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Gewerbeblatt
für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Taze einmal. Preis ohne ZuüellungSgebühr 36 Kreuzer für ven Jahrgang; Speditionsgebühr der Großh.
Postanstalten 9 kr., Zustellnngsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Furtwangen bei der Uhrenmacherschule oder bei der dorti-
gen Äroßh. Posterpeottion, auswärts bei allen Postbchörden und Buchhandlungen entgegengenommen.)

V. Jahrgang. 5.

Das Wasserglas.
Das merkwürdige Produkt, das Fuchs mit dem
Namen Wasserglas bezeichnet hat, ist ein Glas, welches
sich im Wasser lost; es wird in der Regel durch ein-
faches Zusammeuschmelzen von 15 Theilen Quarz, 10
Theilen Pottasche oder 9 Theilen Soda und 1 Theil
Kohle dargestellt und ist in trockenem Zustande wasser-
hell, hart und etwas schwer schmelzbar; wenn es fein
gepulvert in siedendes Wasser getragen wird, so lost
es sich bei fortgesetztem Sieden in 5 — 6 Theilen Wasser
vollkommen zu einer shrupdicken Flüssigkeit auf, die,
auf Glas, Mörtel und Holz aufgestrichen, zu 'einem
unverbrennlichen Firniß cintrocknet. An Lille wird diese
Flüssigkeit direkt durch Auflösung von Quarz (Feuer-
stein) in einer starken Natron-Lauge in eisernen Kesseln
unter einem Druck von 7 — 8 Atmosphären, also
ohne vorangehende Schmelzung dargestellt. Dasselbe hat
in Frankreich ungemeine Verbreitung gefunden, die
Architekten wenden es an, um die mit gewöhnlichem
oder mit hydraulischem Mörtel überzogenen Mauern,
um Häuser und Kirchen, aus verwitterndem Stein auf-
geführt, vor dem Zahn der Zeit zn schützen; mit ver-
schiedenen Farben gemischt, dient cs zum Anstrich auf
Holz, Stein und Eisen; es wird in den Kattuudruckereien
und Tapetenfabriken zur Befestigung der Farben auf
Papier und Baumwolle verwandt; das Holz, mit Was-
serglas getränkt, verliert seine Entzündlichkeit.
Es gibt einen sehr einfachen Versuch, welcher die
wichtigsten Eigenschaften des Wasserglases anschaulich
macht, eö ist folgender: Mau lege in eine Auflösung
von Wasserglas, welche etwa 10 Prozent trockene Sub-
stanz enthält, ein Stück gewöhnlicher Schrcibkreide, vor-
her benetzt mit gewöhnlichem Wasser, und lasse es 4—5
Tage darin liegen. Wenn man es nach dieser Zeit aus

Furtwangen, den 9. März I8S6.

der Flüssigkeit herausnimmt und trocknet, so wird man
wahrnehmen, daß die Kreide alle ihre gewöhnlichen
Eigenschaften verloren hat; aus einer weichen abfärben-
den Substanz ist sie in eine stcinharte feste Masse über-
gegangen, welche mit dem Fingernagel keinen Eindruck
mehr annimmt und, mit einem platten Körper gerieben,
Politur erhält; diese Aendcrung in der erstern Beschaffen-
heit erstreckt sich tief in das Innere des Stückes, je
nach der Dauer der Einwirkung des Wasserglases, und
rührt von einer wahren Verbindung derselben mit dem
Kiesclglase her, zu einer Masse, die durch Wasser und
Kohlensäure nicht mehr angegriffen wird. Man wird
hieraus den Nutzen des Wasserglases auf Mauern und
Kalkwänden und auf porösen verwitterten Bausteinen
leicht verstehen; wenn sic damit bis zu Sättigung ge-
tränkt werde», so wird ihre Oberstäche wie verkieselt
und gegen die Einwirkung der Witterung mehr als
durch irgend ein anderes bekanntes Mittel geschützt.
Darstellung des Wasserglases.
Das Wasserglas ist, wie wir nun schon wissen,
eine in Wasser auflösbare Verbindung von Kiesel-
erde und einfach kohlcnsaurem Kali (gereinigte Pott-
asche), oder einfach kohlensaurem Natron (Soda). In
den chemischen Laboratorien wird es im Kleinen dadurch
bereitet, daß man 100 Theile gepulverten Quarz und
60 Theile halb raffinirtcn Weinstein zusammenschmilzt
und die erlangte feste Masse pulvert.
Zur fabrikmäßigen Darstellung des Wasserglases im
Großen gab Fuchs (in Kastners Archiv, Band V,
S. 135) folgende Anleitung: 10 Th. Pottasche, welche
von Digestivsalz (Chlorkalium) frei sein muß und 15
Th. Quarz, welcher keine sehr merkliche Menge von Kalk
und Thonerde enthalten darf, weil durch diese ein Theil
 
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