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Geiges, Fritz
Der mittelalterliche Fensterschmuck des Freiburger Münsters: seine Geschichte, die Ursachen seines Zerfalles und die Maßnahmen zu seiner Wiederherstellung ; zugleich ein Beitrag zur Geschichte des Baues selbst (Band 2) — Freiburg i. Br., 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.11877#0116
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315

aufmeifenben, 3uoor blanf oerglaften £angbarmen öicfcr3toci-
teiligen Cidjtöffnungert fämtliche unter bie Kategorie ber in
Klaffe 1 unö 2 üer3eicfmeten Scheiben fallenben Stüde ein-
georbnet.

Aus öer öurcf? bas ITtotb festgelegten 3a>ölf3ahl öer
fraglos einem 3meiteiligen $enfter entnommenen $elber mit
öen rrtonatsbilöern ergibt fich nicht nur bie einfüge (Sröße
unb (Blieberung bes $enfters mit bem Gugenbe^yflus,
fonbern auch biejenige bes mit feinem Heftbeftanb 3uoor in
ben Seitenbarmen bes fog. IHalerfenfters eingeflicft gemefe*
nen mit ben (Ein3elheiligen, bie jetjt im Horbfenfter ber
(Empore eingelaffen finb. £ettterem ift im Unterfelb bie oon
Sauer formulierte lateinifcfye 3nfdjrift beigefügt, meldte 3U
beutfch befagt: „Diefe (Blasgemälbe, meiere einft bie Kirche
ber prebiger fchmüdten, finb nach Aufhebung bes Konoents,
fein- fcf/abhaft, in nerfcfyiebene $enfter biefes (Bottesr/auies
eingefetjt morben. Rad} bem großen Kriege mürben bie
3erftreuten Hefte 3ufammengefe^t unb mieber^ergeftellt in
biefe beiben $enfter ber Tlachaelsfapelle oerfe^t burdj
$. (Beiges 1923."1 Hadj einer berart flaren Dofumentierung
blieb ja fein Kaum für bas nachträgliche, menn auch nur
fein- gelinbe einfdjränfenbe „höcbjt ma^rfcheinlich", E003U
oielleidjt beftimmt haben mag, baß einer Ejerfunft biefer
Scheiben aus bem früheren Dominifanerflofter bei beren (Er*
merbung burd? bie ITCünfterpflegfchaft feltfamermeife mit
feiner Silbe gebadet mirb, obmobl fidj bie Kenntnis biefer
Procenien3 mittelbar burd? bie ben be3ar/lten preis begrün-
benbe Angabe ergibt, baß „bie $rau (Bräftn nach eingenom-
mener (Einfielt bei ^ieftger Unmerfitäts^Abminiftration ben
angegebenen Steigerungsbetrag oon 150 fl. nrirfücf) bafür
be3aljlt" Ijabe. 3mmerljin tonnte 3ant$en baraus (a. a. (D.
S. 41) bie Berechtigung 3U ber ben Sadperhalt oerfchleierm
ben Bemerfung ableiten: „3n ber nach bem £angfjaus fidj
öffnenben ITticfyaelsf apelle bes durmes finb bei ber jüng^
ften Reftaurierung bie $enfter ber Rorb; unb Sübfeite mit
oerfdjiebenen, Dörfer anbermeit im IHünfter angebrachten
Scheiben oerglaft, unter fjin3ufügung neuer Kompofitionen
im alten Stil", eine $ormulierung, melcf)e bie ITCeinung 3Us
läßt, bie betreffenben Scheiben feien für bas Rtünfter ge-
fdjaffen unb burch ifn*e Übertragung in bie durmempore
ihrem rechtmäßigen Stanbort ent3ogen morben. (Ein3ig
burch eine foldje mar es aber möglich, bie überlieferten
Hefte im Bau felbft 3U einem gefcr/Ioffenen (Befamtbilb 3U
oereinigen, beffen tDirfung burch bie erforberliche geringe
Derbreiterung ber meinen Ranbftreifen unb bie Derru^ung
auf 3ehn $elber feinerlei Beeinträchtigung erfährt, eine Re-
fonftruftion, mo3U ein3ig bie nad? bem Dorr/anbenen original
treu burchfüljrbare (Ergän3ung 3erftörter ornamentaler Seile
foroie ber (Erfalj 3meier weiterer (Engel bes Korbfenfters
nötig fiel, oon meldjen fich nur noch beren Köpfe flidtoeife
oorfanben. Daß in Derbinbung bamit auch 0*e noc^ 3U
traaytenben $ragmente ihrer urfprünglichen farbigen Der-
glafung aus merflicr) jüngerer 3eit, bie im Dierpaß bes 2Ttaß;
merfs untergebracht maren, einem ber nunmehrigen Aus;
ftattung bes $enfters angemeffenen rein ornamentalen
Defor meiden mußten, mofür ber einfüge „Raufen oon
Bruchftüden" möglichermeife bas geeignete ITCaterial hätte
liefern fönnen, ift felbftoerftänblich.

