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man vor jedem Eintauchen die Oberfläche auffrischen,
was mittelst einer mit gepulvertem Weinstein belegten
Bürste geschieht; für die glänzende Vergoldung genügt
es, den Gegenstand zwischen jedem Eintauchen bloß mit
der Kratzbürste zu reiben.
Zweites Verfahren. — Für sehr zarte Gegen-
stände muß man bei dem beschriebenen Verfahren an-
statt Silberpulvers für das sogenannte Amalgam Gold-
pulver mit dem Kochsalz und Weinstein anwenden; auf
diese Weise erhält man direkt ein Goldkorn, und je nach
dem gewünschten Ton, taucht man den Gegenstand ein-
mal oder mehrmals in das Vergoldungsbad.
Obgleich diese zwei Verfahrungsarten, nm die zu
vergoldenden Gegenstände auf ihrer Oberfläche zu kör-
nen, schon seit einiger Zeit bekannt sind und in der
Uhrmacherkunst benutzt werden, hat sie doch erst Hr.
Bovy mit Vortheil für Silberarbeiten, Bronze-Schmuck-
waarcn, kleine Statuen, Armleuchter re. angewendet.
Drittes Verfahren. — Derselbe Erfinder hat
ein neues Verfahren entdeckt, welches nicht nur bei Ge-
genständen aus Silber, Kupfer und Bronze anwendbar
ist, sonder» auch bei Artikeln von Zink, nachdem man
letztere zuvor auf galvanischem Wege mit einer Kupfer-
schicht überzogen hat.
Dieses Verfahren besteht darin, in dem erwähnten
sogenannten Amalgam das Gold- oder Silberpulver
durch Kupfer- oder Bronzepulvcr zu ersetzen.
Bovy nennt diese Vergoldungsweise DoruZe seri-
oigruno, weil ihr das Korn ein seidenartiges Ansehen er-
thcilt. Die Manipulation ist dieselbe wie bei den zwei
vorher beschriebenen Methoden; wir brauchen daher nur
die Bereitungsart des Kupferpulvcrs anzugeben. Um das
Bronzepulvcr zu erhalten, zerreibt man nur die käuf-
liche Bronze.
Kupferpulver. — Man löst 150 bis 200
Gramme reinen Kupfervitriol in 1 Liter Wasser auf; die
Lösung gießt man in ein Gefäß, welches wenigstens 5 Liter
Regenwasser enthält, in das man einige Streifen ganz
reinen weichen Eisens oder einige Täfelchen destillirten
Zinks gelegt hat. Wenn man die Operation beschleuni-
gen will, erhält man dieses Gefäß mittelst eines Was-
serbades auf einer Temperatur von beiläufig 30" C.
Nach etwa zwölf Stunden ist der größte Theil des
Kupfers als feines metallisches Pulver gefällt; man
gießt dann die überstehende Flüssigkeit ab, wascht den

Niederschlag mehrmals mit Wasser aus und schüttet ihn
in eine Porzellanschale, indem man, was von ihm zu-
rückbleibt, mit Wasser nachspült; das Wasser, welches
hiezu verwendet wurde, dccantirt man wieder. Nun gießt
man auf das Kupferpulver ein Gemisch von 1 Th.
Salzsäure und 3 Th. Wasser und stellt die Schale auf
ein gelindes Feuer, bis die Flüssigkeit dem Sieden nahe
kommt; dieß geschieht, um alles rückständige Zink oder
Eisen aufzulösen. Man dccantirt die saure Flüssigkeit,
wascht das Pulver mehrmals mit Wasser aus und reibt
es dann in den Händen, um die darin befindlichen Knol-
len zu zertheilen; da aber stets einige unter sich ver-
bundene Theile zurückbleiben, so muß man, um deren
Zusammenhang aufznhebcn, das ganze Pulver in eine
kleinere Schale geben und es darin beständig mit der
Hand nmrühren, während ein continnirlicher Strahl
kalten Wassers in diese Schale geleitet wird; die über-
schüssige Flüssigkeit lauft über deren Ränder und nimmt
denjenigen Theil des Pulvers mit sich, welcher die er-
forderliche große Zartheit erlangt hat. Diese Flüssigkeit
wird in einem großen Gefäß gesammelt.
Der am Boden der Schale zurückgebliebene Theil
wird wieder zwischen den Händen zerrieben und in be-
schriebener Weise nochmals geschlämmt, bis man daraus
kein hinreichend feines Pulver mehr gewinnen kann.
Dian sammelt endlich auf einem Filter alles Pulver,
welches das Wasser im großen Gefäße enthält; man
wascht es auf dem Filter mehrmals mit Wasser aus,
worauf es zu dem sogenannten Amalgam verwendet
werden kann, welches man aus beiläufig 1 Th. feuch-
tem Pulver, 17 Th. Kochsalz und 2 Th. Weinstein zu-
sammcnsetzt.
Wenn man das Pulver trocknen lassen will, so muß
man ein dem entzogenen Wasser entsprechendes größeres
Verhältniß von Kochsalz anwenden.
Man kann das Pulver unter Wasser, welches mit
ein wenig Salzsäure versetzt ist, aufbewahrcii, indem
man diese Flüssigkeit von Zeit zu Zeit erneuert; es ist
aber vorzuziehen, das frisch bereitete und noch feuchte
Pulver auzuwcnden, wodurch man jede Oxydation ver-
meidet.
Als Vcrgoldungsbad wendet der Erfinder bei diesem
neuen Verfahren vorzugsweise eine Auflösung von Gold-
oxyd in gelbem Blutlaugensalz an und zwar in der
Wärme.(Dingl. polyt. Journal.)

Herausgegeben von R. Gerwig. — Druck von Frievrich Wagner in Freiburg.
 
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