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Gewerbeblatt
für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle t4 Tage einmal. Preis ohne Zustellnngsgebiihr 36 Kreuzer für den Jahrgang; Sveditionsgebühr der Großh.
Postanstalten g kr., Znstellungsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Furtwangen bei der Uhrenmacherschule oder bei der dorti-
gen GroZH. Postervedltion, auswärts bei allen Postbehörden und Buchhandlungen entgegengenommen.)

V. Jahrgang. 6. Furtwangen, den 23. März 18S6.

Das Wasserglas.
(Fortsetzung.)
Eigenschaften des Wasserglases.
Das Wasserglas stellt im tropfbaren Zustande, in
welchem es Glasauflösung genannt werden kann,
eine etwas klebrige Flüssigkeit dar, die im concentrirten
Zustande gewöhnlich etwas trübe oder opalisirend ist.
Es reagirt alkalisch und hat einen schwachen alkalischen
Geschmack. Mit Wasser läßt es sich in allen Verhältnissen
mischen. — Wenn das spezifische Gewicht der Auflösung
— 1,15 ist, so enthält sie nahe an 28 Prozent wasser-
freie Glasmasse. — Wird sie weiter abgedampft, so
wird sie sehr zähe und läßt sich zu Fäden ziehen, wie
geschmolzenes Glas. Zuletzt trocknet sie zu einer Masse
ein, welche spröde, im Bruche muschlig, glasartig, glän-
zend und durchsichtig ist, und überhaupt die größte
Aehnlichkeit mit dem gemeinen Glase hat, dem sie aber
an Härte nächstebt. Wird die Auflösung aus andere
Körper gestrichen, so trocknet sie auch bei der gewöhn-
lichen Temperatur schnell aus und bildet einen firniß-
artigen Ueberzug. Das aus getrocknete reine Wasser-
glas erleidet an der Luft keine merkliche Veränderung,
und zieht daraus weder Wasser »och Kohlensäure an.
Auf die concentrirte Auflösung äußert die Kohlensäure
der Luft keine bemerkbare Wirkung, wiewohl sie zersetzt
und in eine steife Gallerte verwandelt wird, wenn man
Kohlensäuregas durch sie strömen läßt. Die verdünnte
Auflösung wird an der Luft mit der Zeit trübe, und
zersetzt sich nach und nach ganz. — Aus dem unreinen
Glase wittert nach einiger Zeit ein Salzgemisch aus,
welches Fuchs aus kohlensaurcm, salzsaurcm und unter-
schwefligsaurem Kali zusammengesetzt fand. Im siedenden
Wasser löst cs sich allmälig und ohne Rückstand auf;
im kalten geht aber die Auflösung so langsam von Stat-

ten, daß man glauben möchte, cs sei darin ganz un-
auflöslich. Ganz unauflöslich wird es nur dann, wenn
noch eine viel größere Menge Kieselerde damit in Ver-
bindung gesetzt wird, oder wenn andere Körper, Erden,
sonstige Mctalloryde re. hinzukommen, welche sich damit
zu dreifachen, oder doppelsalzartigcn Verbindungen ver-
einigen. Im Feuer blähet cs sich anfangs mit Geräusch
auf und s^mtlzt dann ziemlich schwer zu einem dichten
Glase, wobei es ungefähr 12 Prozent an Gewicht ver-
liert. Es enthält demnach im trockenen Zustande noch
eine bedeutende Menge Wasser. Der Weingeist scheidet
es unverändert aus seiner Auflösung ab, und gibt daher
ein Mittel an die Hand, es schnell aus dem flüssigen
Zustande in den festen zu versetzen. Wenn die Glas-
auflösung sehr concentrirt ist, so wird zu dieser Opera-
tion nur sehr wenig Weingeist erfordert, der auch keine
vorzügliche Stärke zu haben braucht. Dieses Mittels
kann man sich bedienen, uni reines Wasserglas aus
einer unreinen Auflösung darzustellen. Man läßt zu
diesem Zweck die durch Weingeist zum Gerinnen ge-
brachte Masse eine Zeit lang ruhig stehen, gießt dann
die Flüssigkeit vom Niederschlage ab, knetet diesen, nach-
dem man ihm etwas kaltes Wasser zugesctzt hat, schnell
durch, und preßt ihn aus. Einiger Verlust ist dabei
nicht zu vermeiden, indem von der weichen Glasmasse
auch das kalte Wasser sehr bald etwas auflöst. Die
Säuren zersetzen die Glasauflösung wie die Kieselfeuch-
tigkeit. Auf das feste Wasserglas wirken sie im ver-
dünnten Zustande stärker und schneller ein, als im con-
centrirten, und scheiden daraus die Kieselerde in Pul-
verform ab. —
Anwendungen des Wasserglases.
Die erste Anwendung, wozu Fuchs das Wasserglas
empfahl und wozu es, nach Bekämpfung unsäglicher
 
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