3rgenbmelche ihrer Bebeutung entfpredjenbe Betrach-
tung ift biefen ber $reiburger Dominifanerfirche entftam-
menben $enfterfragmenten bis jet;t nicht 3uteil gemorben.
Die meinerfeits in bem oor einem falben 3ahtfmnbert
im 9. 3ahrlauf biefer 3eitfchrift oeröffentlichten Auffa^
„$ragmente einer (Blasmalerei aus bem Beginne bes
14. 3at?rr?unöetts" niebergelegten Anfchauungen, bie oon
HTünfterbaumeifter Kempf oertrauensooll übernommen,
auch in ber erften Ausgabe bes gemeinfam mit d. Schuft er
bearbeiteten TITünfterführers (Eingang gefunben t)aben, be-
bürfen in mehr als einer f^inficht ber Berichtigung. Das
muß aber auch oon ben ber Abr/anblung beigefügten, teil-
roeife oon anberer f)anb ge3eichneten Aufnahmen gefagt
toerben. Soroeit bamit bie bereits betrachteten, einer jünge-
ren 3eit angehörenöen Darftellungen bergmännifcher (lätig-
feit in Derbinbung gebracht mürben, ift übrigens bem gleichen
3rrtum 3uoor auch fdjon 3- K. Rahn oerfallen2. Sauer hat
fiah a. a. (D. im Anfcf)luß an gebachten f^inmeis auf eine
fnappe dharafterifierung ber im Bau eingelaffenen Scheiben
befchränft. Das feitens ber Schriftleitung ohne Quellen-
angäbe beigefügte Bilbmaterial, 3U meinem ihr bie nach
3eicrmerifchen Aufnahmen f?ergeftellten 3infftöde überlaffen
mürben, ift bereits in meiner Abr/anblung über ben „Alten
$enfterfchmud" 3ur Deröffentlichung gelangt. (Einige roe-
nige nach ungenauen f)anbffi33en gefertigte Abbilbungen
finben fich in ber etnfehlägigen englifchen Oteratur. (Einen
Ausfchnitt aus ben 3uoor in ben Seitenbahnen bes fog.
IKalerfenfters eingeflidt gemefenen $ragmenten, mit einer
heiligen Barbara, bie in biefen niemals oorhanben mar,
brachte <X. f). King in feinem „Study book of mediaevel
architecture and art"3 unb in noch minber getreuer IDieber5
gäbe, mit gleichfalls ba3U fomponierter männlicher $igur,
auch C^tfis $. Day im Kapitel „Jesse Windows" feines
Buddes „Window, a book abaut stained and painted
glass". ©leidjen Orts ift, auf ben ornamentalen Defor be-
fchränft, ein $elb aus bem üugenb- unb JTTonatsbilber3ijflus
abgebilbet. Das ift alles.

Betrachten mir uns nun bie oier Bilberferien etmas
näher.

Don allen finb mohl biejenigen inhaltlich am bemerfenss
merteften, meldte auf bie eisernen IHonate entfallenbe
häusliche unb länbliche Befchäftigungen ober bas mechfelnbe
Bilb ber Hatur im Derlauf ber 3ahres3eiten oeranfchaulichen,
ein (Bebaute, ber uns in Derbinbung mit ben befannten
3eicf)en bes 3obiafalfreifes auf allen (Bebieten mittelalter-
lidjer Kunfttätigfeit, 3umal ber portalplaftif, begegnet unb
auch oon ber (Blasmalerei bes 13. 3at)rf?unöertsf menigftens
auf bem linfsrheinifchen (Bebiet, mit befonberer Dorliebe
aufgegriffen mürbe, mo bie mächtigen Rofetten ober Rab-
fenfter über ben ^auptportalen unb an ben $affaben ber
Querfchifflügel 3m (Einreihung foldjer Bilberfolgen bie benf-
bar befte (Belegenheit boten. tDährenb fid? nun für ein3elne
ber betreffenben ^anblungen, oon oerfchminbenben Ausnah^
men abgefeljen, früh e^ne Darftellungsmeife eingebürgert
hatte, bie unbeeinflußt burch bie eingetretenen Stilmanb-
lungen im mefentlichen burd? 3arjrt)unöerte unoeränbert
feftgehalten mürbe, bie in manchen 3yf^u aber auch fehlen,
ift bagegen bie Derbilblidmng ber ehnelnen lUonate nicht nur
 
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