen.

Damit ist eine Frage angeschnitten worden, die von ganz
erheblicher Bedeutung ist. Man hat bisher in dieser Ange-
legenheit immer nur darauf hingewiesen, daß man ein erheb-
liches Stück Ödland vor der Kultur und der Industrie retten
wollte, damit unsere Nachfahren die Möglichkeit hätten, sich
von der urwüchsigen Schönheit der Haide ein Bild machen
zu können. Gleichzeitig sollte der Naturschutzpark eine Frei-
stätte für alles Getier sein, das sonst überall verfolgt wird
und darum gleich dem Ur, dem Elch und dem Bären der
Ausrottung verfallen wird.

Es ist nicht zu leugnen und oft mit Begeisterung aner-
kannt worden, daß durch den Naturschutzpark unserem Volke
etliche Werte erhalten bleiben, die erst die kommenden Ge-
schlechter richtig einzuschätzen vermögen. Dieser Gedanke
brachte dem Verein Naturschutzpark jene großartige Entwick-
lung, die er in der kurzen Zeit seines Bestehens genommen
hat, er führte auch die Unterstützung der Regierungen herbei
und gewährte das Enteignungsrecht, soweit es jetzt besteht.
Es beschränkt sich, wie hier nochmals festgestellt werden soll,
darauf, daß es die Ausübung der Jagd und die Bebauung
verhindern kann. Durch die Enteignung der Jagd soll ver-
hütet werden, daß der ohnehin nicht starke Wildbestand noch
weiter vermindert werden soll oder daß manche längst selten
gewordene Raubtiere ganz vernichtet werden. Durch die
Beschränkung der Bautätigkeit soll die Ausführung von Bauten
verhindert werden, die das landschaftliche Bild stören.

Der Gedanke, der der Schaffung des Naturschutzparkes
zugrunde liegt, ist ohne Frage so großartig, daß man ihm
ohne weiteres Opfer bringen muß, selbst die Enteignung an-
wenden muß, wenn anders die Ausführung nicht möglich ist.
Nun aber wird die Aufmerksamkeit mit einem Male auf Be-
lange gerichtet, die man bisher ganz übersehen oder doch
als ziemlich unbedeutend beiseite gestellt hat. Daß diese Be-
 
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