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fitber gibt das Musivsilber oder unächte Malersilber, und
ein Amalgama von 12 Thcilcn Quecksilber und l Theil Zink
dient zur sogenannten falschen Vergoldung des Kupfers.
Akkreditiv oder Creditbrief nennt man ein Schreiben,
durch welches ein Kaufmann einen auswärtigen Geschäftsfreund
ersucht, dem Ueberbringer desselben für seine, des Ausstellers,
Rechnung entweder eine unbestinmte Summe, die derselbe
brauchen wird (Akkreditiv in blsnoo), oder nur bis zu einem
gewissen angegebenen Betrage auszuzahlen. Gewöhnlich ver-
sehen sich Personen, welche eine weite Reise unternehmen mit
Accreditiöen, um unterwegs Geld erheben zu können und nicht
nöthig zu haben, große Summen bei sich zu fuhren. Auch
wird das Akkreditiv zuweilen an mehrere Handlungshäuser
auf verschiedenen Plätzen ausgestellt und eine bestimmte Summe
darin angegeben, welche der Inhaber (der Accreditirte)
daraus erheben kann. Jeder einzelne Adressat schreibt dann
unter das Akkreditiv, wie viel er darauf gezahlt hat und gibt
cs dem Inhaber zurück. Damit im Falle des Verlusts kein
Mißbrauch mit einem Akkreditiv getrieben werden kann, ist
es gut, wenn der Accreditirte seine ^kamensunterschrift darunter'
setzt, um dadurch die Identität seiner Person beweisen zu kön-
nen. — Außer den erwähnten in Form eines Briefes ausge-
stellten Akkreditiven bezeichnet man mit dieser Benennung auch
eine Art von Anweisungen, welche zuweilen ausgestellt werden,
um dadurch die auf eine wirkliche Anweisung gelögte Stempel-
abgabe zu ersparen. Es wird in der Regel ganz wie eine An-
weisung ausgefertigt, nur ist es im Tert nicht „Anweisung"
sondern „Akkreditiv" genannt; auch ist es immer bei Sicht
zahlbar und es ist daher gar keine Zahlungszeit darin angegeben.
Bleiweip, tlsru^ss, ist kohlensaurcs Bleiorpd, welches
gewöhnlich gewonnen wird, indem man Blei durch Essigdämpfe
langsam zerfressen oder in Orpd verwandeln läßt. Es werden
zu dem Ende dünne zusamineugervllte Bleiplatten in irdene
Töpfe aus darin befindliche Vorsprünge gesetzt, so daß sie den
Esfig, mit welchem tzie untere Hälfte der Töpfe ungefüllt wird,
nicht berühren; die Töpfe werden dann mit bleiernen Deckeln
verschlossen unv in Pferdemist oder Gerberlohe vergraben. .Läßt
man sie so lange darin, bis die Tafeln völlig in Orvd ver-
wandelt stnd, so erhält man das feinste Bleiweiß, Schiefer-
weiß genannt, welches noch die Form der zerbrochenen Blei-
platten hat und daher ganz rein ist. Gewöhnlich werden die
Platten jedoch schon früher, nach 3—4 Wochen, heransgenom-
mcn und das Bleiwciß abgeschabt und gemahlen. In neuerer
Zeit Hai man jedoch eine Maschine erfunden, durch welche das
den Arbeitern schädliche Verstäuben des Bleiweißes vermieden
wird, indem die Bleitafeln durch 2 in Wasser stehende Mcssing-
cplinder getrieben werden, welche das Bleiwciß?avon los-
drücken und zerreiben. Das reine Bleiweiß wird mit Gummi-
oder Stärkewasser zu Kuchen und in länglich viereckige Stücke
geformt, welche in blaues Papier «ungeschlagen und unter dem
Namen Kremserweiß verkauft werden; die gewöhnlichen

Soricn formt man in kleine kegelförmige Hiftchcn, die eben-
falls in blaues oder graues Papier geschlagen werden, oder
man verpackt sie auch unmittelbar in Fässer. Nach einem neue-
ren Verfahren leitet man einen Strom von Kohlensäure durch
Bleiessig, eine Auflösung von basisch essigsanrem Bleiorpd, wo-
bei sich ein sehr weißes, feines Bleiweiß niederschlägt, das
aber weniger gut deckt, als das auf die gewöhnliche Art be-
reitete. — Das in den Handel kommende Bleiweiß ist fast
immer mit geglühtem Alabaster, Kreide, Gyps oder mit Schwer-
spath gemischt, und die verschiedenen Sorten werden in der
Regel nur durch die größere oder geringere Quantität dieser
fremden Beimischungen erzeugt. Gutes Bleiweiß muß möglichst
schwer, ganz weiß und ganz weich und zart zwischen den Fin-
gern anzufühlen sein; zugleich muß es ganz trocken sein und
sich mit einiger Kraft, aber nicht zu leicht, zerdrücken lassen.
Zuweilen gibt man ihm einen kleinen Zusatz von Berliner-
blau oder Beinschwarz und nennt es dann Perlcnweiß,
oder man gibt ihm durch Grünspan einen Siich ins Grüne.
— Sonst galt das venetianische und das holländische Blciweiß
für das beste; jetzt aber liefern die englischen, deutschen und
französischen Fabriken eben so gute Waare. In Deutschland
gibt es namentlich Fabriken in Wien, Klagenfurt und Villach
in Oesterreich, in Osterrode am Harz, in Schweinfurt, Heil-
bronn, Eisenach, Dresden u. a. — Man benutzt es außer
als Anstrichfarbe mit Firniß auch zur Oelmalerei, zur Ver-
fertigung von Emaille, Flintglas, Pergament, in der Medizin
zu Bleisalben rc.

Bleiglä'tte oder Glätte, Inlüsrgyrum, ist ein geschmol-
zenes, halb verglastes Bleiorpd, welches hauptsächlich beim
Abtreiben des Silbers als Nebenprodukt gewonnen, aber auch
durch theilweises Schmelzen des Masstkot bereitet wirv. Es
ist eine grünlich-, grau-, bis rothgelbe, zuweilen goldglänzende,
zerdrückbare schwere Masse mit schuppigem Bruch, die bei län-
gerem Liegen noch zcrreiblicher und matt wird, wobei sie an
Gewicht zunimmt, indem sie Kohlensäure aus der Luft auf-
nimmt. Wenn sie hell von Farbe ist, nennt man sie auch Sil-
berglätte, die röthliche Gold glätte. Die beste von rother
Farbe kommt aus England, ferner vom Harz (Goslarer) und
aus Freiberg. Sie wird in bedeutenden Quantitäten zur Ver-
fertigung des Bleiweißes und des Bleizuckers , zur Töpferglasur,
zur Bereitung von Oelfirniffen und Mineralfarben, als Grund
der Vergoldung und Versilberung, zum Färben von Thier-
fellen und zur Bereitung mehrerer pharmazeutischer Präparate
benutzt.
heißt erhalten und per. (Pur oder pnur) scguit
wird daher häufig als Quittirungsformel unter Wechsel, Rech-
nungen rc., deren Betrag man bezahlt erhalten hat, gesetzt.

Mkionmctall nennt inan in England vaS mit Zinn
plattirr Ble«- welches zu Gefäßen angewender wird, die aus
bloßem Blei schädliche Wirkungen haben würden.,

Herausgegeben von R. Gerwig. — Druck von Friedrich Wagner in Freiburg.
 
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