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Gewerbeblatt

für den §
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Zustellungsgebühr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Speditionsgebühr der Großh.
Postanstalten 9 kr„ Zustellnngsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Furtwangen bei der Uhrenmachersckule oder bei der derii--
gen Großh. Posterpedltion, auswärts bei allen Postbehörden und Buchhandlungen entgegengenommen.)

V. Jahrgang. 24. Furtwangen, den 30. Novbr. 183«.

Elektrische Uhren.
Eine der ersten und schönsten Anwendungen, welche
man von der elektrischen Telegraphie gemacht hat, ist
die Construction der elektrischen oder elektromagnetischen
Uhren.
Wenn man in einer Stadt mehrere Uhren aufstellt,
so hat man dabei die Absicht, an allen diesen Stellen
die wahre Zeit anzugeben; diese kann aber dann nicht
mehr erkannt werden, wenn die einzelnen Uhren zu
gleicher Zeit verschiedene Stunden oder Minuten an-
zeigen. Die Uhrmacherkunst hat sich seit vielen Jahren
mit der schwierigen Aufgabe beschäftigt, Uhren von
durchaus gleichmäßigem Gang zu constrnircn; aber trotz
aller angewandten Mittel sind diese Bestrebungen stets
ohne Erfolg geblieben. Selbst die vollkommensten astro-
nomischen Uhren gehen nur während kurzer Zeit über-
einstimmend und man ist gegenmärtig damit einverstan-
den, daß eine vollständige Gleichmäßigkeit der Bewegung
von so complicirten Maschinen nicht erwartet wer-
den kann.
Bei der ungeheuren Geschwindigkeit, mit welcher das
galvanische Fluidum die Lcitungsdrähte durchläuft, und
die Gedanken mittelst des Telegraphen fast momentan
auf die bedeuteildsten Entfernungen überträgt, liegt der
Gedanke nahe, durch ähnliche Vorrichtungen auch die
Zeit zu tclcgraphiren, oder die von irgend einer Gewicht-
oder Pendel-Uhr angezeigte Zeit auf beliebig viele an-
dere, in beliebigen Entfernungen aufgestellte Apparate
zu übertragen.
Steinheil in München hat diese Idee zuerst in ihrer
Allgemeinheit aufgefaßt und sic zum Theil im Septem-
ber 1839 zur Ausführung gebracht; ihm allein gebührt
die Ehre der Erfindung der Zeit-Telegraphen.
Ein Jahr später (November 1840) und wahrschein-

lich ohne mit den Arbeiten Steinheils bekannt zu sein,
nahm Prof. Wheatstone, der schon im Laufe des Som-
mers 1840 seinen Freunden und Schülern gegenüber
seine Ideen über die Einrichtung galvanischer Uhren
mehrfach ausgesprochen hatte, ein Patent auf einen Zeit-
Telegraphen, während fast gleichzeitig der erfinderische
und geschickte Mechaniker Bain mit seinen Ansprüchen
auf die Ehre der Erfindung dieser Instrumente dem
Prof. Wheatstone gegenüber auftrat. Seitdem haben sich
fast alle Erfinder von elektrischen Telegraphen mit der
Construction und der Vervollkommnung der galvanischen
Uhren beschäftigt und es sind hier insbesondere, außer
Steinheil, Wheatstone, Baine, noch zu nennen: P. Gar-
nier, Wadhonn, Pernell, Fardely, Weare, Breguet,
Gläsener, Sichrer u. A.
Man kann alle diese Vorrichtungen in zwei Klassen
theilen; sie sind entweder bloß Zeit-Telegraphen, in
denen eine gewöhnliche Normal-Uhr, welche durch Ge-
wicht- oder Federkraft im Gange erhalten wirb, ihre
Zeit auf andere, entfernt stehende und durch einen Lei-
tungsdraht mit ihr verbundene Apparate überträgt, oder
aber die Normal-Uhr selbst wird, ohne daß irgend ein
Laufwerk zur Anwendung kommt, bloß durch galvanische
oder magnetische Kraft in Thätigkeit gesetzt und er-
halten.
Es ist klar, daß Einrichtungen der letzteren Art den
Vorzug vor den Zeit-Telegraphen verdienen, vorausge-
setzt, daß es gelingt, eine lange andauernde und wäh-
rend ihrer Wirksamkeit stets gleichbleibende galvanische
Kraft zu entwickeln, denn in diesem Falle fällt das Auf-
ziehen der Normal-Uhr und alles Reguliren derselben
gänzlich weg.
(Fortsetzung folgt.)
 
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