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Gewerbeblatt
für Len
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Zustellungsgebühr 36 Kreuzer für ven Jahrgang; Speditionsgebühr der Großh.
Postanstalten 9 kr., Zustellungsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Jurtwangen bei der Uhrenmachcrschule oder bei der dorti-
gen Großh. Posterpedüion, auswärts bei allen Postbehörden und Buchhandlungen entgegengenommen.)

V. Jahrgang. > 0 7 Furtwangen, den 6. April 18S6.

Das Wasserglas.
(Schluß.)
Anstreichcn von HoHgegenständen mit Wasserglas ssatt
mit Oelfarbcn.
Das Verfahren bei Holzanstrichen, welche nicht
der Atmosphäre und dem Wetter ausgesetzt sind, ist
ganz dasselbe, wie es bei den Anstrichen der Tapeten
bemerkt worden ist. Auch die Mischungsverhältnisse
bleiben dieselben. Da hierbei die Farbe von der Holz-
faser besser eingesogen wird, wenn letztere unbedeckt ist,
so ist cs am besten gleich zuerst den Farbenanstrich zu
geben; doch darf dieser, eben so wenig wie beim An-
streichen mit Ocl- und Leimfarben, gleich sehr dick gege-
ben werden, sondern muß, besonders bei wenig deckenden
Farben, lieber zweimal aufgetragen werden.
Bei schon angestrichcnen Gegenständen muß die alte
Farbe immer entweder abgerieben, abgehvbelt oder durch
Neberstreicben mit Wasserglas-Auflösung, wie bei den
Tapeten beseitigt werden.
Bereits sehr viele Thüren, Fenster-Rahmen und
Fensterläden, so wie ordinäre Meubel und sogar ein
Fußboden, sind im Libliner Schlosse seit Mai 1839 so
eingestrichen, und entsprechen vollkommen.
Die Farbe wurde auf den Fußboden mit gelbem
Ocker, die sonstigen Anstriche durchaus weiß gegeben,
und dazu nur die gewöhnliche Kreide genommen. Diese
Anstriche unterscheiden sich von den Oelanstrichen höchstens
darin, daß die letzten; vergelben, während die mit Was-
serglas gemachten weiß bleiben.
Ein Vortheil ist außer allen jenen, welche schon bei
der Zimmermalerei erwähnt wurden, auch noch der,
daß ein solcher Anstrich, welcher in Hinsicht der Schön-
heit und des zu erfüllenden Zweckes den Oelanstrichen
vollkommen gleicht, kaum den zehnten Theil der

letzteren kostet, und durchaus geruchlos ist. Auch wenn
selbst die Zukunft lehren sollte, daß Oelanstriche dauer-
hafter wären, so werden sie es sicher nicht in dem Ver-
hältnisse sein, in welchem sie theuerer sind. Die An-
nehmlichkeit, die Fußböden nur reiben lassen zu müssen,
und selbst Fett- und Tintenflecke bei etwas Aufmerk-
samkeit blos mit gewöhnlichem Wasser entfernen zu können,
verdient wohl Berücksichtigung.
Daß die Schönheit und das Gelingen aller dieser
Anstriche nicht nur vom Wasserglas allein, sondern auch
von der Geschicklichkeit und dem guten Willen des Malers
und des Anstreichers abhängen, versteht sich übrigcus
von selbst.
Man wird leicht einsehen, daß man namentlich rück-
sichtlich dieser Anwendung des Wasserglases, als Stell-
vertreter des so theuer gewordenen Leinöls, mit einem
Aufwande von wenigen Groschen, durch Versuche im
Kleinen, sich von der Wahrheit oder Unwahrheit des
Gesagten bald überzeugen kann.
Anstrich van Hat,;- und anderen Gegenständen mit
Wasserglas zum Schutz gegen Fcuersgefahr.
Diese Verwendung des Wasserglases ist unstreitig
die wichtigste von allen, deren es fähig ist, indem die
damit behandelten brennbaren Stoffe, als Holz, Papier,
Leinwand, ja selbst Stroh, dadurch, wenn auch nicht
unzerstörbar werden, ihre Entzündlichkeit doch fast gänz-
lich aufgehoben wird, so daß sie, selbst von Flammen
umgeben, nur glimmend verkohlen, also eine Feuers-
brunst nicht fortpflanzen können, vielmehr in vielen Fällen
ihr Grenzen setzen werden.
Was nun das Anstreichen des Holzes selbst betrifft,
so hat man darauf zu sehen, daß der erste Anstrich
nicht mit zu sehr concentrirtem Wasserglas gemacht
 
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