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Gewerbeblatt
' für den
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Lage einmal. Preis ohne Zustellungsgebühr 36 Kreuzer für ven Jahrgang; Speditionsgebühr der Groß!-
Postanstalten 9 kr., Zustellnngsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Furtwangen bei der Uhrenmacherschule oder bei der dortig-
geil Großh. Posterpedltion, auswärts bei allen Postbehörden und Buchhandlungen entgegengenommen.)

V. Jahrgang. iO. Furtwangen, den 18. Mai I8S6.

Ueber den l^influH der Maschinen aus den
matcrieUen und sozialen Zustand der Völker.
Zu den wirksamsten Mitteln, um die gütererzeu-
gende Kraft der menschlichen Arbeit zu verstärken, zählt
hauptsächlich die Anwendung der Maschinen.
Das Wesen der Maschinen besteht darin, daß sie
aus zusammengesetzten Arbeitögeräthen bestehen, welche
nur der Unterstützung der durch Menschenhand mit ihnen
in Verbindung gebrachten (insbesondere mechanischen)
Natnrkrästc bedürfen, um mittelst eines künstlichen Me-
chanismus die meisten technischen Thätigkeiten selbst zu
verrichten. Eine Maschine unterscheidet sich von einem
Werkzeuge dadurch, daß bei ihr die bewegende Kraft
nicht unmittelbar vom menschlichen Körper ausgeht,'
während das Werkzeug nur die Bewaffnung oder den
bessern Ersatz einzelner menschlichen Gliedmaßen bildet.
So ist z. B. der Pflug oder die Flinte eine Maschine,
der Spaten oder das Blaserohr ein Werkzeug; der Ham-
mer kann als eine besonders harte unempfindliche Faust,
der Blasebalg als eine besonders kräftige und ausdauernde
Lunge angesehen werden; die Zange wirkt ähnlich, wie
die menschlichen Finger oder Zähne, der Löffel ähnlich,
wie die hohle Hand, das Messer ähnlich, wie die Zähne.
Während somit die Werkzeuge fast lediglich nur zur
Unterstützung oder Ersetzung der menschlichen Gliedmaßen
dienen, zeigt sich die Aufgabe der Maschinen in der
Nutzbarmachung der äußeren (mechanischen) Naturkräfte
für menschliche Zwecke. So ist z. B. eine oberschlächtige
Wassermühle ein Mittel, um die Schwerkraft des flie-
ßenden Wassers zu benützen, und eine Dampfmaschine
ist ein Mittel, abwechselnd die Erpansivkraft der Dämpfe
und die Schwerkraft der Atmosphäre nutzbar für mensch-
liche Zwecke zu machen. Mittelst der Maschinen werden
die meisten Arbeiten, die außerdem durch Menschenhand,

unterstützt von einfachen Werkzeugen, verrichtet werden
müßten, oft aber überhaupt nicht, oder nicht so gut und
erfolgreich wie durch Maschinen vorgenommen werden
könnten, den Naturkräftcn aufgebürdct. Der höchste
Preis, den der menschliche Scharfsinn bisher in diesem
Gebiete errungen hat, ist unstreitig die Erfindung der
Dampfmaschine.
Dieselbe schildert I)r. Arnold in seiner Physik mit
Recht als ein lebendiges Wesen, welches sich die Zahl
seiner Stöße oder Pulsschläge selbst vorschreibt, dieselben
anzeigt, wie die Uhr die Schläge des Pendels, durch
sich selbst die Masse des Dampfes regulirt, deren es
benothigt, nach Umständen die Ventile wie Lippen öffnet
und schließt und die eingedrungene Luft wie ein aus-
hauchendes Thier ausstößt, die Glieder selber cinschmicrt
und durch Läuten einer Glocke die Wächter um Hilfe
ruft, wenn etwas brach, trotz der Riesenkräfte einem
Kinde gehorcht und sich zu Allem brauchen läßt.
Als ein höchst interessantes Beispiel der fast gänz-
lichen Ersetzung menschlicher Handarbeiten durch Maschi-
nen kann die in dem Thale von Rodborough in der
Gegend von Strvud in Großbritannien vor mehreren
Jahren errichtete großartige Manufaktur von Stecknadeln,
die aus einem Stücke verfertigt werden, dienen. Das
Hauptgebäude hat etwa 100 Fuß Länge und enthält
5 Stockwerke, welche sämmtlich mit Maschinen angefüllt
sind. Ein schönes lebendiges Wasser, welches die Kraft
von 40 Pferden besitzt und ein großes Wasserrad treibt,
setzt das Ganze in Bewegung, und die Maschinen ver-
richten sämmtliche Nadlcrarbeiten mit wenig Geräusch
oder Anstrengung. Die ganze Nadel wird nämlich aus
einem Stücke Metall gemacht, und nicht der Kopf ein-
zeln gesponnen und angesctzt. Das dazu gebrauchte
Metall ist sehr hart, und so sind die Nadeln sehr steif
 
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