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erfolgt, so ist klar, daß eine solche Scheiben - Vorrich-
tung, obgleich sie jeder Gewicht- und Federkraft ent-
behrt, die Bewegungen des Zeigers in der Normal-Uhr
vollständig uachmachen muß. Diese Unterbrechung und
Wiederherstellung des Stromes geschieht durch die Nor-
mal-Uhr auf folgende Weise: Auf der Achse des Echap-
pement-Rades der Normal-Uhr, welches sich in einer
Minute ganz umdreht, befindet sich eine kleine Scheibe
von Messing, deren Umfang 60 gleiche Theile enthält,
von denen je einer um den andern ausgeschnitten nnd
mit einer isolirenden Substanz, z. B. Elfenbein aus-
gcfullt ist. Eine kupferne, äußerst leicht gespannte Fe-
der, welche an einem Elfcnbeinklötzchen befestigt ist und
daher mit den metallischen Theilen der Uhr in keiner
weiteren Verbindung steht, druckt mit ihrem freien Ende
leicht gegen den Umfang der eingctheiltcn Scheibe. Ein
Kupfcrdraht verbindet das feste Ende dieser Feder mit
dem einen Ende der Drahtspirale des in der vorbin
beschriebenen galvanischen Uhr befindlichen Elektromag-
neten, während das andere Ende dieser Spirale nach
der Achse der mit Elfenbein besetzten Unterbrechungs-
scheibe zurückläuft. Eine constantc Batterie von sehr
kleiner Dimension ist an irgend einer Stelle in der
Drahtleitnng eingeschaltet.
Bei diesem Arrangement wird die Batterie, sobald
die Normal-Uhr in Bewegung kommt nnd ihre Unter-
brechnngsscheibe dreht, abwechselnd geschlossen und ge-
öffnet, 'indem die Feder auf dem Umfange dieser Scheibe
bald auf Metall, bald auf Elfenbein steht. Da dieses
durch die Normal-Uhr 60mal in der Minute geschieht,
so erfolgt in jeder Sccunde eine Unterbrechung und
eine Wiederherstellung des galvanischen Stromes, und
daher muß in der galvanischen Uhr durch die Einwir-
kung des Elektromagneten ans das Echappement ihres
Secundcn-Zeigers derselbe genau mit jeder Sekunde
nm einen Theilstrich fortrücken.
Es ist klar, daß, da der Schließnngsdraht der
Batterie beliebig lang sein kann, eine beliebige Anzahl
von galvanischen Uhren oder derartigen Schciben-Appa-
ratcn alle Zeitangaben der Normal-Uhr wiederholen
kann. Es ist dabei bloß zu beachten, daß, je mehr
Zwischen-Apparate in die Drahtleitung eingeschoben
werden, der Strom nm so mehr geschwächt wird, nnd
daß also die Große der Batterie in ein richtiges Ver-
hältniß zu der Anzahl der eiuzuschaltcuden Uhren oder
zu der Länge des ganze» Leitungsdrahtes zu setzen ist.

Bei dieser Vorrichtung Wheatstoncs, cs mag die
Unterbrechungsscheibe nock so leicht gearbeitet sein, ist
es schwer, wegen des Reibnngswidcrstandes an der
Feder und an der Achse dieser Scheibe, eine vollkom-
mene Regelmäßikeit in dem Gange der Uhr auf die
Dauer zu erhalten.
Das elektrische Pendel von Bain. Bain
that daher einen Schritt vorwärts, als er in seinen
verschiedenen Zeit-Telegraphen entweder die Normal-Uhr
Wegfällen ließ, und eine Uhr bloß mit Hilfe der gal-
vanischen Kraft in gleichmäßigem Gange erhielt, oder
mit Beibehaltung einer Normal-Uhr die Pendelbewe-
gung derselben dazu anwandte, in der Drahtleitung,
welche alle elektrischen Uhren mit der Hauptuhr verband,
den galvanischen Strom von Secunde zu Secundc, oder
auch von Minute zu Minute zu unterbrechen und wie-
der herzusteüen.
Eine solche Uhr wurde von Bain im Anfänge
des Jahres 1844 zu Paris ausgestellt und veränderte,
nach einem Berichte Arago's, sich binnen Monatsfrist
nicht um eine Minute in ihrem Gange. Nach demselben
Systeme legte Bain mehrere Uhren in den öffentlichen
Gebäuden Edinburgs an, welche sich eben so gut be-
währt haben. Die Uhr geht vollkommen gleichförmig,
mag nun die ans sie einwirkcnde elektrische Strömung
stärker oder schwächer sein, wenn sie nur diejenige In-
tensität besitzt, die zur Bewegung des Pendels überhaupt
erforderlich ist. Es steht nämlich mit dem Pendel ein
sinnreicher Regulator in Verbindung, welcher die Aus-
gleichung der Strömung bewirkt, so daß das Pendel
stets gleichförmig hin- und herschwingt. —
Die elektrischen Uhren von P. Garnier.
Der Pariser Uhrmacher Garnier ging bei der An-
fertigung seiner chronometrischen Apparate von der
Ansicht aus, daß der für die Regulirung oer Uhr we-
sentlichste Theil, das Pendel, in seiner Bewegung nicht
gehindert werden dürfe, was bei den im Vorigen be-
schriebenen Uhren der Fall ist, da in ihnen direct auf
das Pendel eingewirkt wird. Auf der anderen Seite
bemühte er sich, der Bewegung des Hemmungsrades
eine größere Sicherheit zu geben und durch, eine eigen-
tümliche Construction zu verhüten, daß niemals eine
Bewegung dieses Rades um zwei Zähne zugleich erfolge.
Die von Garnier bereits im Großen ausgeführten
Uhren beruben auf dem Principe, die von einer Nor-
mal-Uhr angegebene Zeit einer beliebigen Anzahl von
 
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