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Geiges, Fritz
Der mittelalterliche Fensterschmuck des Freiburger Münsters: seine Geschichte, die Ursachen seines Zerfalles und die Maßnahmen zu seiner Wiederherstellung ; zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Baues selbst (Band 2) — Freiburg i. Br., 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.11877#0115
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314

öurdj Befcbjuß ber tDirt[cä?aftsöeputation öer fjod^djule Dom
7.Hooember 1812 bem<5eiftlid?en Rat Prof. 3ol?. £eonr/arö
fjug als roeitaus ITteiftbietenbem um ben gleichen preis
3ugefd?Iagert roorben mar. Daß biefer ben Kauf, roenn auch
ungenannt, im Auftrag öer funftfinnigen Hachbefirjerin coli*
30g, trrirö man um fo mehr annehmen bürfen, als fict) ber
als befonbers funftoerftänbig etrtgefdjä^te Käufer, bem dr*
furfjen bes f^odjlöblicfyen Konfiftoriums entfprechenö, 3Uüor
gemeinfam mit bem Prof. 3ot?. Hb. (Bottl. Schaffroth 3U
einer Begutachtung bereit gefunben hatte unb fein nach5
heriges (Bebot ben auf „etliche 80 fl." oeranfcblagten Derfaufs-
roert nicht unroefentlich überftieg.

$ür unfere Betrachtung finb bie babei niebergelegten
Äußerungen infofern oon Belang, als fie in Derbinbung mit
ben Iltaßangaben bes Ausfehreibens in ber Sagespreffe eine
fiebere $eftftellung beffen ermöglichen, roas oon ben im Befitj
bes ITCünfters befinblicfjen $enfterfragmenten frember pro*
uenien3 ber früheren Dominifanerfirche entftammt. 3n öem
unterm 16. Auguft 1812 oerfaßten Protokoll über bie Be-
roertung ber 3um Derfauf ausgebotenen Scheiben roerben
nämlich brei Klaffen unterfdjieben, roo3u gefagt roirb: „Die
erfte begreift 16 Stüde, bereu 3eicfmung nicht gan3 fd}lecht
ift. Die $iguren finb faft otme (Behalt; aber bie Beyroerfe,
ober dinfaffungen ertfyeilen irrnen etroas gefälliges. Die
3roeyte dlaffe enthält 19 Stüde, an benen $iguren unb
Beyroerfe unter bem mittelmäßigen [te^ett. Die britte
dlaffe enthält nur halbe Bilber oon größeren $en-
ftern, bereu bie eine Jjälfte 3U (Brunbe gegangen ift. ds
finb 4 Stüde. Dann fanben roir nod? einen Raufen
Brucbjtüde, aus benen fich für Heinere runbe $enfterlöd]er
nod} ettoas 3ufammenfe^en läßt, ober bie 3um flusbeffern
ber anbern oerroenöet roerben tonnen." Sämtliche 39 Scheie
ben rourben auf 85 (Bulben unb 15 Kreier eingefaßt.
Dabei belief fich ber Anfdjlag für bie 16 Stüde ber erften
Klaffe auf 43 fl. 12 fr.; für 19 ber 3roetten auf 25 fl. 39 fr.;
für bie 4 ber brüten — bie ihrer Qualität nach benjenigen
ber 3tr>eiten gleich gefd?ä^t roerben — auf 5 fl. 24 fr., unb
für ben als ziemlich beträchtlich" be3eidmeten Raufen
oon Bruchftüden auf 11 fl. Hach ber beinahe ein Siebentel
bes (banden betragenben Bewertung le^terer, bie boch
ficherlich nach einer geringeren Horm bemeffen mürbe,
bürfte es fich \$on um einen anfehnlichen deilbeftanb roei-
terer Scheiben gehanbelt haben. Someit barüber au$3ugs-
roeife bereits Sauer in feiner im 28. Bb. (1925) ber 3eit-
fchrift bes $reiburger (Befchichtsoereins oeröffentlichten Ab*
hanblung „Das prebigerflofter in $reiburg i. Br. unb feine
Kunft" berichtete, ergibt fich aus Dorftehenöem bas Un3u*
treffenbe oon beffen Angabe, bie buref] Prof. t)ug im „HTär3
1813" um 150 fl. erfteigerten Scheiben feien oon biefem an
bas nTünfter übergegangen. Unroefentlich ift bie mit nur

4 fl. 24 fr. angefeiste Bewertung ber 4 Scheiben oon Klaffe 3 ;
oon Belang finb bagegen bie unoermerft gelaffenen, meiner*
feits ber Befanntmacfmng im $reiburger IDochenblatt Hr. 81
oom TTCittrooch ben 7. (Dftober 1812 entnommenen Angaben
über bie Htaße ber 3m Derfteigerung am 22. gleichen Htonats
ausgefdjriebenen $enfter, roelche barnach für bie 39 gan3en
Scheiben eine (Bröße oon 3 Schuh in öer fjöhe unö 2 Sclmr)

5 3oll in öer Breite, ö. i. 0,90 auf 0,75 Hteter betrugen.

