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Gewerbeblatt
für ven
Schwarzwald.

(Erscheint alle 14 Tage einmal. Preis ohne Zustellnngsgebühr 36 Kreuzer für ven Jahrgang; Speditionsgebühr der Großh.
Postanstalten 9 kr., Zustellungsgebühr 20 kr. Bestellungen werden in Furtwangen bei der Uhrenmacherschule oder bei der dorti-
gen Großh. Posterpevition, auswärts bei allen Postbehörden und Buchhandlungen entgegengenommen.)

V. Jahrgang.

20.

Furtwangen, den s. Oktober 1836.

/(. Die Kreide- oder Oelmasse mit beson-
derer Berücksichtigung ihrer Anwendung
in der Uhrenkastenfabrikation.
(Schluß.)
Bei Herstellung schöner Abdrücke hat man aber
außer den Formen auch noch auf eine vortheilhafte Masse
Rücksicht zu nehmen.
Diese muß leicht knetbar und geschmeidig, nach
erfolgtem Trocknen hart und fest und gegen Einflüsse
der Temperatur möglichst unempfindsam sein.
Cemcnte, hydraulischer Kalk re. re. wendet man in
jenen Fällen an, in welchen die dargestclltcn Abdrücke
der Einwirkung der Witterung ausgesetzt sind.
Da die Uhrenkasten gewöhnlich nur für geschlossene
Räume bestimmt, also diesen Einflüssen nicht ausgesetzt
sind, so unterbleibt die Verwendung jener Stoffe für
diesen Fall.
Als geeignetstes Material für Bereitung guter und
haltbarer Abdrücke zur Verzierung von Uhrenkasten er-
probte sich bis jetzt eine Vermengung von Kreide, Ko-
lophonium, Leim und Leinöl, welcher man noch, um
die Festigkeit der Abdrücke zu erhöhen, gepulverten
Bimsstein, Ziegelmehl, feinen Sand, Holzsägemehl w.
beifügen kann.
Um eine innige Vermengung zu erzielen, kocht und
schmilzt man Kolophonium, Leim und Leinöl über einem
schwachen Feuer; bringt alsdann die frisch gekochte Masse,
am besten mit einem Spatel, zu der auf einem Brette
aufgchäuftcn Kreide, und knetet von dieser so viel hinzu,
bis das Ganze die uöthige Consistenz besitzt.
Die auf diese Weise erhaltene Masse wird alsdann
in die Form eingedrückt, wobei man nur darauf zu
achten hat, daß alle Vertiefungen des Modells hinreichend
mit Masse gefüllt werden. Für Stücke mit ebenen Grund-

flächen kann man sich hiebei eines Wellhvlzes bedienen;
in anderen Fällen geschieht es am besten mit den Fin-
gern. Je fester die Masse in die Form gedrückt wird,
desto schärfer und vollkommener wird der Abdruck. War
die Form vorher mit feinem Oel (Provenzer-Oel) ge-
hörig ausgestrichen (es darf jedoch kein Oel in der Form
stehen bleiben) und die Masse, so lange sie ihre Ge-
schmeidigkeit noch besitzt, wie oben angedeutet in die
Form gedrückt, so wird sich nach erfolgtem Trocknen
der Masse auch ein fehlerfreier Abdruck von der Form
abnchmcn lassen.
Das Abnehmen des Abdruckes von der Form erfolgt
am besten dann, wenn die Masse lederhart geworden ist.
Der Grund wird gewöhnlich mit einem scharfen Messer
von sehr dünner Klinge weggeschnitten.
Das Aufsetzen der Masse auf den zu verzierenden
Gegenstand (Kasten, Rahmen oder Schild) ist keine un-
wichtige Manipulation, indem, wenn diese nicht fest,
sondern hohl aufliegt, die Masse bei Stößen u. dgl.
leicht wieder abspringt. Am geeignetsten ist es, wenn
die Masse aufgeleimt wird. Es ist dabei möglichst frisch-
abgckochter, guter Kölner- oder Hausenblasen-Leim zu
verwenden. Da der Leim an geölten oder polirten Flä-
chen nicht anhaftet, so sind die zu verzierenden Stellen
durch Abkratzen davon zu befreien. Der Leim ist rasch
und warm auf der ganzen Rückfläche der aufzusetzcnden
Stücke aufzutragen, indem sich nur satt aufliegende
Theilc haltbar zeigen. Das hie und da übliche Auf-
nageln der Masse wird hiedurch überflüssig. Gut ist
es, wenn man beim Aufsehen der Masseverziernngen
noch den weiteren Vortheil beachtet, daß die halbtrocke-
ncn oder lederharten Stücke (die auf gebogene Flächen
aufzusetzcnden müssen ohnehin noch biegsam sein) so viel
als thunlich znsammcngeschoben werden. Das während
 
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