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Gewerbeblatt
für ven
Schwarzwald.

(Erscheint alle t4 Tage einmal. Preis obne Zustcllnngsgebühr 36 Kreuzer für ven Jahrgang; Sveditionsgebühr der Großh.
Postanstalten 9 kr., Zustellungsgebühr 20 kr. Bestellungen werven in Furtwangen bei der Uhrenmacherschule oder bei der dorti-
gen Großh. Posterveottion, auswärts bei allen Postbehorden und Buchhandlungen entgegengenommen.)

V. Jahrgang. .V"- El.

Furtwangen, den r. Juni 1836.

Heber den Einfluß der Maschinen auf den
materiellen und sozialen Zustand der Völker.
(Fortsetzung.)
Fassen wir nochmals kurz die volkswirtschaftlichen
Wirkungen der Maschinen zusammen, so kann man sich
so ausdrücken: mittelst derselben wird nicht nnr die
Quantität und Qualität der Leistungen und Produkte,
insbesondere auch der die weitere Gütererzeugung for-
dernden Kapiralbcstandtheile vermehrt, beziehungsweise
erhöht, sondern auch eine Masse persönlicher Kräfte
für anderweitige wirtschaftliche Zwecke oder höhere
immaterielle Dienstleistungen verfügbar.
Aus' ersterem Umstande erwächst die wohltätige
nationalökonomische Wirkung, daß die Erzeugungskostcn
und mit denselben die Preise der Produkte, bei deren
Erzeugung Maschinenkraft in Anwendung kommt, sich
oft unglaublich vermindern. So ist z. B. im Elsaß
der Preis der Baumwollenzcugc binnen 20 Jahren um
70 pCt. gefallen. Ans letzterem Umstande erklärt es
sich, daß, jemehr in einem Lande in Folge der Maschi-
nenanwcndung das reine Einkommen des Volkes sich
verstärkt, um so mehr die Klaffe der persönliche Dienste
Leistenden, insbesondere der Lehrer, Künstler, Acrzte re.
zunimmt. Welchen unendlichen Zuwachs die productive
Arbeitskraft eines Volkes aus der immer vollkommeneren
und ausgedehnteren Anwendung der Maschinen ziehen
kann, geht aus dem Beispiele von Großbritanien hervor.
Dort lieferte im Jahre 1792 die Maschinenkraft die
Arbeit von 10 Millionen Menschen, im Jahre 1827
die von 200 Millionen, im Jahre 1833 die von 400
Millionen und jetzt die von mehr als einer halben
Milliarde Menschen. Welchen Umschwung einzelne Pro-
ductionszweige in Folge der Maschinenanwendnng erlei-
den können, darüber liefert das Merkwürdigste Beispiel

die englische Mannfactnr. Diese hat binnen 65 Jahren
den Werth ihrer Production um das 2611fachc, das in
demselben angelegte Kapital aber nm das 1015fache
vermehrt. Bei der Handarbeit würde schon eine 10-
oder 20fache Vermehrung des Kapitals und der Pro-
duction unter die unerhörten Erscheinungen, gehören.
So wenig es einerseits möglich ist, die vorstehend
entwickelten vortheilhastcn Wirkungen des Maschinen-
wesens zu läugnen, so fehlt es doch in anderen Bezieh-
ungen ^nicht an zahlreichen Gegnern desselben, welche
geneigt sind, einen großen Theil der socialen Uebclstände
unserer modernen Staatsgescllschaften dem Maschinen-
wesen als deren Urheber zur Last zu legen. Unter
anderen werden demselben besonders folgende Vorwürfe
gemacht:
1) Da die einfache Menschenarbeit in der Regel
außer Stande sei, die Concurrenz der Maschincnkräfte
zu bestehen, so werde durch deren Anwendung in einem
derselben bisher entbehrenden Geschäftszweige unmittelbar
einer Anzahl von Menschen ihre seitherige Nahrungs-
quelle entzogen, es würden specifische Geschicklichkeiten
und Kunstfertigkeiten, mancherlei Werkzeuge und gewerb-
liche Vorrichtungen unbrauchbar gemacht, und zwar bald
gänzlich, bald wenigstens theilweise, und die bürgerliche
Gesellschaft gcnöthigt, die brodlos gewordenen und zu
anderen Arbeiten untauglichen Arbeiter ans öffentlichen
Mitteln zu unterstützen.
,2) Das Maschinenwesen bewirke eine ungleichmä-
ßigere Vertheilnng des Einkommens, indem die mit
großem Kapitalbesitze ausgerüsteten und arbeitenden Unter-
nehmer einen großen Theil der Gewinnste an sich zogen,
welche sich früher weit gleichmäßiger unter eine beträcht-
liche Zahl kleiner Unternehmer vertheilt hätten.
3) Die Maschinen- Anwendung und Bedienung setze
 
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