IDie man bei Derroahrung unö Derroenöung öiefer um
mäßiges dntgelt in öen Befit$ öes IHünfters gelangten foft*
baren drümmer einer erlofchenen Kunft oerfuhr, oon roel*
djen in öem Bericht öes $abrifprofurators $rey gefagt roirb,
öaß fie „oon öer fer/önften unö älteften Art", öas ift ein
Kapitel für fid?. 3unäd]ft mag öie $eftftellung genügen, öaß
uns oon alleöem nur noch ein Bruchteil oerblieben ift.

$lidrüeife untergebracht, fanöen fid? noch 16 non ein
unö berfelben r)anb ge3eichnete Scheiben in genannter Aus*
meffung unb einer Ausftattung, roie fie für Klaffe 1 unö 2
anöeutungsmeife befdjrieben roirb — teilroeife alleröings
3meds dinpaffung in öer ^öfje unö Breite mehr oöer roeniger
befefmitten —, in fünf $enftern öer Seitenfcfn'ffe oor. Dier
3ugehörige figurale Ausfdmitte in örei roeiteren. Unö öiefe
Stüde entfprechen in ihrem oerfchiebenen Defor öer ange-
nommenen Sdjeiöung, roobei fich alleröings nicht beftimmt
fagen läßt, roelche öer beiöen Arten feitens öer 3U Rat ge-
3ogenen Kunfioerftänöigen mit öer geringeren Hote beöacht
mürbe. Die bei 12 öerfelben in Runöfelöern, bei öen 8 üb*
rigen in Dierpäffe eingeoröneten $iguren finö oon gleicher
Qualität, unö öasfelbe gilt oon öeren ornamentalem „Bey*
roerf", öeffen tjauptmotio bei erfterer aus einer großblätt-
rigen didjenranfe befteht, roelche öie rautenförmig gerahm-
ten RTeöaillons umfchlingt, roährenö bei letzterer eine mit
großen drauben behangene IDeinranfe roellenförmig öurch
öie Dierpäffe gefchlungen ift. Acht Htebaillons öer erft*
genannten Stüde 3eigen Perfonififationen öer ITto*
nate, öie oier übrigen folche öes Kampfes öer dugen-
öen mit öen £aftern, bie 8 TTCebaillons ber letztgenannten
ebenfo Diele nicht namentlich be3eidmete fleine Stanöfigu-
ren, unö 3toar eine eiHge Katharina foroie brei
mangels fenntlich machenber Attribute nicht beftimmbare
Bifdjöfe (ober Äbte), 3roei Diafone unb 3roei dngel.
Da3U beroahrte bas Depot bie in Klaffe 3 oe^eiefmeten
4 $elber mit ben oerhältnismäßig roohlerhaltenen ©berteilen
3roeier größerer $iguren gleicher tjanö, bie, eine HTabonna
mit bem 3efusfnaben unb einen Diafon barftellenb,
offenbar bei ber oorgenommenen Schätmng nid}t befonbers
oermeffen, eine oon ben Angaben bes Ausfehreibens etroas
abroeichenbe Breite oon 0,76 unb eine fjöhe oon 0,82 Tfteter
haben. (Bleichen Orts fanb fich außerbem ein anfeheinenb
überfehenes — oielleicht aber auch ben Bruchftüden 3ugerecf/-
netes — HTittelfelb einer roeiteren $igur gleicher (Bröße
oor. IDenn barum Sauer a. a. ©. S. 71 barauf htnroeift,
baß „bie je^t in ber Htichaelsfapelle über ber dingangshalle
eingelaffenen Scheiben mit bem Reft eines dugenb- unb
HTonatsbilber3yflus aller IDahrfcheinlichfeit nach im
heutigen 3uftanb" 3U ben oon ber Unioerfität erroorbenen
(Blasmalereien ber. einfügen Dominifanerfirche gehörten, fo
barf öiefe Angabe bafnn ergäbt roerben, baß für bie an*
genommene fjerfunft ber in ben beiben feitlichen $enftern
ber üurmempore untergebrachten figuralen Selber — bie
feboch nicht nur bem genannten 3yflus entnommene Dar*
ftellungen enthalten — oolle (Beroißheit befteht. Bis auf
3toei nicht mehr unterbringbare unb barum gleich obgenannten
figuralen $ragmente größeren HTaßftabes mufealer Dermal^
rung überroiefene Darftellungen aus bem dugenben3yflus
rourben in ben 3ufällig eine bem Bebarf entfprechenbe Breite
 
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